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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. V. De prudentia
diejenigen, so es einmahl gehohlet, nicht wieder kommen. Deßwegen
setzte Cosmus den Zoll gering, denn was mir abgehet an der quantität
des Zolls, das ersetzt die Menge der Leute wieder. Schrödter hat bey
seiner Schatz- und Renth-Cammer eine schöne Dissertation de vectiga-
libus.
Der Braunschweigische Edelmann, so die Macht-Kunst ge-
schrieben, handelt auch hievon, hat es aber aus dem Schrödter genom-
men. Der Türcke, ob er gleich sonst ein tummer Kerl, nimmt doch zu
Smirna und Aleppo wenig Zoll, deßwegen ist eine grosse Handlung da-
hin. Bey denen importandis luxuriosis muß man sehen, wenn die Un-
terthanen dieselben consumiren, so muß man solche entweder gar ver-
biethen, oder einen grossen Zoll darauf legen; Hergegen, wenn man ei-
nem Orte der Stapel ist, man bringt viel luxuriosa dahin, die werden
aber nicht consumirt, sondern wieder fortgeschafft, als wie in Holland,
da kan man keinen grossen Zoll darauf legen. Also muß man diese
materie cum grano salis betrachten. Es ist gedacht worden, daß man
auf die importanda necessaria sollte einen kleinen tribut legen, da könnte
man objiciren: In Engeland wäre kein Papier, da habe man doch ei-
nen grossen impost darauf gelegt, welches doch unentbehrlich, deßwegen
sind eben die Bücher, so in Engeland gedruckt werden, so theuer. Es
ist dieses ein grosser Fehler in Engeland, daß sie nicht selbst Papier ma-
chen, auch in Holland, sondern hohlen es alle aus Franckreich, und
wenn man nachrechnet, was hier und da aus Franckreich von den Pa-
pier vor profit gezogen wird, so macht es etliche Millionen aus. Die
Engeländer haben nun diesen Fehler gesehen, daß sie in dem commerclo
mit Franckreich viel verlieren, deßwegen haben sie so einen grossen im-
post
auf das Papier gelegt, damit die Leute sollen encouragiret werden
Papier-Mühlen anzulegen. Man hat auch ein und andere fabriquen
in Engeland angelegt, aber noch nicht weit reussiret. Die Teutschen
sind gescheuter, und machen selbst Papier. Daher, als das commer-
cium
zwischen Holland und Franckreich gesperrt gewesen, so sind von
Nürnberg viele tausend Rieß Papier gehohlet worden, welches aber
nachgehends aufgehöret, weil sie es aus Franckreich wohlfeiler haben
können. Wenn man in Politicis einen Fehler macht, der verursacht gleich
einen grossen Lerm: denn es changirt sich gleich alles, und das kan man
nicht wieder umwenden. Wenn man die Fehler in Teutschland sehen
will, so kan man nur am Neckar-Strom und Rhein-Strom gehen,
da findet man so viel Früchte, daß die Leute malcontent seyn, wenn kein
Krieg ist, weil es sonst nicht kan verzehret werden. Die Holländer
hohlten es gerne ab, wenn sie einen freyen Paß hätten, aber der Fürsten

sind

Cap. V. De prudentia
diejenigen, ſo es einmahl gehohlet, nicht wieder kommen. Deßwegen
ſetzte Coſmus den Zoll gering, denn was mir abgehet an der quantitaͤt
des Zolls, das erſetzt die Menge der Leute wieder. Schrödter hat bey
ſeiner Schatz- und Renth-Cammer eine ſchoͤne Diſſertation de vectiga-
libus.
Der Braunſchweigiſche Edelmann, ſo die Macht-Kunſt ge-
ſchrieben, handelt auch hievon, hat es aber aus dem Schrödter genom-
men. Der Tuͤrcke, ob er gleich ſonſt ein tummer Kerl, nimmt doch zu
Smirna und Aleppo wenig Zoll, deßwegen iſt eine groſſe Handlung da-
hin. Bey denen importandis luxurioſis muß man ſehen, wenn die Un-
terthanen dieſelben conſumiren, ſo muß man ſolche entweder gar ver-
biethen, oder einen groſſen Zoll darauf legen; Hergegen, wenn man ei-
nem Orte der Stapel iſt, man bringt viel luxurioſa dahin, die werden
aber nicht conſumirt, ſondern wieder fortgeſchafft, als wie in Holland,
da kan man keinen groſſen Zoll darauf legen. Alſo muß man dieſe
materie cum grano ſalis betrachten. Es iſt gedacht worden, daß man
auf die importanda neceſſaria ſollte einen kleinen tribut legen, da koͤnnte
man objiciren: In Engeland waͤre kein Papier, da habe man doch ei-
nen groſſen impoſt darauf gelegt, welches doch unentbehrlich, deßwegen
ſind eben die Buͤcher, ſo in Engeland gedruckt werden, ſo theuer. Es
iſt dieſes ein groſſer Fehler in Engeland, daß ſie nicht ſelbſt Papier ma-
chen, auch in Holland, ſondern hohlen es alle aus Franckreich, und
wenn man nachrechnet, was hier und da aus Franckreich von den Pa-
pier vor profit gezogen wird, ſo macht es etliche Millionen aus. Die
Engelaͤnder haben nun dieſen Fehler geſehen, daß ſie in dem commerclo
mit Franckreich viel verlieren, deßwegen haben ſie ſo einen groſſen im-
poſt
auf das Papier gelegt, damit die Leute ſollen encouragiret werden
Papier-Muͤhlen anzulegen. Man hat auch ein und andere fabriquen
in Engeland angelegt, aber noch nicht weit reuſſiret. Die Teutſchen
ſind geſcheuter, und machen ſelbſt Papier. Daher, als das commer-
cium
zwiſchen Holland und Franckreich geſperrt geweſen, ſo ſind von
Nuͤrnberg viele tauſend Rieß Papier gehohlet worden, welches aber
nachgehends aufgehoͤret, weil ſie es aus Franckreich wohlfeiler haben
koͤnnen. Wenn man in Politicis einen Fehler macht, der verurſacht gleich
einen groſſen Lerm: denn es changirt ſich gleich alles, und das kan man
nicht wieder umwenden. Wenn man die Fehler in Teutſchland ſehen
will, ſo kan man nur am Neckar-Strom und Rhein-Strom gehen,
da findet man ſo viel Fruͤchte, daß die Leute malcontent ſeyn, wenn kein
Krieg iſt, weil es ſonſt nicht kan verzehret werden. Die Hollaͤnder
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[314/0334] Cap. V. De prudentia diejenigen, ſo es einmahl gehohlet, nicht wieder kommen. Deßwegen ſetzte Coſmus den Zoll gering, denn was mir abgehet an der quantitaͤt des Zolls, das erſetzt die Menge der Leute wieder. Schrödter hat bey ſeiner Schatz- und Renth-Cammer eine ſchoͤne Diſſertation de vectiga- libus. Der Braunſchweigiſche Edelmann, ſo die Macht-Kunſt ge- ſchrieben, handelt auch hievon, hat es aber aus dem Schrödter genom- men. Der Tuͤrcke, ob er gleich ſonſt ein tummer Kerl, nimmt doch zu Smirna und Aleppo wenig Zoll, deßwegen iſt eine groſſe Handlung da- hin. Bey denen importandis luxurioſis muß man ſehen, wenn die Un- terthanen dieſelben conſumiren, ſo muß man ſolche entweder gar ver- biethen, oder einen groſſen Zoll darauf legen; Hergegen, wenn man ei- nem Orte der Stapel iſt, man bringt viel luxurioſa dahin, die werden aber nicht conſumirt, ſondern wieder fortgeſchafft, als wie in Holland, da kan man keinen groſſen Zoll darauf legen. Alſo muß man dieſe materie cum grano ſalis betrachten. Es iſt gedacht worden, daß man auf die importanda neceſſaria ſollte einen kleinen tribut legen, da koͤnnte man objiciren: In Engeland waͤre kein Papier, da habe man doch ei- nen groſſen impoſt darauf gelegt, welches doch unentbehrlich, deßwegen ſind eben die Buͤcher, ſo in Engeland gedruckt werden, ſo theuer. Es iſt dieſes ein groſſer Fehler in Engeland, daß ſie nicht ſelbſt Papier ma- chen, auch in Holland, ſondern hohlen es alle aus Franckreich, und wenn man nachrechnet, was hier und da aus Franckreich von den Pa- pier vor profit gezogen wird, ſo macht es etliche Millionen aus. Die Engelaͤnder haben nun dieſen Fehler geſehen, daß ſie in dem commerclo mit Franckreich viel verlieren, deßwegen haben ſie ſo einen groſſen im- poſt auf das Papier gelegt, damit die Leute ſollen encouragiret werden Papier-Muͤhlen anzulegen. Man hat auch ein und andere fabriquen in Engeland angelegt, aber noch nicht weit reuſſiret. Die Teutſchen ſind geſcheuter, und machen ſelbſt Papier. Daher, als das commer- cium zwiſchen Holland und Franckreich geſperrt geweſen, ſo ſind von Nuͤrnberg viele tauſend Rieß Papier gehohlet worden, welches aber nachgehends aufgehoͤret, weil ſie es aus Franckreich wohlfeiler haben koͤnnen. Wenn man in Politicis einen Fehler macht, der verurſacht gleich einen groſſen Lerm: denn es changirt ſich gleich alles, und das kan man nicht wieder umwenden. Wenn man die Fehler in Teutſchland ſehen will, ſo kan man nur am Neckar-Strom und Rhein-Strom gehen, da findet man ſo viel Fruͤchte, daß die Leute malcontent ſeyn, wenn kein Krieg iſt, weil es ſonſt nicht kan verzehret werden. Die Hollaͤnder hohlten es gerne ab, wenn ſie einen freyen Paß haͤtten, aber der Fuͤrſten ſind

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/334>, abgerufen am 24.11.2024.