Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. De prudentia thun, und bleiben bey der doctrina Apostolica. Daher ists gut, daßdie ecclesiastici separirt werden von denen actibus, da ein imperium ist; deßwegen wird disputirt, ob sie zu toleriren sind in Consistoriis, warum sollten nicht Juristen von Consistorial-Sachen eben so gut urtheilen kön- nen? In Hamburg ist auch kein Geistlicher im Consistorio. Aber es ist ein Funcken aus dem jure canonico, daß die Geistlichen einige Rech- te haben, als wenn die Juristen nicht eben so gut könnten urtheilen von geistlichen Sachen als von Layen-Sachen. Wo die Pfaffen das Re- giment haben, siehets allemahl übel aus, weil sie den spiritum persecu- tionis haben. Als Jacobus II. in Engeland denen Geistlichen so viel schenckte, so sagte der Spanische Gesandte, sein Herr approbire nicht, daß er so viel weggäbe. Hierauf hat Jacobus gesagt: Was thut euer König? Richtet er sich nicht nach seinem confessionario? Der Gesandte sagte: Deßwegen gehe es eben so närrisch in Spanien zu. Den con- fessionarium sollte er brauchen in rebus ad salutem aeternam spectantibus, aber nicht in Staats-Sachen. Una religio wäre gut; weßwegen man auch auf eine union bedacht ist, aber wo eine aperta contradictio, da gehet keine union an, wenn nur disputirt wird über den modum, e. g. Die Lutheraner und Reformirten sagen, sie bekämen den Leib CHri- sti und das Blut CHristi, sie disputiren über den modum, da könnte man sagen, sie sollten nicht disputiren, liesse man sie nicht disputiren, so wäre es sehr gut, aber so bald man sagt, sie sollen nicht disputiren, so sagen die Geistlichen: Ob man dem Heil. Geist wolle das Maul stopf- fen? Und richtete man also nichts aus. Was die Catholiquen betrifft, so soll man dieselben nicht leiden. Es scheint dieses absurd zu seyn, da doch erst die tolerance recommendiret worden. Allein es ist gedacht worden, daß man alle Religionen zwar solle toleriren, aber nicht solche, die turbas machen. Die Catholische Religion turbirt zwar an sich nicht, ratione dogmatum, aber die Geistlichkeit stehet unterm Pabst, der Pabst hetzet sie auf, und machet tumultus. Hievon hat man nicht nur exempla recentiora, sondern auch antiqua, ehe noch von denen Prote- stanten etwas gehöret worden. Dieses ist die Ursach, warum die Japa- neser die Christen ausgerottet; denn es sind lauter Catholiquen daselbst gewesen. Der Pabst sagt, die Geistlichen müssen ihm mehr gehorchen als dem Landes-Herrn. Sie haben den spiritum conjurationis, sedi- tionis, und dependiren eines Fürsten Unterthanen alle vom Pabst. Puffendorff in dem capite vom Pabst hat dieses wohl gewiesen. Die Fanaticos, Quacker muß ein Landes-Herr auch nicht toleriren, wenn er sie nicht kan im Zaum halten; denn sie halten von keinem Könige etwas.
Cap. V. De prudentia thun, und bleiben bey der doctrina Apoſtolica. Daher iſts gut, daßdie eccleſiaſtici ſeparirt werden von denen actibus, da ein imperium iſt; deßwegen wird diſputirt, ob ſie zu toleriren ſind in Conſiſtoriis, warum ſollten nicht Juriſten von Conſiſtorial-Sachen eben ſo gut urtheilen koͤn- nen? In Hamburg iſt auch kein Geiſtlicher im Conſiſtorio. Aber es iſt ein Funcken aus dem jure canonico, daß die Geiſtlichen einige Rech- te haben, als wenn die Juriſten nicht eben ſo gut koͤnnten urtheilen von geiſtlichen Sachen als von Layen-Sachen. Wo die Pfaffen das Re- giment haben, ſiehets allemahl uͤbel aus, weil ſie den ſpiritum perſecu- tionis haben. Als Jacobus II. in Engeland denen Geiſtlichen ſo viel ſchenckte, ſo ſagte der Spaniſche Geſandte, ſein Herr approbire nicht, daß er ſo viel weggaͤbe. Hierauf hat Jacobus geſagt: Was thut euer Koͤnig? Richtet er ſich nicht nach ſeinem confeſſionario? Der Geſandte ſagte: Deßwegen gehe es eben ſo naͤrriſch in Spanien zu. Den con- feſſionarium ſollte er brauchen in rebus ad ſalutem æternam ſpectantibus, aber nicht in Staats-Sachen. Una religio waͤre gut; weßwegen man auch auf eine union bedacht iſt, aber wo eine aperta contradictio, da gehet keine union an, wenn nur diſputirt wird uͤber den modum, e. g. Die Lutheraner und Reformirten ſagen, ſie bekaͤmen den Leib CHri- ſti und das Blut CHriſti, ſie diſputiren uͤber den modum, da koͤnnte man ſagen, ſie ſollten nicht diſputiren, lieſſe man ſie nicht diſputiren, ſo waͤre es ſehr gut, aber ſo bald man ſagt, ſie ſollen nicht diſputiren, ſo ſagen die Geiſtlichen: Ob man dem Heil. Geiſt wolle das Maul ſtopf- fen? Und richtete man alſo nichts aus. Was die Catholiquen betrifft, ſo ſoll man dieſelben nicht leiden. Es ſcheint dieſes abſurd zu ſeyn, da doch erſt die tolerance recommendiret worden. Allein es iſt gedacht worden, daß man alle Religionen zwar ſolle toleriren, aber nicht ſolche, die turbas machen. Die Catholiſche Religion turbirt zwar an ſich nicht, ratione dogmatum, aber die Geiſtlichkeit ſtehet unterm Pabſt, der Pabſt hetzet ſie auf, und machet tumultus. Hievon hat man nicht nur exempla recentiora, ſondern auch antiqua, ehe noch von denen Prote- ſtanten etwas gehoͤret worden. Dieſes iſt die Urſach, warum die Japa- neſer die Chriſten ausgerottet; denn es ſind lauter Catholiquen daſelbſt geweſen. Der Pabſt ſagt, die Geiſtlichen muͤſſen ihm mehr gehorchen als dem Landes-Herrn. Sie haben den ſpiritum conjurationis, ſedi- tionis, und dependiren eines Fuͤrſten Unterthanen alle vom Pabſt. Puffendorff in dem capite vom Pabſt hat dieſes wohl gewieſen. Die Fanaticos, Quacker muß ein Landes-Herr auch nicht toleriren, wenn er ſie nicht kan im Zaum halten; denn ſie halten von keinem Koͤnige etwas.
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die eccleſiaſtici ſeparirt werden von denen actibus, da ein imperium iſt;
deßwegen wird diſputirt, ob ſie zu toleriren ſind in Conſiſtoriis, warum
ſollten nicht Juriſten von Conſiſtorial-Sachen eben ſo gut urtheilen koͤn-
nen? In Hamburg iſt auch kein Geiſtlicher im Conſiſtorio. Aber es
iſt ein Funcken aus dem jure canonico, daß die Geiſtlichen einige Rech-
te haben, als wenn die Juriſten nicht eben ſo gut koͤnnten urtheilen von
geiſtlichen Sachen als von Layen-Sachen. Wo die Pfaffen das Re-
giment haben, ſiehets allemahl uͤbel aus, weil ſie den ſpiritum perſecu-
tionis haben. Als Jacobus II. in Engeland denen Geiſtlichen ſo viel
ſchenckte, ſo ſagte der Spaniſche Geſandte, ſein Herr approbire nicht,
daß er ſo viel weggaͤbe. Hierauf hat Jacobus geſagt: Was thut euer
Koͤnig? Richtet er ſich nicht nach ſeinem confeſſionario? Der Geſandte
ſagte: Deßwegen gehe es eben ſo naͤrriſch in Spanien zu. Den con-
feſſionarium ſollte er brauchen in rebus ad ſalutem æternam ſpectantibus,
aber nicht in Staats-Sachen. Una religio waͤre gut; weßwegen
man auch auf eine union bedacht iſt, aber wo eine aperta contradictio,
da gehet keine union an, wenn nur diſputirt wird uͤber den modum,
e. g. Die Lutheraner und Reformirten ſagen, ſie bekaͤmen den Leib CHri-
ſti und das Blut CHriſti, ſie diſputiren uͤber den modum, da koͤnnte
man ſagen, ſie ſollten nicht diſputiren, lieſſe man ſie nicht diſputiren, ſo
waͤre es ſehr gut, aber ſo bald man ſagt, ſie ſollen nicht diſputiren, ſo
ſagen die Geiſtlichen: Ob man dem Heil. Geiſt wolle das Maul ſtopf-
fen? Und richtete man alſo nichts aus. Was die Catholiquen betrifft,
ſo ſoll man dieſelben nicht leiden. Es ſcheint dieſes abſurd zu ſeyn, da
doch erſt die tolerance recommendiret worden. Allein es iſt gedacht
worden, daß man alle Religionen zwar ſolle toleriren, aber nicht ſolche,
die turbas machen. Die Catholiſche Religion turbirt zwar an ſich
nicht, ratione dogmatum, aber die Geiſtlichkeit ſtehet unterm Pabſt, der
Pabſt hetzet ſie auf, und machet tumultus. Hievon hat man nicht nur
exempla recentiora, ſondern auch antiqua, ehe noch von denen Prote-
ſtanten etwas gehoͤret worden. Dieſes iſt die Urſach, warum die Japa-
neſer die Chriſten ausgerottet; denn es ſind lauter Catholiquen daſelbſt
geweſen. Der Pabſt ſagt, die Geiſtlichen muͤſſen ihm mehr gehorchen
als dem Landes-Herrn. Sie haben den ſpiritum conjurationis, ſedi-
tionis, und dependiren eines Fuͤrſten Unterthanen alle vom Pabſt.
Puffendorff in dem capite vom Pabſt hat dieſes wohl gewieſen. Die
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er ſie nicht kan im Zaum halten; denn ſie halten von keinem Koͤnige
etwas.
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