Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa foedera & Legatos. that ers auch. Videatur Bayle. Der König hat auch gesagt: Er habekeinen gesehen, welcher sich so habe können verändern. Er brachte auch die alliance zuwege. Gustav Adolph machte difficultäten, und wollte sich dem König in Franckreich nicht nachschreiben, da sagte er, es könte so gemachet werden, daß in dem exemplar, so dem König in Franckreich gegeben würde, der König in Franckreich oben an stünde. Hergegen in demjenigen, welches dem Gustaph Adolph gegeben würde, sollte er oben anstehen, damit war der König zufrieden. Diejenigen, so um den König waren, suchte er auch zu gewinnen durch praesente, und reussirte glücklich. Er machte gleich, daß dem Gustavo Adolpho hundert tausend Rthlr. in Lübeck ausgezahlet wurden, und wie die affairen gut abliefen, so wurden die appointements vermehret. Dieses heißt sich accommodiren. Der Gesandte muß amoena loqui und sich nach der nation richten. Ist er bey denen Schweitzern, so muß er dieselben vor die allerartigsten halten. Mazarini, wie er bey denen Spaniern gewe- sen, hat er sie gelobt und gesagt: Es wäre nur eine närrische hypothefis in denen Schulen, als wenn eine antipathie zwischen denen Frantzosen und Spaniern wäre. Die Spanier wären tapfere Leute, und wäre ein malheur, daß die beyden nationes immer in Krieg mit einander ver- wickelt gewesen. Allzusehr muß man freylich nicht flattiren, damit es nicht der andere merckt. Dicis: Es ist doch nicht gut, wenn man so heuchelt? Rede doch nicht so närrisch, du hast ja Narren vor dir, die must du suchen zu gewinnen, damit du deinen Zweck erhältst. Hättest du lauter weise Leute, so köntest du gleich heraus gehen. Ich kan ein honetter Mensch seyn und wissen, daß das Spielen eitel, spiele aber doch mit der Dame, weil ich weiß, meines Herrn interesse damit zu be- fördern. Es muß auch ein Gesandter in obacht nehmen, daß er keinen Fehler im Ceremoniell machet, sondern bey demjenigen bleiben, was einmahl hergebracht ist, so wohl ratione des Herrn, zu dem er geschi- cket wird, als ratione des Gesandtens. Deßwegen hat auch der Staats- Secretarius in Portugall, dem Abbe Livry nicht wollen nachgeben, zu- mahlen der Livry nicht einmahl sein creditiv überreichet. Es ist auch wider alle Gewohnheit, daß ihm der Staats-Secretarius soll die erste visite geben, denn ordentlicher Weise läßt derjenige, so zuletzt ankömmt, seine Ankunfft notificiren, alsdenn macht man ihm ein compliment. Das hat aber der Livry nicht gethan. Alles hier beyzubringen ist im- possible, und wird weiter hiervon gehandelt in den Staaten von Eu- ropa. Sectio
ſtatus circa fœdera & Legatos. that ers auch. Videatur Bayle. Der Koͤnig hat auch geſagt: Er habekeinen geſehen, welcher ſich ſo habe koͤnnen veraͤndern. Er brachte auch die alliance zuwege. Guſtav Adolph machte difficultaͤten, und wollte ſich dem Koͤnig in Franckreich nicht nachſchreiben, da ſagte er, es koͤnte ſo gemachet werden, daß in dem exemplar, ſo dem Koͤnig in Franckreich gegeben wuͤrde, der Koͤnig in Franckreich oben an ſtuͤnde. Hergegen in demjenigen, welches dem Guſtaph Adolph gegeben wuͤrde, ſollte er oben anſtehen, damit war der Koͤnig zufrieden. Diejenigen, ſo um den Koͤnig waren, ſuchte er auch zu gewinnen durch præſente, und reuſſirte gluͤcklich. Er machte gleich, daß dem Guſtavo Adolpho hundert tauſend Rthlr. in Luͤbeck ausgezahlet wurden, und wie die affairen gut abliefen, ſo wurden die appointements vermehret. Dieſes heißt ſich accommodiren. Der Geſandte muß amoena loqui und ſich nach der nation richten. Iſt er bey denen Schweitzern, ſo muß er dieſelben vor die allerartigſten halten. Mazarini, wie er bey denen Spaniern gewe- ſen, hat er ſie gelobt und geſagt: Es waͤre nur eine naͤrriſche hypothefis in denen Schulen, als wenn eine antipathie zwiſchen denen Frantzoſen und Spaniern waͤre. Die Spanier waͤren tapfere Leute, und waͤre ein malheur, daß die beyden nationes immer in Krieg mit einander ver- wickelt geweſen. Allzuſehr muß man freylich nicht flattiren, damit es nicht der andere merckt. Dicis: Es iſt doch nicht gut, wenn man ſo heuchelt? Rede doch nicht ſo naͤrriſch, du haſt ja Narren vor dir, die muſt du ſuchen zu gewinnen, damit du deinen Zweck erhaͤltſt. Haͤtteſt du lauter weiſe Leute, ſo koͤnteſt du gleich heraus gehen. Ich kan ein honetter Menſch ſeyn und wiſſen, daß das Spielen eitel, ſpiele aber doch mit der Dame, weil ich weiß, meines Herrn intereſſe damit zu be- foͤrdern. Es muß auch ein Geſandter in obacht nehmen, daß er keinen Fehler im Ceremoniell machet, ſondern bey demjenigen bleiben, was einmahl hergebracht iſt, ſo wohl ratione des Herrn, zu dem er geſchi- cket wird, als ratione des Geſandtens. Deßwegen hat auch der Staats- Secretarius in Portugall, dem Abbe Livry nicht wollen nachgeben, zu- mahlen der Livry nicht einmahl ſein creditiv uͤberreichet. Es iſt auch wider alle Gewohnheit, daß ihm der Staats-Secretarius ſoll die erſte viſite geben, denn ordentlicher Weiſe laͤßt derjenige, ſo zuletzt ankoͤmmt, ſeine Ankunfft notificiren, alsdenn macht man ihm ein compliment. Das hat aber der Livry nicht gethan. Alles hier beyzubringen iſt im- poſſible, und wird weiter hiervon gehandelt in den Staaten von Eu- ropa. Sectio
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keinen geſehen, welcher ſich ſo habe koͤnnen veraͤndern. Er brachte auch
die alliance zuwege. Guſtav Adolph machte difficultaͤten, und wollte
ſich dem Koͤnig in Franckreich nicht nachſchreiben, da ſagte er, es koͤnte
ſo gemachet werden, daß in dem exemplar, ſo dem Koͤnig in Franckreich
gegeben wuͤrde, der Koͤnig in Franckreich oben an ſtuͤnde. Hergegen
in demjenigen, welches dem Guſtaph Adolph gegeben wuͤrde, ſollte er
oben anſtehen, damit war der Koͤnig zufrieden. Diejenigen, ſo um
den Koͤnig waren, ſuchte er auch zu gewinnen durch præſente, und
reuſſirte gluͤcklich. Er machte gleich, daß dem Guſtavo Adolpho hundert
tauſend Rthlr. in Luͤbeck ausgezahlet wurden, und wie die affairen gut
abliefen, ſo wurden die appointements vermehret. Dieſes heißt ſich
accommodiren. Der Geſandte muß amoena loqui und ſich nach der
nation richten. Iſt er bey denen Schweitzern, ſo muß er dieſelben vor
die allerartigſten halten. Mazarini, wie er bey denen Spaniern gewe-
ſen, hat er ſie gelobt und geſagt: Es waͤre nur eine naͤrriſche hypothefis
in denen Schulen, als wenn eine antipathie zwiſchen denen Frantzoſen
und Spaniern waͤre. Die Spanier waͤren tapfere Leute, und waͤre
ein malheur, daß die beyden nationes immer in Krieg mit einander ver-
wickelt geweſen. Allzuſehr muß man freylich nicht flattiren, damit es
nicht der andere merckt. Dicis: Es iſt doch nicht gut, wenn man ſo
heuchelt? Rede doch nicht ſo naͤrriſch, du haſt ja Narren vor dir, die
muſt du ſuchen zu gewinnen, damit du deinen Zweck erhaͤltſt. Haͤtteſt
du lauter weiſe Leute, ſo koͤnteſt du gleich heraus gehen. Ich kan ein
honetter Menſch ſeyn und wiſſen, daß das Spielen eitel, ſpiele aber
doch mit der Dame, weil ich weiß, meines Herrn intereſſe damit zu be-
foͤrdern. Es muß auch ein Geſandter in obacht nehmen, daß er keinen
Fehler im Ceremoniell machet, ſondern bey demjenigen bleiben, was
einmahl hergebracht iſt, ſo wohl ratione des Herrn, zu dem er geſchi-
cket wird, als ratione des Geſandtens. Deßwegen hat auch der Staats-
Secretarius in Portugall, dem Abbe Livry nicht wollen nachgeben, zu-
mahlen der Livry nicht einmahl ſein creditiv uͤberreichet. Es iſt auch
wider alle Gewohnheit, daß ihm der Staats-Secretarius ſoll die erſte
viſite geben, denn ordentlicher Weiſe laͤßt derjenige, ſo zuletzt ankoͤmmt,
ſeine Ankunfft notificiren, alsdenn macht man ihm ein compliment.
Das hat aber der Livry nicht gethan. Alles hier beyzubringen iſt im-
poſſible, und wird weiter hiervon gehandelt in den Staaten von Eu-
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