Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa bellum & pacem. den machten auf der Insul Rügen auch eine bataillon Carre, aber siekonten es nicht aushalten. In batailliren ist die Cavallerie allezeit gut, und muß sie die Infanterie bedecken. Wer dieses nicht glauben will, der sehe die Schlacht bey Hunningen an, die Curassier-Reuter giengen fort, die Infanterie defendirte sich zwar, aber sie muste sich doch retiriren. Die Infanterie braucht man zu Belagerungen, Bestürmung der re- trenchements. Die Teutschen haben erst nichts wider die Normänner ausrichten können; Arnulphus Imperator aber exercirte seine Leute, daß sie konten absteigen und zu Fuß fechten, die Pferde aber indeß zusammen lieffen, hernach wieder aufsitzen und den Feind nachjagen, da er denn die Normänner bezwungen. Bey denen bataillen behält allezeit die Reuterey die Oberhand: denn wenn die Pferde unter die Infanterie kommen, bringen sie alles in confusion, einer laufft hier, der andere dorthin. Daher sind auch die Frantzosen gute batailleurs, weil sie ihre Reuterey im guten Stand ha- ben. Wir haben ihnen lange keine bataille können abgewinnen. Unsere In- fanterie ist besser, als der Frantzosen ihre, aber ihre Cavallerie übertrifft die unsrige. Sie haben lauter Leute zu Pferde gesetzet, die von extra- ction und exercirt gewesen; Hergegen bey uns nimmt man Bauer- Kerl, bist du ein Bauer, lernest zu Pferde sitzen, und den Degen recht führen, da gehet lange Zeit hin. Die Kayserliche Reutherey hat sich wacker gehalten, und hat man auch an andern Orten darauf gedacht, solche in bessern Stand zu setzen; Daher mag mir einer von den Mo- scowitern sagen, was er will, so lange die Cavallerie daselbst nicht gut stehet, werden sie keine grosse Thaten thun. Zu einer Cavallerie gehöret viel, 1) exercirte Leute, 2) rechte Pferde. Was vor Pferde? Dieje- nigen thun am besten, welche grosse Pferde nehmen: Denn kleine Pfer- de haben keine courage, und laß ich dieselben noch wohl passiren in Poh- len, da haben sie nicht allezeit grosse Pferde; Hergegen, wenn in Bra- band Krieg ist, so kan man mit kleinen Pferden nicht fortkommen. Es ist daselbst ein fettes Land, und wenn es da etliche Tage geregnet hat, so fällest du mit einem kleinen Pferde hinein bis an den Sattel, wie willst du da fort kommen; Darum haben wir hier grosse Pferde gesucht, die gehen durch, haben mehr Muth, courage. Die Franci haben erst viel auf den peditatum gehalten; Aber Pipinus und Carolus Magnus haben hernach die Cavallerie vorgezogen, denen Leuten feuda gegeben, und sie exercirt. Nachgehends haben ihre successores viel Schaden gehabt, da sie dieselben nicht in guten Stande erhalten. Es ist bekannt, wie Hen- ricus Auceps die Cavallerie wieder exerciret, und da die Hunnen vorher denen Teutschen viel Schlachten abgenommen, so hat er sie geschlagen. In D d d 3
ſtatus circa bellum & pacem. den machten auf der Inſul Ruͤgen auch eine bataillon Carré, aber ſiekonten es nicht aushalten. In batailliren iſt die Cavallerie allezeit gut, und muß ſie die Infanterie bedecken. Wer dieſes nicht glauben will, der ſehe die Schlacht bey Hunningen an, die Curaſſier-Reuter giengen fort, die Infanterie defendirte ſich zwar, aber ſie muſte ſich doch retiriren. Die Infanterie braucht man zu Belagerungen, Beſtuͤrmung der re- trenchements. Die Teutſchen haben erſt nichts wider die Normaͤnner ausrichten koͤnnen; Arnulphus Imperator aber exercirte ſeine Leute, daß ſie konten abſteigen und zu Fuß fechten, die Pferde aber indeß zuſammen lieffen, hernach wieder aufſitzen und den Feind nachjagen, da er denn die Normaͤnner bezwungen. Bey denen bataillen behaͤlt allezeit die Reuterey die Oberhand: denn wenn die Pferde unter die Infanterie kommen, bringen ſie alles in confuſion, einer laufft hier, der andere dorthin. Daher ſind auch die Frantzoſen gute batailleurs, weil ſie ihre Reuterey im guten Stand ha- ben. Wir haben ihnen lange keine bataille koͤnnen abgewinnen. Unſere In- fanterie iſt beſſer, als der Frantzoſen ihre, aber ihre Cavallerie uͤbertrifft die unſrige. Sie haben lauter Leute zu Pferde geſetzet, die von extra- ction und exercirt geweſen; Hergegen bey uns nimmt man Bauer- Kerl, biſt du ein Bauer, lerneſt zu Pferde ſitzen, und den Degen recht fuͤhren, da gehet lange Zeit hin. Die Kayſerliche Reutherey hat ſich wacker gehalten, und hat man auch an andern Orten darauf gedacht, ſolche in beſſern Stand zu ſetzen; Daher mag mir einer von den Mo- ſcowitern ſagen, was er will, ſo lange die Cavallerie daſelbſt nicht gut ſtehet, werden ſie keine groſſe Thaten thun. Zu einer Cavallerie gehoͤret viel, 1) exercirte Leute, 2) rechte Pferde. Was vor Pferde? Dieje- nigen thun am beſten, welche groſſe Pferde nehmen: Denn kleine Pfer- de haben keine courage, und laß ich dieſelben noch wohl paſſiren in Poh- len, da haben ſie nicht allezeit groſſe Pferde; Hergegen, wenn in Bra- band Krieg iſt, ſo kan man mit kleinen Pferden nicht fortkommen. Es iſt daſelbſt ein fettes Land, und wenn es da etliche Tage geregnet hat, ſo faͤlleſt du mit einem kleinen Pferde hinein bis an den Sattel, wie willſt du da fort kommen; Darum haben wir hier groſſe Pferde geſucht, die gehen durch, haben mehr Muth, courage. Die Franci haben erſt viel auf den peditatum gehalten; Aber Pipinus und Carolus Magnus haben hernach die Cavallerie vorgezogen, denen Leuten feuda gegeben, und ſie exercirt. Nachgehends haben ihre ſucceſſores viel Schaden gehabt, da ſie dieſelben nicht in guten Stande erhalten. Es iſt bekannt, wie Hen- ricus Auceps die Cavallerie wieder exerciret, und da die Hunnen vorher denen Teutſchen viel Schlachten abgenommen, ſo hat er ſie geſchlagen. In D d d 3
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konten es nicht aushalten. In batailliren iſt die Cavallerie allezeit gut,
und muß ſie die Infanterie bedecken. Wer dieſes nicht glauben will,
der ſehe die Schlacht bey Hunningen an, die Curaſſier-Reuter giengen
fort, die Infanterie defendirte ſich zwar, aber ſie muſte ſich doch retiriren.
Die Infanterie braucht man zu Belagerungen, Beſtuͤrmung der re-
trenchements. Die Teutſchen haben erſt nichts wider die Normaͤnner
ausrichten koͤnnen; Arnulphus Imperator aber exercirte ſeine Leute, daß
ſie konten abſteigen und zu Fuß fechten, die Pferde aber indeß zuſammen
lieffen, hernach wieder aufſitzen und den Feind nachjagen, da er denn die
Normaͤnner bezwungen. Bey denen bataillen behaͤlt allezeit die Reuterey
die Oberhand: denn wenn die Pferde unter die Infanterie kommen, bringen
ſie alles in confuſion, einer laufft hier, der andere dorthin. Daher ſind auch
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ction und exercirt geweſen; Hergegen bey uns nimmt man Bauer-
Kerl, biſt du ein Bauer, lerneſt zu Pferde ſitzen, und den Degen recht
fuͤhren, da gehet lange Zeit hin. Die Kayſerliche Reutherey hat ſich
wacker gehalten, und hat man auch an andern Orten darauf gedacht,
ſolche in beſſern Stand zu ſetzen; Daher mag mir einer von den Mo-
ſcowitern ſagen, was er will, ſo lange die Cavallerie daſelbſt nicht gut
ſtehet, werden ſie keine groſſe Thaten thun. Zu einer Cavallerie gehoͤret
viel, 1) exercirte Leute, 2) rechte Pferde. Was vor Pferde? Dieje-
nigen thun am beſten, welche groſſe Pferde nehmen: Denn kleine Pfer-
de haben keine courage, und laß ich dieſelben noch wohl paſſiren in Poh-
len, da haben ſie nicht allezeit groſſe Pferde; Hergegen, wenn in Bra-
band Krieg iſt, ſo kan man mit kleinen Pferden nicht fortkommen. Es
iſt daſelbſt ein fettes Land, und wenn es da etliche Tage geregnet hat,
ſo faͤlleſt du mit einem kleinen Pferde hinein bis an den Sattel, wie willſt
du da fort kommen; Darum haben wir hier groſſe Pferde geſucht, die
gehen durch, haben mehr Muth, courage. Die Franci haben erſt viel
auf den peditatum gehalten; Aber Pipinus und Carolus Magnus haben
hernach die Cavallerie vorgezogen, denen Leuten feuda gegeben, und ſie
exercirt. Nachgehends haben ihre ſucceſſores viel Schaden gehabt, da
ſie dieſelben nicht in guten Stande erhalten. Es iſt bekannt, wie Hen-
ricus Auceps die Cavallerie wieder exerciret, und da die Hunnen vorher
denen Teutſchen viel Schlachten abgenommen, ſo hat er ſie geſchlagen.
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