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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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status circa bellum & pacem.
devoir nicht recht. Des Darii Leute waren wohl geputzt, da hat Ale-
xander Magnus
seine Leute encouragiret, sie sollten brav fechten, da wür-
den sie viele Reichthümer erhalten. vid. Curtius. Caroli Aud. Soldaten
haben trefflich ausgesehen, die Schweitzer aber schlecht, und diese haben
doch victorisiret. Ich lasse also passiren, daß einer eine battaille kan ge-
winnen, ob gleich seine Soldaten nicht geputzt aussehen; Aber wenn sie
sonst keinen Fehler haben, als daß sie wohl gekleidet sind, das wird nicht
viel schaden. Rabutin de Bussy lobet den König in Franckreich, daß er alle so
wohl gekleidet, sonderlich die Cavallerie. Aber es sind auch lauter Leute von
extraction darunter. Die Engeländer und Frantzosen haben Federn auf
den Hüthen, ja die Engeländer ziehen seidene Strümpffe an, deßwegen
fechten sie doch gut. Die Engeländer sind nicht so abstinentes im Essen,
und thun sie zwar in ihren Landen Wunder, aber in andern Landen nicht,
wenn sie nicht das Englische Ochsen-Fleisch im Leibe haben. Wie der
Marleborough nach der Mosel gieng, und den Villars attaquiren wollte,
aber nicht konnte, weil sich derselbe retrenchiret hatte, so muste er mit
seinen trouppen etliche Tage marchiren, da sind fünff bis sechs tausend
Mann marode gewesen. Das Brodt konnte man ihnen nicht recht
backen, und ihnen nicht zu rechter Zeit anrichten. Wenn auch gleich
die Engeländer in dem Teutschen Kriege etliche tausend Mann geschickt,
so wird man doch nicht finden, daß sie was eclatantes gethan. Die
Engeländer wissen es auch wohl, daher wenn sie auswärts zu thun ge-
habt, haben sie von vielen Teutschen Fürsten trouppen aufgenommen,
und sie gebraucht. Hodie hat man es dahin gebracht, daß wenigstens
einige von der milice ausgeputzt worden. Das hat der König in Franck-
reich aufgebracht bey seiner Guarde du Corps. Endlich kömmt auch viel
auf die exempla an: Denn es ist absurd, wenn der General saget, die
Soldaten sollten sobrie, caste &c. leben, und er selbst huret, spielt, frißt,
säufft etc. Turenne aß offt ein Stück Brodt, und gab einen andern
Soldaten was davon, wie Flechier in einer oration, so er auf den Tu-
renne
gehalten, gewiesen. Tilly aß offt mit seinen Soldaten, und hielt eine
schlechte Tasel, hat auch niemahls ein ander Frauenzimmer beliebet, als
seine Frau. Der Turenne hat sich einsmahls in eine Hertzogin von
Longeville verliebet gehabt, hat aber gesagt, man solle ihm nur bey der
Nacht nicht, aber am Tage daran erinnern, weil man sonst sehen wür-
de, daß er roth darüber würde. Bisweilen kan ein General schon ein
cordialichen trincken, und seine Officiers embrassiren. Montecuculi in sei-
nen memoires saget, wenn sie zur rencontre kommen, wäre er allezeit so-
brius
gewesen, und habe nichts, als ein bißgen Brodt zu sich genommen.

Wenn

ſtatus circa bellum & pacem.
devoir nicht recht. Des Darii Leute waren wohl geputzt, da hat Ale-
xander Magnus
ſeine Leute encouragiret, ſie ſollten brav fechten, da wuͤr-
den ſie viele Reichthuͤmer erhalten. vid. Curtius. Caroli Aud. Soldaten
haben trefflich ausgeſehen, die Schweitzer aber ſchlecht, und dieſe haben
doch victoriſiret. Ich laſſe alſo paſſiren, daß einer eine battaille kan ge-
winnen, ob gleich ſeine Soldaten nicht geputzt ausſehen; Aber wenn ſie
ſonſt keinen Fehler haben, als daß ſie wohl gekleidet ſind, das wird nicht
viel ſchaden. Rabutin de Buſſy lobet den Koͤnig in Franckreich, daß er alle ſo
wohl gekleidet, ſonderlich die Cavallerie. Aber es ſind auch lauter Leute von
extraction darunter. Die Engelaͤnder und Frantzoſen haben Federn auf
den Huͤthen, ja die Engelaͤnder ziehen ſeidene Struͤmpffe an, deßwegen
fechten ſie doch gut. Die Engelaͤnder ſind nicht ſo abſtinentes im Eſſen,
und thun ſie zwar in ihren Landen Wunder, aber in andern Landen nicht,
wenn ſie nicht das Engliſche Ochſen-Fleiſch im Leibe haben. Wie der
Marleborough nach der Moſel gieng, und den Villars attaquiren wollte,
aber nicht konnte, weil ſich derſelbe retrenchiret hatte, ſo muſte er mit
ſeinen trouppen etliche Tage marchiren, da ſind fuͤnff bis ſechs tauſend
Mann marode geweſen. Das Brodt konnte man ihnen nicht recht
backen, und ihnen nicht zu rechter Zeit anrichten. Wenn auch gleich
die Engelaͤnder in dem Teutſchen Kriege etliche tauſend Mann geſchickt,
ſo wird man doch nicht finden, daß ſie was eclatantes gethan. Die
Engelaͤnder wiſſen es auch wohl, daher wenn ſie auswaͤrts zu thun ge-
habt, haben ſie von vielen Teutſchen Fuͤrſten trouppen aufgenommen,
und ſie gebraucht. Hodie hat man es dahin gebracht, daß wenigſtens
einige von der milice ausgeputzt worden. Das hat der Koͤnig in Franck-
reich aufgebracht bey ſeiner Guarde du Corps. Endlich koͤmmt auch viel
auf die exempla an: Denn es iſt abſurd, wenn der General ſaget, die
Soldaten ſollten ſobrie, caſte &c. leben, und er ſelbſt huret, ſpielt, frißt,
ſaͤufft ꝛc. Turenne aß offt ein Stuͤck Brodt, und gab einen andern
Soldaten was davon, wie Flechier in einer oration, ſo er auf den Tu-
renne
gehalten, gewieſen. Tilly aß offt mit ſeinen Soldaten, und hielt eine
ſchlechte Taſel, hat auch niemahls ein ander Frauenzimmer beliebet, als
ſeine Frau. Der Turenne hat ſich einsmahls in eine Hertzogin von
Longeville verliebet gehabt, hat aber geſagt, man ſolle ihm nur bey der
Nacht nicht, aber am Tage daran erinnern, weil man ſonſt ſehen wuͤr-
de, daß er roth daruͤber wuͤrde. Bisweilen kan ein General ſchon ein
cordialichen trincken, und ſeine Officiers embraſſiren. Montecuculi in ſei-
nen memoires ſaget, wenn ſie zur rencontre kommen, waͤre er allezeit ſo-
brius
geweſen, und habe nichts, als ein bißgen Brodt zu ſich genommen.

Wenn
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[407/0427] ſtatus circa bellum & pacem. devoir nicht recht. Des Darii Leute waren wohl geputzt, da hat Ale- xander Magnus ſeine Leute encouragiret, ſie ſollten brav fechten, da wuͤr- den ſie viele Reichthuͤmer erhalten. vid. Curtius. Caroli Aud. Soldaten haben trefflich ausgeſehen, die Schweitzer aber ſchlecht, und dieſe haben doch victoriſiret. Ich laſſe alſo paſſiren, daß einer eine battaille kan ge- winnen, ob gleich ſeine Soldaten nicht geputzt ausſehen; Aber wenn ſie ſonſt keinen Fehler haben, als daß ſie wohl gekleidet ſind, das wird nicht viel ſchaden. Rabutin de Buſſy lobet den Koͤnig in Franckreich, daß er alle ſo wohl gekleidet, ſonderlich die Cavallerie. Aber es ſind auch lauter Leute von extraction darunter. Die Engelaͤnder und Frantzoſen haben Federn auf den Huͤthen, ja die Engelaͤnder ziehen ſeidene Struͤmpffe an, deßwegen fechten ſie doch gut. Die Engelaͤnder ſind nicht ſo abſtinentes im Eſſen, und thun ſie zwar in ihren Landen Wunder, aber in andern Landen nicht, wenn ſie nicht das Engliſche Ochſen-Fleiſch im Leibe haben. Wie der Marleborough nach der Moſel gieng, und den Villars attaquiren wollte, aber nicht konnte, weil ſich derſelbe retrenchiret hatte, ſo muſte er mit ſeinen trouppen etliche Tage marchiren, da ſind fuͤnff bis ſechs tauſend Mann marode geweſen. Das Brodt konnte man ihnen nicht recht backen, und ihnen nicht zu rechter Zeit anrichten. Wenn auch gleich die Engelaͤnder in dem Teutſchen Kriege etliche tauſend Mann geſchickt, ſo wird man doch nicht finden, daß ſie was eclatantes gethan. Die Engelaͤnder wiſſen es auch wohl, daher wenn ſie auswaͤrts zu thun ge- habt, haben ſie von vielen Teutſchen Fuͤrſten trouppen aufgenommen, und ſie gebraucht. Hodie hat man es dahin gebracht, daß wenigſtens einige von der milice ausgeputzt worden. Das hat der Koͤnig in Franck- reich aufgebracht bey ſeiner Guarde du Corps. Endlich koͤmmt auch viel auf die exempla an: Denn es iſt abſurd, wenn der General ſaget, die Soldaten ſollten ſobrie, caſte &c. leben, und er ſelbſt huret, ſpielt, frißt, ſaͤufft ꝛc. Turenne aß offt ein Stuͤck Brodt, und gab einen andern Soldaten was davon, wie Flechier in einer oration, ſo er auf den Tu- renne gehalten, gewieſen. Tilly aß offt mit ſeinen Soldaten, und hielt eine ſchlechte Taſel, hat auch niemahls ein ander Frauenzimmer beliebet, als ſeine Frau. Der Turenne hat ſich einsmahls in eine Hertzogin von Longeville verliebet gehabt, hat aber geſagt, man ſolle ihm nur bey der Nacht nicht, aber am Tage daran erinnern, weil man ſonſt ſehen wuͤr- de, daß er roth daruͤber wuͤrde. Bisweilen kan ein General ſchon ein cordialichen trincken, und ſeine Officiers embraſſiren. Montecuculi in ſei- nen memoires ſaget, wenn ſie zur rencontre kommen, waͤre er allezeit ſo- brius geweſen, und habe nichts, als ein bißgen Brodt zu ſich genommen. Wenn

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/427>, abgerufen am 24.11.2024.