Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa bellum & pacem. Preussen nicht wieder bekommen. Philippus II. in Spanien war so fu-rieux, daß er Ketten mit auf die Schiffe nehmen lassen, worinnen die Gefangenen sollten geschlossen werden, darinnen auch eine besondere war, woran die Königin Elisabeth sollte gelegt werden, die er dem Pabst aus- lieffern wollte. Aber alles war ohne Würckung. Calamitatis initium est nimia securitas, man macht in die Standarten, in die Fahnen grosse Thiere, denen Feinden ein Schrecken einzujagen. Der Perseus hat wilde Thiere wider die Römer gebraucht, ihnen ein Schrecken einzuja- gen. Offt läßt der Feind aussprengen, er sey schwach, welches man auch nicht gleich glauben muß. Caesar hat den Pompejum auf diese Art überwunden: Denn er hatte einige ausgeschickt, welche dem Pompejo beybringen musten: Caesaris Armee wäre gantz schwürig, und würden die meisten zum Pompejo übergehen, wenn die Schlacht angienge, da wurde Pompejus sicher, und hernach in Campis Pharsalicis die Schlacht verlohren. Quintilius Varus ist auch ob securitatem überwunden worden. §. 29. Ein Dux muß allezeit alard seyn, es kan einer furieusementDaß die Offi- Gene- H h h 2
ſtatus circa bellum & pacem. Preuſſen nicht wieder bekommen. Philippus II. in Spanien war ſo fu-rieux, daß er Ketten mit auf die Schiffe nehmen laſſen, worinnen die Gefangenen ſollten geſchloſſen werden, darinnen auch eine beſondere war, woran die Koͤnigin Eliſabeth ſollte gelegt werden, die er dem Pabſt aus- lieffern wollte. Aber alles war ohne Wuͤrckung. Calamitatis initium eſt nimia ſecuritas, man macht in die Standarten, in die Fahnen groſſe Thiere, denen Feinden ein Schrecken einzujagen. Der Perſeus hat wilde Thiere wider die Roͤmer gebraucht, ihnen ein Schrecken einzuja- gen. Offt laͤßt der Feind ausſprengen, er ſey ſchwach, welches man auch nicht gleich glauben muß. Cæſar hat den Pompejum auf dieſe Art uͤberwunden: Denn er hatte einige ausgeſchickt, welche dem Pompejo beybringen muſten: Cæſaris Armee waͤre gantz ſchwuͤrig, und wuͤrden die meiſten zum Pompejo uͤbergehen, wenn die Schlacht angienge, da wurde Pompejus ſicher, und hernach in Campis Pharſalicis die Schlacht verlohren. Quintilius Varus iſt auch ob ſecuritatem uͤberwunden worden. §. 29. Ein Dux muß allezeit alard ſeyn, es kan einer furieuſementDaß die Offi- Gene- H h h 2
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ſtatus circa bellum & pacem.
Preuſſen nicht wieder bekommen. Philippus II. in Spanien war ſo fu-
rieux, daß er Ketten mit auf die Schiffe nehmen laſſen, worinnen die
Gefangenen ſollten geſchloſſen werden, darinnen auch eine beſondere war,
woran die Koͤnigin Eliſabeth ſollte gelegt werden, die er dem Pabſt aus-
lieffern wollte. Aber alles war ohne Wuͤrckung. Calamitatis initium
eſt nimia ſecuritas, man macht in die Standarten, in die Fahnen groſſe
Thiere, denen Feinden ein Schrecken einzujagen. Der Perſeus hat
wilde Thiere wider die Roͤmer gebraucht, ihnen ein Schrecken einzuja-
gen. Offt laͤßt der Feind ausſprengen, er ſey ſchwach, welches man
auch nicht gleich glauben muß. Cæſar hat den Pompejum auf dieſe Art
uͤberwunden: Denn er hatte einige ausgeſchickt, welche dem Pompejo
beybringen muſten: Cæſaris Armee waͤre gantz ſchwuͤrig, und wuͤrden
die meiſten zum Pompejo uͤbergehen, wenn die Schlacht angienge, da
wurde Pompejus ſicher, und hernach in Campis Pharſalicis die Schlacht
verlohren. Quintilius Varus iſt auch ob ſecuritatem uͤberwunden
worden.
§. 29. Ein Dux muß allezeit alard ſeyn, es kan einer furieuſement
commandiren, und kan man ihm nichts reprochiren, wenn er kein pol-
tron iſt, ſondern alles dasjenige obſerviret, was ein General obſerviren
muß. Er braucht alſo nicht eben eine alacrité zu zeigen. Allein, gleich-
wie die Leute, welche bey Hofe ſind, ſimuliren und diſſimuliren, und ih-
re Freunde encouragiren, und die Feinde ſupprimiren; Alſo thut ſolches
auch im Kriege viel; Wie die Pohlen ſo ſehr geprahlet, weil ihre Ar-
mee uͤber hundert tauſend Mann ſtarck geweſen; Carl Guſtav hergegen
funffzehen tauſend Mann hatte, darzu Friedrich VVilhelm noch etliche
tauſend Mann gegeben, ſo ſagten einige, Carl Guſtav moͤchte auf Frie-
den dencken. Dieſer ſagte, er waͤre parat Friede zu machen, wofern ſich
die Pohlen binnen zwey Stunden reſolviren wuͤrden, wenn aber dieſes
nicht geſchaͤhe, ſo wuͤnſchete er, daß alle Feinde, die noch in der Welt
waͤren, moͤchten bey der Pohlniſchen Armee ſeyn, er hoffte ſie alle todt zu
ſchlagen. Die Pohlen wollten keinen Frieden machen, daher gieng die
bataille an, welche drey Tage gewaͤhret, da er die Pohlen geſchlagen,
und iſt wahr worden, daß er ſich nicht fuͤr ihnen gefuͤrchtet. Die
Pohlen ſind nicht exercirt, daher iſt kein Wunder, daß ſie uͤberwunden
worden. Wie Henricus IV. die Schlacht bey Yury gehalten, ſo kam
es darauf an, daß er gewinnen ſollte, ſonſt haͤtte er das Koͤnigreich ver-
lohren, daher ritte er unter die Armee, und ſagte: Ich bin euer Koͤnig,
und ihr ſeyd meine Unterthanen, ihr koͤnnet nicht anders als brave
thun, ich thue deßgleichen; da fochten ſie wie die Loͤwen. Wenn ein
Gene-
Daß die Offi-
ciers denen
Soldaten mit
ihrem Exem-
pel vorgehen
muͤſſen.
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