Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. De prudentia als wenn ich im Staaten von Europa die arcana eines jeden Staatserkläret, die maximen, welche sie nicht gerne wissen lassen. Aber die acutiores bringen sie doch heraus. Hauptsächlich ist das Wort arca- num ex Tacito, welchen Clapmarius fleißig gelesen. Beym Tacito kömmt offt vor arcana domus, domus ist angusta, arcana domus sind arcana des Kayserlichen palais: Tacitus hat das Wort arcanum in ma- lo significatu genommen: Denn er hat gewiesen, daß die Kayser, wel- che er beschrieben, flagita gebraucht, die er aber nicht so nennen wollen, sondern arcana domus, i. e. scelera domus? Wenn ich der Autor gewe- sen wäre, hätte ich sie lieber maximen, media genennet, wodurch sie ih- ren statum zu conserviren suchen. Durch etliche suchen sie sich zu con- serviren, und durch etliche den statum praesentem. Clapmarius hat sie also eingetheilet, dem auch der Autor gefolget, und muß man Mühe ha- ben die Eintheilung zu erklären; Diese arcana sind so beschaffen, ut aut reipublicae praesentis conservationem intendant, monarchicae puto, aut Aristocratiae aut Democraticae. Man hat generale maximen, welche auf alle drey gehen. Specialia sind, die nur in der Monarchia praecise oder in der Aristocratie angehen. Gleichwie nun die arcana imperii in gene- ralia & specialia eingetheilet werden, so haben sie auch die arcana domi- nationis in generalia & specialia eingetheilet. Generalia sind, welche in Monarchia, Aristocratia, Democratia können gebrauchet werden. Die arcana dominationis nituntur vel bonis vel malis artibus, si malis nitun- tur, so werden sie flagitia dominationis genennet, oder wie Tacitus sa- get, arcana domus, dafern sie aber so beschaffen sind, daß sie nichts bö- ses in sich halten, so fern kan der Princeps selbige gebrauchen. Bey diesen letztern aber sind einige so beschaffen, ut nihil injusti prae se fe- rant: Andere aber sind wohl nicht unrecht, sie haben aber den Schein eines bösen; Der peuple, die Enthusiasten, sehen solche nimmer an, als wenn sie nichts taugten, e. g. Wenn Ferdinandus II. den VVallenstein ohne proceß läßt massacriren, oder Henricus III. läßt die Hertzoge von Guise umbringen, so denckt der peuple, es sey gottlos: Wer es aber recht einsiehet, findet, daß nihil injusti vorhanden. Diese vielfältige acception des Vocabuli arcani macht uns Schwürigkeiten. Gabriel Naudaeus hat Coups d'Etat geschrieben, Puffendorff aber sagt in seinem Jur. Nat. & Gent. Gleichwie Naudaeus gewünschet, daß einer besser schreiben möchte als Clapmarius, so wünsche er, daß einer besser schrei- ben möchte, als Naudaeus, und die Sache recht vorstellete. Ausser allen diesen arcanis imperii und dominationis haben wir auch noch arcana inania oder simulacra imperii, welches nichts anders, als daß man von der
Cap. V. De prudentia als wenn ich im Staaten von Europa die arcana eines jeden Staatserklaͤret, die maximen, welche ſie nicht gerne wiſſen laſſen. Aber die acutiores bringen ſie doch heraus. Hauptſaͤchlich iſt das Wort arca- num ex Tacito, welchen Clapmarius fleißig geleſen. Beym Tacito koͤmmt offt vor arcana domus, domus iſt anguſta, arcana domus ſind arcana des Kayſerlichen palais: Tacitus hat das Wort arcanum in ma- lo ſignificatu genommen: Denn er hat gewieſen, daß die Kayſer, wel- che er beſchrieben, flagita gebraucht, die er aber nicht ſo nennen wollen, ſondern arcana domus, i. e. ſcelera domus? Wenn ich der Autor gewe- ſen waͤre, haͤtte ich ſie lieber maximen, media genennet, wodurch ſie ih- ren ſtatum zu conſerviren ſuchen. Durch etliche ſuchen ſie ſich zu con- ſerviren, und durch etliche den ſtatum præſentem. Clapmarius hat ſie alſo eingetheilet, dem auch der Autor gefolget, und muß man Muͤhe ha- ben die Eintheilung zu erklaͤren; Dieſe arcana ſind ſo beſchaffen, ut aut reipublicæ præſentis conſervationem intendant, monarchicæ puto, aut Ariſtocratiæ aut Democraticæ. Man hat generale maximen, welche auf alle drey gehen. Specialia ſind, die nur in der Monarchia præciſe oder in der Ariſtocratie angehen. Gleichwie nun die arcana imperii in gene- ralia & ſpecialia eingetheilet werden, ſo haben ſie auch die arcana domi- nationis in generalia & ſpecialia eingetheilet. Generalia ſind, welche in Monarchia, Ariſtocratia, Democratia koͤnnen gebrauchet werden. Die arcana dominationis nituntur vel bonis vel malis artibus, ſi malis nitun- tur, ſo werden ſie flagitia dominationis genennet, oder wie Tacitus ſa- get, arcana domus, dafern ſie aber ſo beſchaffen ſind, daß ſie nichts boͤ- ſes in ſich halten, ſo fern kan der Princeps ſelbige gebrauchen. Bey dieſen letztern aber ſind einige ſo beſchaffen, ut nihil injuſti præ ſe fe- rant: Andere aber ſind wohl nicht unrecht, ſie haben aber den Schein eines boͤſen; Der peuple, die Enthuſiaſten, ſehen ſolche nimmer an, als wenn ſie nichts taugten, e. g. Wenn Ferdinandus II. den VVallenſtein ohne proceß laͤßt maſſacriren, oder Henricus III. laͤßt die Hertzoge von Guiſe umbringen, ſo denckt der peuple, es ſey gottlos: Wer es aber recht einſiehet, findet, daß nihil injuſti vorhanden. Dieſe vielfaͤltige acception des Vocabuli arcani macht uns Schwuͤrigkeiten. Gabriel Naudæus hat Coups d’Etat geſchrieben, Puffendorff aber ſagt in ſeinem Jur. Nat. & Gent. Gleichwie Naudæus gewuͤnſchet, daß einer beſſer ſchreiben moͤchte als Clapmarius, ſo wuͤnſche er, daß einer beſſer ſchrei- ben moͤchte, als Naudæus, und die Sache recht vorſtellete. Auſſer allen dieſen arcanis imperii und dominationis haben wir auch noch arcana inania oder ſimulacra imperii, welches nichts anders, als daß man von der
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num ex Tacito, welchen Clapmarius fleißig geleſen. Beym Tacito
koͤmmt offt vor arcana domus, domus iſt anguſta, arcana domus ſind
arcana des Kayſerlichen palais: Tacitus hat das Wort arcanum in ma-
lo ſignificatu genommen: Denn er hat gewieſen, daß die Kayſer, wel-
che er beſchrieben, flagita gebraucht, die er aber nicht ſo nennen wollen,
ſondern arcana domus, i. e. ſcelera domus? Wenn ich der Autor gewe-
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alſo eingetheilet, dem auch der Autor gefolget, und muß man Muͤhe ha-
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Ariſtocratiæ aut Democraticæ. Man hat generale maximen, welche auf
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in der Ariſtocratie angehen. Gleichwie nun die arcana imperii in gene-
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nationis in generalia & ſpecialia eingetheilet. Generalia ſind, welche in
Monarchia, Ariſtocratia, Democratia koͤnnen gebrauchet werden. Die
arcana dominationis nituntur vel bonis vel malis artibus, ſi malis nitun-
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get, arcana domus, dafern ſie aber ſo beſchaffen ſind, daß ſie nichts boͤ-
ſes in ſich halten, ſo fern kan der Princeps ſelbige gebrauchen. Bey
dieſen letztern aber ſind einige ſo beſchaffen, ut nihil injuſti præ ſe fe-
rant: Andere aber ſind wohl nicht unrecht, ſie haben aber den Schein
eines boͤſen; Der peuple, die Enthuſiaſten, ſehen ſolche nimmer an, als
wenn ſie nichts taugten, e. g. Wenn Ferdinandus II. den VVallenſtein
ohne proceß laͤßt maſſacriren, oder Henricus III. laͤßt die Hertzoge von
Guiſe umbringen, ſo denckt der peuple, es ſey gottlos: Wer es aber
recht einſiehet, findet, daß nihil injuſti vorhanden. Dieſe vielfaͤltige
acception des Vocabuli arcani macht uns Schwuͤrigkeiten. Gabriel
Naudæus hat Coups d’Etat geſchrieben, Puffendorff aber ſagt in ſeinem
Jur. Nat. & Gent. Gleichwie Naudæus gewuͤnſchet, daß einer beſſer
ſchreiben moͤchte als Clapmarius, ſo wuͤnſche er, daß einer beſſer ſchrei-
ben moͤchte, als Naudæus, und die Sache recht vorſtellete. Auſſer allen
dieſen arcanis imperii und dominationis haben wir auch noch arcana
inania oder ſimulacra imperii, welches nichts anders, als daß man von
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