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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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statum civitatis Mon. & Imperantium conservandi.
dienlich gehalten, weil so viele Könige umgebracht worden, vid. David
Blondell in Pleniori Assertione Geneal. Fr.
Die West-Gothen haben
unter denen Teutschen ihre Könige am ersten gesalbet, hernach haben es
auch die Francken gethan, dieses sollte man denen Fürsten sagen, weil
einige sind, die es nicht wissen möchten. Wer praetension auf das Reich hat,
muß weg, entweder ins Gefängnis gesetzet oder religiret werden: Wie
Henricus VII. auf den Thron stieg, war der Graf von VVarwick noch
übrig, welchen er gleich ins Gefängniß setzen ließ. Das nahm ihm
kein Mensch übel; Aber das war nicht zu approbiren, daß er ihn her-
nach umbringen ließ. Da die Maria auf den Thron stieg, nahm sie die
Elisabeth gefangen, hernach relegirte sie dieselbe gar, und ließ genau auf
sie acht haben, weil sie sahe, daß dieselbe aufs Reich praetendirte. Als
die Königin Elisabeth auf den Thron kam, so hat sie die Mariam unter
den praetext, weil sie auf Engeland praetendirte, in arrest genommen, aber
das war zu viel, daß sie ihr den Kopf abschlagen lassen. Nichts kindi-
scher war, als daß Philippus II. den Hertzog von Braganza bey seinen
Güthern gelassen, und ihn nicht aestimiret, der ihm nachmahls so viele
Verdrießlichkeiten gemacht. Wer will einen Fürsten verdencken, daß
er in seinem Reiche keinen praetendenten leiden will? Wenn er gleich
jetzo nichts thut, so kan doch leicht was entstehen; Ehe man sich es ver-
siehet, so ist Lermen.

§. 20. Bey der administration gehet der Autor nach dem Clap-2) In admini-
stratione re-
gni.

mario, und sagt: Nunquam remittat caput rerum, sedemque imperii.
Wer die Haupt-Stadt verläßt, thut mehrentheils wider sein eigen in-
teresse,
und ist ein Anzeigen, daß sein imperium übern Hauffen gehet:
Die Metropolis ist meist eine grosse Stadt, und kan leicht Lerm entste-
hen. Wenn der König in Engeland von Londen weggehen wollte, und
in Oxford residiren, würden sie gleich in Londen Lermen anfangen. Es
ist ein grosser Fehler von Carolo I. gewesen, daß er von Londen wegge-
gangen. Schurtzfleisch in seiner Dissertation de rebus Polonicis hat
observiret, seit der Zeit Sigismundus aus dem Jagellonischen Stamm
zu Warschau residiret, wäre gantz Pohlen unruhig worden, und weil
die Könige sonst in Cracau residiret, so hätten die Pohlen im Cracaui-
schen district einen grossen Haß wider den Jagellonischen Stamm ge-
habt. Wie Constantinus M. Rom verlassen, von der Zeit an hat das
Römische Reich abgenommen, und ist endlich gar zu Grunde gangen.
Wie Christiernus Coppenhagen verließ, wie ein Blitz war er abgesetzt.
Der Sultan gehet nicht aus Constantinopel, es müsse denn ein grosser
Krieg seyn, alsdenn siehet er darauf, daß alles daselbst wohl verwahret

werde.
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ſtatum civitatis Mon. & Imperantium conſervandi.
dienlich gehalten, weil ſo viele Koͤnige umgebracht worden, vid. David
Blondell in Pleniori Aſſertione Geneal. Fr.
Die Weſt-Gothen haben
unter denen Teutſchen ihre Koͤnige am erſten geſalbet, hernach haben es
auch die Francken gethan, dieſes ſollte man denen Fuͤrſten ſagen, weil
einige ſind, die es nicht wiſſen moͤchten. Wer prætenſion auf das Reich hat,
muß weg, entweder ins Gefaͤngnis geſetzet oder religiret werden: Wie
Henricus VII. auf den Thron ſtieg, war der Graf von VVarwick noch
uͤbrig, welchen er gleich ins Gefaͤngniß ſetzen ließ. Das nahm ihm
kein Menſch uͤbel; Aber das war nicht zu approbiren, daß er ihn her-
nach umbringen ließ. Da die Maria auf den Thron ſtieg, nahm ſie die
Eliſabeth gefangen, hernach relegirte ſie dieſelbe gar, und ließ genau auf
ſie acht haben, weil ſie ſahe, daß dieſelbe aufs Reich prætendirte. Als
die Koͤnigin Eliſabeth auf den Thron kam, ſo hat ſie die Mariam unter
den prætext, weil ſie auf Engeland prætendirte, in arreſt genommen, aber
das war zu viel, daß ſie ihr den Kopf abſchlagen laſſen. Nichts kindi-
ſcher war, als daß Philippus II. den Hertzog von Braganza bey ſeinen
Guͤthern gelaſſen, und ihn nicht æſtimiret, der ihm nachmahls ſo viele
Verdrießlichkeiten gemacht. Wer will einen Fuͤrſten verdencken, daß
er in ſeinem Reiche keinen prætendenten leiden will? Wenn er gleich
jetzo nichts thut, ſo kan doch leicht was entſtehen; Ehe man ſich es ver-
ſiehet, ſo iſt Lermen.

§. 20. Bey der adminiſtration gehet der Autor nach dem Clap-2) In admini-
ſtratione re-
gni.

mario, und ſagt: Nunquam remittat caput rerum, ſedemque imperii.
Wer die Haupt-Stadt verlaͤßt, thut mehrentheils wider ſein eigen in-
tereſſe,
und iſt ein Anzeigen, daß ſein imperium uͤbern Hauffen gehet:
Die Metropolis iſt meiſt eine groſſe Stadt, und kan leicht Lerm entſte-
hen. Wenn der Koͤnig in Engeland von Londen weggehen wollte, und
in Oxford reſidiren, wuͤrden ſie gleich in Londen Lermen anfangen. Es
iſt ein groſſer Fehler von Carolo I. geweſen, daß er von Londen wegge-
gangen. Schurtzfleiſch in ſeiner Diſſertation de rebus Polonicis hat
obſerviret, ſeit der Zeit Sigismundus aus dem Jagelloniſchen Stamm
zu Warſchau reſidiret, waͤre gantz Pohlen unruhig worden, und weil
die Koͤnige ſonſt in Cracau reſidiret, ſo haͤtten die Pohlen im Cracaui-
ſchen diſtrict einen groſſen Haß wider den Jagelloniſchen Stamm ge-
habt. Wie Conſtantinus M. Rom verlaſſen, von der Zeit an hat das
Roͤmiſche Reich abgenommen, und iſt endlich gar zu Grunde gangen.
Wie Chriſtiernus Coppenhagen verließ, wie ein Blitz war er abgeſetzt.
Der Sultan gehet nicht aus Conſtantinopel, es muͤſſe denn ein groſſer
Krieg ſeyn, alsdenn ſiehet er darauf, daß alles daſelbſt wohl verwahret

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[451/0471] ſtatum civitatis Mon. & Imperantium conſervandi. dienlich gehalten, weil ſo viele Koͤnige umgebracht worden, vid. David Blondell in Pleniori Aſſertione Geneal. Fr. Die Weſt-Gothen haben unter denen Teutſchen ihre Koͤnige am erſten geſalbet, hernach haben es auch die Francken gethan, dieſes ſollte man denen Fuͤrſten ſagen, weil einige ſind, die es nicht wiſſen moͤchten. Wer prætenſion auf das Reich hat, muß weg, entweder ins Gefaͤngnis geſetzet oder religiret werden: Wie Henricus VII. auf den Thron ſtieg, war der Graf von VVarwick noch uͤbrig, welchen er gleich ins Gefaͤngniß ſetzen ließ. Das nahm ihm kein Menſch uͤbel; Aber das war nicht zu approbiren, daß er ihn her- nach umbringen ließ. Da die Maria auf den Thron ſtieg, nahm ſie die Eliſabeth gefangen, hernach relegirte ſie dieſelbe gar, und ließ genau auf ſie acht haben, weil ſie ſahe, daß dieſelbe aufs Reich prætendirte. Als die Koͤnigin Eliſabeth auf den Thron kam, ſo hat ſie die Mariam unter den prætext, weil ſie auf Engeland prætendirte, in arreſt genommen, aber das war zu viel, daß ſie ihr den Kopf abſchlagen laſſen. Nichts kindi- ſcher war, als daß Philippus II. den Hertzog von Braganza bey ſeinen Guͤthern gelaſſen, und ihn nicht æſtimiret, der ihm nachmahls ſo viele Verdrießlichkeiten gemacht. Wer will einen Fuͤrſten verdencken, daß er in ſeinem Reiche keinen prætendenten leiden will? Wenn er gleich jetzo nichts thut, ſo kan doch leicht was entſtehen; Ehe man ſich es ver- ſiehet, ſo iſt Lermen. §. 20. Bey der adminiſtration gehet der Autor nach dem Clap- mario, und ſagt: Nunquam remittat caput rerum, ſedemque imperii. Wer die Haupt-Stadt verlaͤßt, thut mehrentheils wider ſein eigen in- tereſſe, und iſt ein Anzeigen, daß ſein imperium uͤbern Hauffen gehet: Die Metropolis iſt meiſt eine groſſe Stadt, und kan leicht Lerm entſte- hen. Wenn der Koͤnig in Engeland von Londen weggehen wollte, und in Oxford reſidiren, wuͤrden ſie gleich in Londen Lermen anfangen. Es iſt ein groſſer Fehler von Carolo I. geweſen, daß er von Londen wegge- gangen. Schurtzfleiſch in ſeiner Diſſertation de rebus Polonicis hat obſerviret, ſeit der Zeit Sigismundus aus dem Jagelloniſchen Stamm zu Warſchau reſidiret, waͤre gantz Pohlen unruhig worden, und weil die Koͤnige ſonſt in Cracau reſidiret, ſo haͤtten die Pohlen im Cracaui- ſchen diſtrict einen groſſen Haß wider den Jagelloniſchen Stamm ge- habt. Wie Conſtantinus M. Rom verlaſſen, von der Zeit an hat das Roͤmiſche Reich abgenommen, und iſt endlich gar zu Grunde gangen. Wie Chriſtiernus Coppenhagen verließ, wie ein Blitz war er abgeſetzt. Der Sultan gehet nicht aus Conſtantinopel, es muͤſſe denn ein groſſer Krieg ſeyn, alsdenn ſiehet er darauf, daß alles daſelbſt wohl verwahret werde. 2) In admini- ſtratione re- gni. L l l 2

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/471>, abgerufen am 24.11.2024.