Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.statum civitatis Mon. & Imperantium conservandi. monium, fratris filiam ducere. Wäre es ein Lex positiva gewesen, sohätte es nichts zu bedeuten gehabt, denn an den Legem positivam sind die Unterthanen gebunden, aber nicht eben der Fürst, als nur wenn er will, sonst kan er davon abgehen, ratione dominationis. Wie die Anna von Bretagne Maximiliano despondirt worden, und er so gar possession vom Ehe-Bette nehmen lassen, so sahen die Frantzosen diese Heyrath nicht gerne. Der symbolicus concubitus hat dem Könige in Franckreich keinen degout gemacht, und er nahm also dem Maximiliano die Braut weg. Quaer. Ob dieses der König in Franckreich thun könne? Respond. Einige haben es als ein adulterium angesehen, andere halten es aber vor einen Staats-Streich. Gabriel Naudaeus rechnet es unter die Coups d'Etat, und sagt: Wenn der König in Franckreich gelitten, daß Maxi- milianus dieselbe bekommen, so hätte Franckreich von hinten her bestän- dige Kriege gehabt, und hätten viele tausend Menschen müssen crepiren; Zumahl da ohnedem Franckreich viele Verdrießlichkeiten habe, weil die Oesterreicher die Niederlande hätten, er sagt: Es sey doch besser, daß Franckreich keinen Krieg habe, zumahlen die Princeßin consentiret, daß Carolus VIII. sie geheyrathet. Es sind ein hauffen Bücher hievon geschrieben worden, davon Meldung thut Bayle in seinen Reponses fai- tes aux quaestions d'un Provinciae. Man findet gar viel exempla, daß Könige ihre Verlobte wieder nach Hause geschicket. Carolus VIII. schick- te Maximiliani Tochter wieder nach Hause, und nahm ihm gar seine Braut weg. Unter denen juribus dominationis kan man also dieses al- les noch defendiren. Tacitus sagt gar artig: Omne magnum exemplum videtur aliquid habere ex iniquo. Jus dominationis bringt mit sich dominium eminens, daß der Herr seiner Unterthanen Güther kan angreif- fen, aber nur in äussersten Nothfall, und zwar muß er die intention ha- ben, es zu verhüten. Es sind viele andere Staats-Streiche, so der Naudaeus defendirt, als die Massacre de St. Barthelmy, die Ausjagung der Juden in Spanien, und hat einer in Geney Noten über den Naudaeum ge- schrieben, der ihn refutirt. Es hat auch Cladov wider den Naudaeum was edirt. §. 27-28. Simulacrum nennet Tacitus arcanum inane, da hat nunSimulacra im- sie M m m 2
ſtatum civitatis Mon. & Imperantium conſervandi. monium, fratris filiam ducere. Waͤre es ein Lex poſitiva geweſen, ſohaͤtte es nichts zu bedeuten gehabt, denn an den Legem poſitivam ſind die Unterthanen gebunden, aber nicht eben der Fuͤrſt, als nur wenn er will, ſonſt kan er davon abgehen, ratione dominationis. Wie die Anna von Bretagne Maximiliano deſpondirt worden, und er ſo gar poſſeſſion vom Ehe-Bette nehmen laſſen, ſo ſahen die Frantzoſen dieſe Heyrath nicht gerne. Der ſymbolicus concubitus hat dem Koͤnige in Franckreich keinen degout gemacht, und er nahm alſo dem Maximiliano die Braut weg. Quær. Ob dieſes der Koͤnig in Franckreich thun koͤnne? Reſpond. Einige haben es als ein adulterium angeſehen, andere halten es aber vor einen Staats-Streich. Gabriel Naudæus rechnet es unter die Coups d’Etat, und ſagt: Wenn der Koͤnig in Franckreich gelitten, daß Maxi- milianus dieſelbe bekommen, ſo haͤtte Franckreich von hinten her beſtaͤn- dige Kriege gehabt, und haͤtten viele tauſend Menſchen muͤſſen crepiren; Zumahl da ohnedem Franckreich viele Verdrießlichkeiten habe, weil die Oeſterreicher die Niederlande haͤtten, er ſagt: Es ſey doch beſſer, daß Franckreich keinen Krieg habe, zumahlen die Princeßin conſentiret, daß Carolus VIII. ſie geheyrathet. Es ſind ein hauffen Buͤcher hievon geſchrieben worden, davon Meldung thut Bayle in ſeinen Reponſes fai- tes aux quæſtions d’un Provinciæ. Man findet gar viel exempla, daß Koͤnige ihre Verlobte wieder nach Hauſe geſchicket. Carolus VIII. ſchick- te Maximiliani Tochter wieder nach Hauſe, und nahm ihm gar ſeine Braut weg. Unter denen juribus dominationis kan man alſo dieſes al- les noch defendiren. Tacitus ſagt gar artig: Omne magnum exemplum videtur aliquid habere ex iniquo. Jus dominationis bringt mit ſich dominium eminens, daß der Herr ſeiner Unterthanen Guͤther kan angreif- fen, aber nur in aͤuſſerſten Nothfall, und zwar muß er die intention ha- ben, es zu verhuͤten. Es ſind viele andere Staats-Streiche, ſo der Naudæus defendirt, als die Maſſacre de St. Barthelmy, die Ausjagung der Juden in Spanien, und hat einer in Geney Noten uͤber den Naudæum ge- ſchrieben, der ihn refutirt. Es hat auch Cladov wider den Naudæum was edirt. §. 27-28. Simulacrum nennet Tacitus arcanum inane, da hat nunSimulacra im- ſie M m m 2
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die Unterthanen gebunden, aber nicht eben der Fuͤrſt, als nur wenn er
will, ſonſt kan er davon abgehen, ratione dominationis. Wie die Anna
von Bretagne Maximiliano deſpondirt worden, und er ſo gar poſſeſſion
vom Ehe-Bette nehmen laſſen, ſo ſahen die Frantzoſen dieſe Heyrath
nicht gerne. Der ſymbolicus concubitus hat dem Koͤnige in Franckreich
keinen degout gemacht, und er nahm alſo dem Maximiliano die Braut
weg. Quær. Ob dieſes der Koͤnig in Franckreich thun koͤnne? Reſpond.
Einige haben es als ein adulterium angeſehen, andere halten es aber
vor einen Staats-Streich. Gabriel Naudæus rechnet es unter die Coups
d’Etat, und ſagt: Wenn der Koͤnig in Franckreich gelitten, daß Maxi-
milianus dieſelbe bekommen, ſo haͤtte Franckreich von hinten her beſtaͤn-
dige Kriege gehabt, und haͤtten viele tauſend Menſchen muͤſſen crepiren;
Zumahl da ohnedem Franckreich viele Verdrießlichkeiten habe, weil die
Oeſterreicher die Niederlande haͤtten, er ſagt: Es ſey doch beſſer, daß
Franckreich keinen Krieg habe, zumahlen die Princeßin conſentiret,
daß Carolus VIII. ſie geheyrathet. Es ſind ein hauffen Buͤcher hievon
geſchrieben worden, davon Meldung thut Bayle in ſeinen Reponſes fai-
tes aux quæſtions d’un Provinciæ. Man findet gar viel exempla, daß
Koͤnige ihre Verlobte wieder nach Hauſe geſchicket. Carolus VIII. ſchick-
te Maximiliani Tochter wieder nach Hauſe, und nahm ihm gar ſeine
Braut weg. Unter denen juribus dominationis kan man alſo dieſes al-
les noch defendiren. Tacitus ſagt gar artig: Omne magnum exemplum
videtur aliquid habere ex iniquo. Jus dominationis bringt mit ſich
dominium eminens, daß der Herr ſeiner Unterthanen Guͤther kan angreif-
fen, aber nur in aͤuſſerſten Nothfall, und zwar muß er die intention ha-
ben, es zu verhuͤten. Es ſind viele andere Staats-Streiche, ſo der Naudæus
defendirt, als die Maſſacre de St. Barthelmy, die Ausjagung der Juden
in Spanien, und hat einer in Geney Noten uͤber den Naudæum ge-
ſchrieben, der ihn refutirt. Es hat auch Cladov wider den Naudæum
was edirt.
§. 27-28. Simulacrum nennet Tacitus arcanum inane, da hat nun
unſer Autor unterſchiedene ſolche ſimulacra ſpecificiret. Will man exem-
pla haben in groſſer abundance, ſo kan man ſolche finden beym Hertio,
in Prud. Civ. pag. 222. woſelbſt er exempla antiqua, nova und recen-
tiſſima anfuͤhret, und immer auf den Ariſtotelem mit ſiehet. Es iſt zwar
nicht recht, wenn einer ein Tyrann iſt, wie Cæſar und Cromwell gewe-
ſen. Der Urſprung taugt nichts, alle changements ſind unrecht, wenn
ſie
Simulacra im-
perii in ſtacu
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