Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.De variis hominum Statibus. sagt: Dionysius Halicarn: erzehle, daß Romulus denen Eltern ungemes-sene Gewalt über die Kinder gegeben. Denn Romulus wuste, daß wenn die Kinder ihren Eltern würden pariren, so würden sie ihm und seinen Nachfolgern des Reichs auch desto eher pariren. Der Paruta zeiget auch, wie das Römische Reich beschaffen gewesen und hernach aus der balance kommen. §. 14. Diese servilis und certo respectu herilis societas scheinetStatus herilis sten G
De variis hominum Statibus. ſagt: Dionyſius Halicarn: erzehle, daß Romulus denen Eltern ungemeſ-ſene Gewalt uͤber die Kinder gegeben. Denn Romulus wuſte, daß wenn die Kinder ihren Eltern wuͤrden pariren, ſo wuͤrden ſie ihm und ſeinen Nachfolgern des Reichs auch deſto eher pariren. Der Paruta zeiget auch, wie das Roͤmiſche Reich beſchaffen geweſen und hernach aus der balance kommen. §. 14. Dieſe ſervilis und certo reſpectu herilis ſocietas ſcheinetStatus herilis ſten G
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De variis hominum Statibus.
ſagt: Dionyſius Halicarn: erzehle, daß Romulus denen Eltern ungemeſ-
ſene Gewalt uͤber die Kinder gegeben. Denn Romulus wuſte, daß
wenn die Kinder ihren Eltern wuͤrden pariren, ſo wuͤrden ſie ihm und
ſeinen Nachfolgern des Reichs auch deſto eher pariren. Der Paruta
zeiget auch, wie das Roͤmiſche Reich beſchaffen geweſen und hernach
aus der balance kommen.
§. 14. Dieſe ſervilis und certo reſpectu herilis ſocietas ſcheinet
wunderlich zu ſeyn. Und wenn man ſolche in abſtracto conſideriret, ſo
haͤtte man dieſelbe freylich nicht gebrauchet. Denn die Leute haͤtten al-
les ſelbſt koͤnnen verrichten, oder durch ihre Kinder ſolches thun koͤnnen.
Aber da die Kinder nicht geblieben ſind, ſondern ſie gingen von denen
Eltern weg, die Eltern ſind alt worden, ſo hat man auf Leute gedacht,
welche einem adſiſtiren koͤnnten. Von Zeiten des Noaͤ an bis auf den
Nimrod lieſet man nichts von Knechten. Aber wie die civitates entſtun-
den, und ſie anfingen, einander zu attaquiren, ſo ſind ſervi entſtanden.
Daher haben auch die Roͤmer, und Griechen gemeynet, bellum ſey die
Urſache der Knechtſchafft; aber ſie iſt nicht allein die Urſache, denn in
civitatibus muß man darauf ſehen, daß eine Ordnung iſt, und jeder ſich
ernehren kan. Nun iſt mancher ſtupid, er kan nichts lernen, er kan
ſich aber ſonſt nicht erhalten, daher muß er ein Knecht werden, und dem
andern dienen. Zu Zeiten Abrahams finden wir ſchon Knechte, der hat
ſich Knechte gedungen: denn er hatte Gold und Silber, er iſt auch reich
geweſen an Heerden. Selbſt ſein Eleaſar war ein Syrer; Abraham
aber hat ihn geſcheuet, und fromm gemacht. Das iſt was ſurprenan-
tes, wenn man lieſet, daß Noa noch gelebet, und mit angeſehen, wie
ſeine poſteri gottlos geweſen, und einander attaquiret. Sonderlich iſt
die poſteritè des Chams ſehr gottlos geweſen: weil der Cham nichts ge-
tauget. Was aber der Cham eigentlich vor ein crimen begangen, dar-
uͤber diſputiret man. Hardt. Profeſſ. Helmſtad. welcher ein guter Philo-
logus, hat in ſeinem Ephemiridibus vieles beygebracht, dadurch er zu
zeigen ſucht, er habe einen inceſtum mit ſeiner Stieff-Mutter begangen.
Von dem Cham kommen auch die Egyptier, welche die groͤſte Abgoͤtte-
rey getrieben. Chemia ſoll auch vom Cham herkommen, wie Olaus
Borrichius gemeynet. Man muß alſo nicht dencken, daß die Knechte ab-
zuſchaffen, ſondern die Knechtſchafft iſt nun nothwendig: denn ſonſt muͤ-
ſten wir hinter den Pflug hergehen, und ſelbſt unſere Schuhe putzen.
Es ſey nun, daß man die Knechte ſo tractiret, wie wir thun, oder ſie als
Leibeigene hanthieret, wie die Roͤmer gethan, und auch noch in Weſt-
phalen geſchiehet, beydes iſt zu toleriren. Es haben auch die erſten Chri-
ſten
Status herilis
& ſervilis.
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