dadurch kenntlich zu werden. Das Wild thut alles mögliche, um nicht erjagt zu werden: es läuft so schnell als möglich vorwärts, verbirgt sich dann in Holwegen, drückt sich hinter Gebüsche, liegt unbeweglich und ohne hörbar zu athmen, im Gesträuch, kriecht auf allen Vieren über ge- fährliche Plätze, wo es entdeckt werden könn- te, um zu entwischen, oder die Gegenwart des Jägers auszukundschaften; spührt mit dem Ohr am Boden den Fusstritt des Jägers aus, winkt seinem Gefährten, um ihn zu benachrichtigen, es durchläuft mit möglichster Anstrengung gan- ze Strecken, überspringt Gesträuche, Holwege und Gräben, u. s. w. Jeder Jäger im Gegen- theile gebraucht alle List, um das Wild zu erja- gen. Alle stehn unter dem Befehl des Oberjä- gers. Er versammelt sie von Zeit zu Zeit im nö- thigen Falle durch ein Zeichen, giebt ihnen die nöthigen Befehle, welchen Weg sie einzeln neh- men sollen, um das Wild zu erforschen und ein- zuschliessen. Jeder ist dabey auf seiner Hut, un- vermerkt heran zu schleichen, um sich dem Wil- de zu nähern; jeder durchsucht die Gesträuche, Holwege, Gebüsche und Bäume; jeder horcht, ob sich nichts regt, sezt nach, wenn etwas auf- springt, und verfolgt es muthig über Stock und Stein.
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dadurch kenntlich zu werden. Das Wild thut alles mögliche, um nicht erjagt zu werden: es läuft ſo ſchnell als möglich vorwärts, verbirgt ſich dann in Holwegen, drückt ſich hinter Gebüſche, liegt unbeweglich und ohne hörbar zu athmen, im Geſträuch, kriecht auf allen Vieren über ge- fährliche Plätze, wo es entdeckt werden könn- te, um zu entwiſchen, oder die Gegenwart des Jägers auszukundſchaften; ſpührt mit dem Ohr am Boden den Fuſstritt des Jägers aus, winkt ſeinem Gefährten, um ihn zu benachrichtigen, es durchläuft mit möglichſter Anſtrengung gan- ze Strecken, überſpringt Geſträuche, Holwege und Gräben, u. ſ. w. Jeder Jäger im Gegen- theile gebraucht alle Liſt, um das Wild zu erja- gen. Alle ſtehn unter dem Befehl des Oberjä- gers. Er verſammelt ſie von Zeit zu Zeit im nö- thigen Falle durch ein Zeichen, giebt ihnen die nöthigen Befehle, welchen Weg ſie einzeln neh- men ſollen, um das Wild zu erforſchen und ein- zuſchlieſsen. Jeder iſt dabey auf ſeiner Hut, un- vermerkt heran zu ſchleichen, um ſich dem Wil- de zu nähern; jeder durchſucht die Geſträuche, Holwege, Gebüſche und Bäume; jeder horcht, ob ſich nichts regt, ſezt nach, wenn etwas auf- ſpringt, und verfolgt es muthig über Stock und Stein.
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dadurch kenntlich zu werden. Das Wild thut
alles mögliche, um nicht erjagt zu werden: es
läuft ſo ſchnell als möglich vorwärts, verbirgt ſich
dann in Holwegen, drückt ſich hinter Gebüſche,
liegt unbeweglich und ohne hörbar zu athmen,
im Geſträuch, kriecht auf allen Vieren über ge-
fährliche Plätze, wo es entdeckt werden könn-
te, um zu entwiſchen, oder die Gegenwart des
Jägers auszukundſchaften; ſpührt mit dem Ohr
am Boden den Fuſstritt des Jägers aus, winkt
ſeinem Gefährten, um ihn zu benachrichtigen,
es durchläuft mit möglichſter Anſtrengung gan-
ze Strecken, überſpringt Geſträuche, Holwege
und Gräben, u. ſ. w. Jeder Jäger im Gegen-
theile gebraucht alle Liſt, um das Wild zu erja-
gen. Alle ſtehn unter dem Befehl des Oberjä-
gers. Er verſammelt ſie von Zeit zu Zeit im nö-
thigen Falle durch ein Zeichen, giebt ihnen die
nöthigen Befehle, welchen Weg ſie einzeln neh-
men ſollen, um das Wild zu erforſchen und ein-
zuſchlieſsen. Jeder iſt dabey auf ſeiner Hut, un-
vermerkt heran zu ſchleichen, um ſich dem Wil-
de zu nähern; jeder durchſucht die Geſträuche,
Holwege, Gebüſche und Bäume; jeder horcht,
ob ſich nichts regt, ſezt nach, wenn etwas auf-
ſpringt, und verfolgt es muthig über Stock und
Stein.
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/273>, abgerufen am 27.11.2024.
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