Um dem Fuchs sein Spiel nicht zu sehr zu er- schweren und den andern das Entfliehn zu leicht zu machen, zieht man um die Höle des Fuchses eine Gränzlinie in einer Entfernung von etwa 10 Schritten, über welche niemand hinauswei- chen darf, ohne auf der Stelle dadurch Fuchs zu werden und sich mithin den Schlägen der an- dern auszusetzen. Im Zimmer ist diess nicht nö- thig, denn die Wände sind selbst die Gränze.
Duldet der Aufseher keine zu fest gedrehten Tücher und werden die Köpfe, wie sichs von selbst versteht, mit Schlägen verschont: so ist diess Spiel unschuldig, lustig, erfordert stete Auf- merksamkeit, und setzt den Körper recht gut in Bewegung.
Dieses bey uns ziemlich gewöhnliche Spiel ist ohne Zweifel von den Griechen entlehnt, oder wenigstens dem griechischen Askoliasmus (Asko- liksmos) nachgebildet. Die Hauptsache bestand darin, auf einem Beine fortzuhüpfen. Man zähl- te die Aufsprünge und entschied den Sieg da- nach. Bisweilen verfolgte der Einbeinige die andern, welche auf beyden liefen, bis er einen erhaschte; und diess leztere halte ich für den ei- gentlichen Askoliasmus. *)
*) Nachrichten darüber geben Hesychius und Eustathius ad Odyss. [ - 1 Zeichen fehlt]k. am vollständigsten aber Pollux Lib. IX. Cap. 7. Siehe Meursius de lu- dis Graec. in Gronov. Thesaur. Tom. VII. p. 949.
Um dem Fuchs ſein Spiel nicht zu ſehr zu er- ſchweren und den andern das Entfliehn zu leicht zu machen, zieht man um die Höle des Fuchſes eine Gränzlinie in einer Entfernung von etwa 10 Schritten, über welche niemand hinauswei- chen darf, ohne auf der Stelle dadurch Fuchs zu werden und ſich mithin den Schlägen der an- dern auszuſetzen. Im Zimmer iſt dieſs nicht nö- thig, denn die Wände ſind ſelbſt die Gränze.
Duldet der Aufſeher keine zu feſt gedrehten Tücher und werden die Köpfe, wie ſichs von ſelbſt verſteht, mit Schlägen verſchont: ſo iſt dieſs Spiel unſchuldig, luſtig, erfordert ſtete Auf- merkſamkeit, und ſetzt den Körper recht gut in Bewegung.
Dieſes bey uns ziemlich gewöhnliche Spiel iſt ohne Zweifel von den Griechen entlehnt, oder wenigſtens dem griechiſchen Aſkoliaſmus (Ασκω- λικσμος) nachgebildet. Die Hauptſache beſtand darin, auf einem Beine fortzuhüpfen. Man zähl- te die Aufſprünge und entſchied den Sieg da- nach. Bisweilen verfolgte der Einbeinige die andern, welche auf beyden liefen, bis er einen erhaſchte; und dieſs leztere halte ich für den ei- gentlichen Aſkoliaſmus. *)
*) Nachrichten darüber geben Heſychius und Euſtathius ad Odyſſ. [ – 1 Zeichen fehlt]k. am vollſtändigſten aber Pollux Lib. IX. Cap. 7. Siehe Meurſius de lu- dis Graec. in Gronov. Theſaur. Tom. VII. p. 949.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0300"n="268"/><p>Um dem Fuchs ſein Spiel nicht zu ſehr zu er-<lb/>ſchweren und den andern das Entfliehn zu leicht<lb/>
zu machen, zieht man um die Höle des Fuchſes<lb/>
eine Gränzlinie in einer Entfernung von etwa<lb/>
10 Schritten, über welche niemand hinauswei-<lb/>
chen darf, ohne auf der Stelle dadurch Fuchs<lb/>
zu werden und ſich mithin den Schlägen der an-<lb/>
dern auszuſetzen. Im Zimmer iſt dieſs nicht nö-<lb/>
thig, denn die Wände ſind ſelbſt die Gränze.</p><lb/><p>Duldet der Aufſeher keine zu feſt gedrehten<lb/>
Tücher und werden die Köpfe, wie ſichs von<lb/>ſelbſt verſteht, mit Schlägen verſchont: ſo iſt<lb/>
dieſs Spiel unſchuldig, luſtig, erfordert ſtete Auf-<lb/>
merkſamkeit, und ſetzt den Körper recht gut in<lb/>
Bewegung.</p><lb/><p>Dieſes bey uns ziemlich gewöhnliche Spiel<lb/>
iſt ohne Zweifel von den Griechen entlehnt, oder<lb/>
wenigſtens dem griechiſchen Aſkoliaſmus (Ασκω-<lb/>λικσμος) nachgebildet. Die Hauptſache beſtand<lb/>
darin, auf einem Beine fortzuhüpfen. Man zähl-<lb/>
te die Aufſprünge und entſchied den Sieg da-<lb/>
nach. Bisweilen verfolgte der Einbeinige die<lb/>
andern, welche auf beyden liefen, bis er einen<lb/>
erhaſchte; und dieſs leztere halte ich für den ei-<lb/>
gentlichen Aſkoliaſmus. <noteplace="foot"n="*)">Nachrichten darüber geben Heſychius und Euſtathius ad Odyſſ. <gapunit="chars"quantity="1"/>k. am<lb/>
vollſtändigſten aber Pollux Lib. IX. Cap. 7. Siehe Meurſius de lu-<lb/>
dis Graec. in Gronov. Theſaur. Tom. VII. p. 949.</note></p></div><lb/></div></div></body></text></TEI>
[268/0300]
Um dem Fuchs ſein Spiel nicht zu ſehr zu er-
ſchweren und den andern das Entfliehn zu leicht
zu machen, zieht man um die Höle des Fuchſes
eine Gränzlinie in einer Entfernung von etwa
10 Schritten, über welche niemand hinauswei-
chen darf, ohne auf der Stelle dadurch Fuchs
zu werden und ſich mithin den Schlägen der an-
dern auszuſetzen. Im Zimmer iſt dieſs nicht nö-
thig, denn die Wände ſind ſelbſt die Gränze.
Duldet der Aufſeher keine zu feſt gedrehten
Tücher und werden die Köpfe, wie ſichs von
ſelbſt verſteht, mit Schlägen verſchont: ſo iſt
dieſs Spiel unſchuldig, luſtig, erfordert ſtete Auf-
merkſamkeit, und ſetzt den Körper recht gut in
Bewegung.
Dieſes bey uns ziemlich gewöhnliche Spiel
iſt ohne Zweifel von den Griechen entlehnt, oder
wenigſtens dem griechiſchen Aſkoliaſmus (Ασκω-
λικσμος) nachgebildet. Die Hauptſache beſtand
darin, auf einem Beine fortzuhüpfen. Man zähl-
te die Aufſprünge und entſchied den Sieg da-
nach. Bisweilen verfolgte der Einbeinige die
andern, welche auf beyden liefen, bis er einen
erhaſchte; und dieſs leztere halte ich für den ei-
gentlichen Aſkoliaſmus. *)
*) Nachrichten darüber geben Heſychius und Euſtathius ad Odyſſ. _k. am
vollſtändigſten aber Pollux Lib. IX. Cap. 7. Siehe Meurſius de lu-
dis Graec. in Gronov. Theſaur. Tom. VII. p. 949.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/300>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.