Ein etwa 4Zoll langer, zierlich gedreheter Stab von Knochen, Holz oder Elfenbein hat am obern Ende eine kleine Schaale, die in Form einer Halbkugel ausgedrehet ist; sein unteres Ende lauft hingegen in eine Spitze aus. In der Mitte jenes Stäbchens ist eine seidene Schnur befestigt, und an dieser hängt eine Kugel. In derjenigen Stelle der Kugel, die beym Hängen die unter- ste ist, befindet sich ein Loch. Der Spieler, wel- cher das Stäbchen mit den Spitzen der Fin- ger hält, übt, sich die herabhängende Kugel durch einen schnellen Aufzug der Schnur in die Höhe zu schnellen und sie mit dem Becher zu fangen, so dass sie darin liegen bleibt; dieses ist bald ge- lernt. Er kehrt das Stäbchen um, so dass die Spitze nach oben steht, wirft wieder die Kugel aufwärts und sucht die Spitze in das Loch zu bringen, um sie so auf zu spiessen; diess ist weit schwerer. Die Bewegung der Kugel kann auf einige Arten abgeändert werden, am leichtesten ist das senkrechte Heraufziehen, schwer wird das Fangen, wenn man sie in einen Bogen bald von vorn, bald von der linken oder rechten Seite heraufschwingt. Erleichtert wird das Fangen mit der Spitze, wenn man die Kugel mit den Fingern herumschnellt, so dass sie beym Fangen
U 2
68. Das Bilboquet.
Ein etwa 4Zoll langer, zierlich gedreheter Stab von Knochen, Holz oder Elfenbein hat am obern Ende eine kleine Schaale, die in Form einer Halbkugel ausgedrehet iſt; ſein unteres Ende lauft hingegen in eine Spitze aus. In der Mitte jenes Stäbchens iſt eine ſeidene Schnur befeſtigt, und an dieſer hängt eine Kugel. In derjenigen Stelle der Kugel, die beym Hängen die unter- ſte iſt, befindet ſich ein Loch. Der Spieler, wel- cher das Stäbchen mit den Spitzen der Fin- ger hält, übt, ſich die herabhängende Kugel durch einen ſchnellen Aufzug der Schnur in die Höhe zu ſchnellen und ſie mit dem Becher zu fangen, ſo daſs ſie darin liegen bleibt; dieſes iſt bald ge- lernt. Er kehrt das Stäbchen um, ſo daſs die Spitze nach oben ſteht, wirft wieder die Kugel aufwärts und ſucht die Spitze in das Loch zu bringen, um ſie ſo auf zu ſpieſsen; dieſs iſt weit ſchwerer. Die Bewegung der Kugel kann auf einige Arten abgeändert werden, am leichteſten iſt das ſenkrechte Heraufziehen, ſchwer wird das Fangen, wenn man ſie in einen Bogen bald von vorn, bald von der linken oder rechten Seite heraufſchwingt. Erleichtert wird das Fangen mit der Spitze, wenn man die Kugel mit den Fingern herumſchnellt, ſo daſs ſie beym Fangen
U 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0339"n="307"/><divn="4"><head>68. Das Bilboquet.</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>in etwa 4Zoll langer, zierlich gedreheter Stab<lb/>
von Knochen, Holz oder Elfenbein hat am obern<lb/>
Ende eine kleine Schaale, die in Form einer<lb/>
Halbkugel ausgedrehet iſt; ſein unteres Ende<lb/>
lauft hingegen in eine Spitze aus. In der Mitte<lb/>
jenes Stäbchens iſt eine ſeidene Schnur befeſtigt,<lb/>
und an dieſer hängt eine Kugel. In derjenigen<lb/>
Stelle der Kugel, die beym Hängen die unter-<lb/>ſte iſt, befindet ſich ein Loch. Der Spieler, wel-<lb/>
cher das Stäbchen mit den Spitzen der Fin-<lb/>
ger hält, übt, ſich die herabhängende Kugel durch<lb/>
einen ſchnellen Aufzug der Schnur in die Höhe<lb/>
zu ſchnellen und ſie mit dem Becher zu fangen,<lb/>ſo daſs ſie darin liegen bleibt; dieſes iſt bald ge-<lb/>
lernt. Er kehrt das Stäbchen um, ſo daſs die<lb/>
Spitze nach oben ſteht, wirft wieder die Kugel<lb/>
aufwärts und ſucht die Spitze in das Loch zu<lb/>
bringen, um ſie ſo auf zu ſpieſsen; dieſs iſt weit<lb/>ſchwerer. Die Bewegung der Kugel kann auf<lb/>
einige Arten abgeändert werden, am leichteſten<lb/>
iſt das ſenkrechte Heraufziehen, ſchwer wird das<lb/>
Fangen, wenn man ſie in einen Bogen bald von<lb/>
vorn, bald von der linken oder rechten Seite<lb/>
heraufſchwingt. Erleichtert wird das Fangen<lb/>
mit der Spitze, wenn man die Kugel mit den<lb/>
Fingern herumſchnellt, ſo daſs ſie beym Fangen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">U 2</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[307/0339]
68. Das Bilboquet.
Ein etwa 4Zoll langer, zierlich gedreheter Stab
von Knochen, Holz oder Elfenbein hat am obern
Ende eine kleine Schaale, die in Form einer
Halbkugel ausgedrehet iſt; ſein unteres Ende
lauft hingegen in eine Spitze aus. In der Mitte
jenes Stäbchens iſt eine ſeidene Schnur befeſtigt,
und an dieſer hängt eine Kugel. In derjenigen
Stelle der Kugel, die beym Hängen die unter-
ſte iſt, befindet ſich ein Loch. Der Spieler, wel-
cher das Stäbchen mit den Spitzen der Fin-
ger hält, übt, ſich die herabhängende Kugel durch
einen ſchnellen Aufzug der Schnur in die Höhe
zu ſchnellen und ſie mit dem Becher zu fangen,
ſo daſs ſie darin liegen bleibt; dieſes iſt bald ge-
lernt. Er kehrt das Stäbchen um, ſo daſs die
Spitze nach oben ſteht, wirft wieder die Kugel
aufwärts und ſucht die Spitze in das Loch zu
bringen, um ſie ſo auf zu ſpieſsen; dieſs iſt weit
ſchwerer. Die Bewegung der Kugel kann auf
einige Arten abgeändert werden, am leichteſten
iſt das ſenkrechte Heraufziehen, ſchwer wird das
Fangen, wenn man ſie in einen Bogen bald von
vorn, bald von der linken oder rechten Seite
heraufſchwingt. Erleichtert wird das Fangen
mit der Spitze, wenn man die Kugel mit den
Fingern herumſchnellt, ſo daſs ſie beym Fangen
U 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/339>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.