stig, bald aus beyden gemischt. Daher die ver- schiedenen Spielgattungen. Beym Spiele im strengen Sinne hat der Spieler keinen Zweck, als den der Belustigung an der freyen Wirksam- keit seiner Thätigkeit *), davon ist hier die Rede nicht; denn wo sind die Spiele der Art, wo bloss ästhetische Grössen nämlich Form und Ge- stalt das Materiale derselben machten? Ich ken- ne nur Ein Spiel, was hierher zu gehören scheint, nämlich das sogenannte Parquet. Es ist nun einmal gewöhnlich, alle, wenn auch spielende Beschäfftigungen mit Formen und Gestalten nicht Spiel zu nennen. Beym Spiele im gewöhnli- chen Sinne ist der nächste Zweck Belustigung, der entferntere Erholung oder Schutz gegen Lan- geweile. Dass diese Belustigung ebenfalls aus der Wirksamkeit unserer Thätigkeit geschöpft werde, ist gewiss. Die Mittel diese Thätigkeit wirksam zu machen, sind erstlich das Materiale des Spiels, welches sich bald als träge, bald als active Masse unserer Thätigkeit widersetzt. Da aber das Materiale fast bey keinem einzigen unse- rer Spiele allein schon Interesse genug für unsere Thätigkeit hat und sie folglich nicht hinläng- lich reizt; so wird zweytens irgend ein, Affect vor-
*) In der Zeitschrift die Horen findet man hierüber einen sehr durch- dachten Aufsatz.
ſtig, bald aus beyden gemiſcht. Daher die ver- ſchiedenen Spielgattungen. Beym Spiele im ſtrengen Sinne hat der Spieler keinen Zweck, als den der Beluſtigung an der freyen Wirkſam- keit ſeiner Thätigkeit *), davon iſt hier die Rede nicht; denn wo ſind die Spiele der Art, wo bloſs äſthetiſche Gröſsen nämlich Form und Ge- ſtalt das Materiale derſelben machten? Ich ken- ne nur Ein Spiel, was hierher zu gehören ſcheint, nämlich das ſogenannte Parquet. Es iſt nun einmal gewöhnlich, alle, wenn auch ſpielende Beſchäfftigungen mit Formen und Geſtalten nicht Spiel zu nennen. Beym Spiele im gewöhnli- chen Sinne iſt der nächſte Zweck Beluſtigung, der entferntere Erholung oder Schutz gegen Lan- geweile. Daſs dieſe Beluſtigung ebenfalls aus der Wirkſamkeit unſerer Thätigkeit geſchöpft werde, iſt gewiſs. Die Mittel dieſe Thätigkeit wirkſam zu machen, ſind erſtlich das Materiale des Spiels, welches ſich bald als träge, bald als active Maſſe unſerer Thätigkeit widerſetzt. Da aber das Materiale faſt bey keinem einzigen unſe- rer Spiele allein ſchon Intereſſe genug für unſere Thätigkeit hat und ſie folglich nicht hinläng- lich reizt; ſo wird zweytens irgend ein, Affect vor-
*) In der Zeitſchrift die Horen findet man hierüber einen ſehr durch- dachten Aufſatz.
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ſtig, bald aus beyden gemiſcht. Daher die ver-
ſchiedenen Spielgattungen. Beym Spiele im
ſtrengen Sinne hat der Spieler keinen Zweck,
als den der Beluſtigung an der freyen Wirkſam-
keit ſeiner Thätigkeit *), davon iſt hier die Rede
nicht; denn wo ſind die Spiele der Art, wo
bloſs äſthetiſche Gröſsen nämlich Form und Ge-
ſtalt das Materiale derſelben machten? Ich ken-
ne nur Ein Spiel, was hierher zu gehören ſcheint,
nämlich das ſogenannte Parquet. Es iſt nun
einmal gewöhnlich, alle, wenn auch ſpielende
Beſchäfftigungen mit Formen und Geſtalten nicht
Spiel zu nennen. Beym Spiele im gewöhnli-
chen Sinne iſt der nächſte Zweck Beluſtigung,
der entferntere Erholung oder Schutz gegen Lan-
geweile. Daſs dieſe Beluſtigung ebenfalls aus
der Wirkſamkeit unſerer Thätigkeit geſchöpft
werde, iſt gewiſs. Die Mittel dieſe Thätigkeit
wirkſam zu machen, ſind erſtlich das Materiale
des Spiels, welches ſich bald als träge, bald als
active Maſſe unſerer Thätigkeit widerſetzt. Da
aber das Materiale faſt bey keinem einzigen unſe-
rer Spiele allein ſchon Intereſſe genug für unſere
Thätigkeit hat und ſie folglich nicht hinläng-
lich reizt; ſo wird zweytens irgend ein, Affect vor-
*) In der Zeitſchrift die Horen findet man hierüber einen ſehr durch-
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/34>, abgerufen am 23.11.2024.
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