Einer ist König, die Andern sitzen ganz ernsthaft und arbeiten was sie wollen; schreiben, zeich- nen, lesen, nähen, stricken u. s. w. Auf einmal ruft seine Majestät, der König ist nicht zu Hause, da verändert sich plözlich die ganze Scene nach dem Sprichworte, wenn die Katze nicht zu Hau- se ist, so tanzen die Mäuse auf Tisch und Bän- ken; man singt und tanzt man thut was man will. Aber plötzlich und unvermerkt ruft Jener wieder: der König ist wieder zu Hause und im Nu muss sich je- der an seinen Platz begeben. Der Letzte giebt ein Pfand. Der König entscheidet es, wer seinen Platz zulezt erreichte. Irrt er sich hierin, so giebt er selbst ein Pfand und ist abgesezt, aber der un- schuldig Angeklagte wird König. Wer nach dem Ausrufe des Königs noch einen lauten Ton von sich giebt, oder laut lacht, giebt auch ein Pfand. Der König muss durchaus jedesmal einen als den Letzten angeben oder ein Pfand geben, wenn er es nicht kann.
Diess Spiel hat sein Entstehn dem Könige Frie- drich II. von Dänemark zu verdanken. Es war ihm oft unangenehm, seine Hofleute in steifer Hofregel um sich her versammelt zu sehen. Dann rief er wie oben: der König ist nicht zu Hause! und alles überliess sich seiner natürli-
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78. Der König iſt nicht zu Hauſe.
Einer iſt König, die Andern ſitzen ganz ernſthaft und arbeiten was ſie wollen; ſchreiben, zeich- nen, leſen, nähen, ſtricken u. ſ. w. Auf einmal ruft ſeine Majeſtät, der König iſt nicht zu Hauſe, da verändert ſich plözlich die ganze Scene nach dem Sprichworte, wenn die Katze nicht zu Hau- ſe iſt, ſo tanzen die Mäuſe auf Tiſch und Bän- ken; man ſingt und tanzt man thut was man will. Aber plötzlich und unvermerkt ruft Jener wieder: der König iſt wieder zu Hauſe und im Nu muſs ſich je- der an ſeinen Platz begeben. Der Letzte giebt ein Pfand. Der König entſcheidet es, wer ſeinen Platz zulezt erreichte. Irrt er ſich hierin, ſo giebt er ſelbſt ein Pfand und iſt abgeſezt, aber der un- ſchuldig Angeklagte wird König. Wer nach dem Ausrufe des Königs noch einen lauten Ton von ſich giebt, oder laut lacht, giebt auch ein Pfand. Der König muſs durchaus jedesmal einen als den Letzten angeben oder ein Pfand geben, wenn er es nicht kann.
Dieſs Spiel hat ſein Entſtehn dem Könige Frie- drich II. von Dänemark zu verdanken. Es war ihm oft unangenehm, ſeine Hofleute in ſteifer Hofregel um ſich her verſammelt zu ſehen. Dann rief er wie oben: der König iſt nicht zu Hauſe! und alles überlieſs ſich ſeiner natürli-
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78. Der König iſt nicht zu Hauſe.
Einer iſt König, die Andern ſitzen ganz ernſthaft
und arbeiten was ſie wollen; ſchreiben, zeich-
nen, leſen, nähen, ſtricken u. ſ. w. Auf einmal
ruft ſeine Majeſtät, der König iſt nicht zu Hauſe,
da verändert ſich plözlich die ganze Scene nach
dem Sprichworte, wenn die Katze nicht zu Hau-
ſe iſt, ſo tanzen die Mäuſe auf Tiſch und Bän-
ken; man ſingt und tanzt man thut was man will.
Aber plötzlich und unvermerkt ruft Jener wieder:
der König iſt wieder zu Hauſe und im Nu muſs ſich je-
der an ſeinen Platz begeben. Der Letzte giebt
ein Pfand. Der König entſcheidet es, wer ſeinen
Platz zulezt erreichte. Irrt er ſich hierin, ſo giebt
er ſelbſt ein Pfand und iſt abgeſezt, aber der un-
ſchuldig Angeklagte wird König. Wer nach dem
Ausrufe des Königs noch einen lauten Ton von
ſich giebt, oder laut lacht, giebt auch ein Pfand.
Der König muſs durchaus jedesmal einen als den
Letzten angeben oder ein Pfand geben, wenn er
es nicht kann.
Dieſs Spiel hat ſein Entſtehn dem Könige Frie-
drich II. von Dänemark zu verdanken. Es war
ihm oft unangenehm, ſeine Hofleute in ſteifer
Hofregel um ſich her verſammelt zu ſehen.
Dann rief er wie oben: der König iſt nicht zu
Hauſe! und alles überlieſs ſich ſeiner natürli-
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/357>, abgerufen am 22.11.2024.
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