Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

faltigen Eigenschaften und Beziehungen so
schnell als möglich zu überdenken. Dieses Ue-
berdenken erstreckt sich sogar auf die Nahmen,
womit die Gegenstände selbst, oder ihre Eigen-
schaften und Beziehungen benennt werden, denn
sehr oft liegt die Aehnlichkeit bloss in einem Wort-
spiele. So ist die Aehnlichkeit zwischen einem
Briefbeschwerer und Schwätzer bloss Wortspiel,
so beruhet sie zwischen einer Zunge und Nadel,
zwischen einer Pomeranze und einem Mönche
bloss auf einem Wortspiele; bey jenem kommt
das Stechen der Nadel eigentlich und der Zunge
nur uneigentlich zu, bey diesem ist der Bischof,
welcher aus beyden gemacht werden kann, bloss
der Benennung nach ähnlich. Mit dem Ueber-
denken ist die zweyte Operation nämlich die
Vergleichung vermöge des Witzes verbunden,
und beyde haben sehr oft, nach Maassgabe der
kurzen Zeit, in welcher es geschehen muss, ein
sehr grosses Feld zu durchlaufen, wenn die Ge-
genstände nur ziemlich entfernt von einander
liegen; meine Leser mögen es z. B. einmal ver-
suchen die Aehnlichheit zwischen einer Scheere
und einem Stück Wachs zu finden; sie werden
wahrscheinlich ziemlich lange zubringen, ehe sie
darauf kommen. Dass diess Ueberdenken und
Vergleichen für Jung und Alt sehr nüzlich sey,
bezweifelt niemand.

Z 4

faltigen Eigenſchaften und Beziehungen ſo
ſchnell als möglich zu überdenken. Dieſes Ue-
berdenken erſtreckt ſich ſogar auf die Nahmen,
womit die Gegenſtände ſelbſt, oder ihre Eigen-
ſchaften und Beziehungen benennt werden, denn
ſehr oft liegt die Aehnlichkeit bloſs in einem Wort-
ſpiele. So iſt die Aehnlichkeit zwiſchen einem
Briefbeſchwerer und Schwätzer bloſs Wortſpiel,
ſo beruhet ſie zwiſchen einer Zunge und Nadel,
zwiſchen einer Pomeranze und einem Mönche
bloſs auf einem Wortſpiele; bey jenem kommt
das Stechen der Nadel eigentlich und der Zunge
nur uneigentlich zu, bey dieſem iſt der Biſchof,
welcher aus beyden gemacht werden kann, bloſs
der Benennung nach ähnlich. Mit dem Ueber-
denken iſt die zweyte Operation nämlich die
Vergleichung vermöge des Witzes verbunden,
und beyde haben ſehr oft, nach Maaſsgabe der
kurzen Zeit, in welcher es geſchehen muſs, ein
ſehr groſses Feld zu durchlaufen, wenn die Ge-
genſtände nur ziemlich entfernt von einander
liegen; meine Leſer mögen es z. B. einmal ver-
ſuchen die Aehnlichheit zwiſchen einer Scheere
und einem Stück Wachs zu finden; ſie werden
wahrſcheinlich ziemlich lange zubringen, ehe ſie
darauf kommen. Daſs dieſs Ueberdenken und
Vergleichen für Jung und Alt ſehr nüzlich ſey,
bezweifelt niemand.

Z 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0391" n="359"/>
faltigen Eigen&#x017F;chaften und Beziehungen &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chnell als möglich zu überdenken. Die&#x017F;es Ue-<lb/>
berdenken er&#x017F;treckt &#x017F;ich &#x017F;ogar auf die Nahmen,<lb/>
womit die Gegen&#x017F;tände &#x017F;elb&#x017F;t, oder ihre Eigen-<lb/>
&#x017F;chaften und Beziehungen benennt werden, denn<lb/>
&#x017F;ehr oft liegt die Aehnlichkeit blo&#x017F;s in einem Wort-<lb/>
&#x017F;piele. So i&#x017F;t die Aehnlichkeit zwi&#x017F;chen einem<lb/>
Briefbe&#x017F;chwerer und Schwätzer blo&#x017F;s Wort&#x017F;piel,<lb/>
&#x017F;o beruhet &#x017F;ie zwi&#x017F;chen einer Zunge und Nadel,<lb/>
zwi&#x017F;chen einer Pomeranze und einem Mönche<lb/>
blo&#x017F;s auf einem Wort&#x017F;piele; bey jenem kommt<lb/>
das <hi rendition="#i">Stechen</hi> der Nadel eigentlich und der Zunge<lb/>
nur uneigentlich zu, bey die&#x017F;em i&#x017F;t der <hi rendition="#i">Bi&#x017F;chof</hi>,<lb/>
welcher aus beyden gemacht werden kann, blo&#x017F;s<lb/>
der Benennung nach ähnlich. Mit dem Ueber-<lb/>
denken i&#x017F;t die zweyte Operation nämlich die<lb/>
Vergleichung vermöge des Witzes verbunden,<lb/>
und beyde haben &#x017F;ehr oft, nach Maa&#x017F;sgabe der<lb/>
kurzen Zeit, in welcher es ge&#x017F;chehen mu&#x017F;s, ein<lb/>
&#x017F;ehr gro&#x017F;ses Feld zu durchlaufen, wenn die Ge-<lb/>
gen&#x017F;tände nur ziemlich entfernt von einander<lb/>
liegen; meine Le&#x017F;er mögen es z. B. einmal ver-<lb/>
&#x017F;uchen die Aehnlichheit zwi&#x017F;chen einer <hi rendition="#i">Scheere</hi><lb/>
und einem Stück <hi rendition="#i">Wachs</hi> zu finden; &#x017F;ie werden<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich ziemlich lange zubringen, ehe &#x017F;ie<lb/>
darauf kommen. Da&#x017F;s die&#x017F;s Ueberdenken und<lb/>
Vergleichen für Jung und Alt &#x017F;ehr nüzlich &#x017F;ey,<lb/>
bezweifelt niemand.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">Z 4</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0391] faltigen Eigenſchaften und Beziehungen ſo ſchnell als möglich zu überdenken. Dieſes Ue- berdenken erſtreckt ſich ſogar auf die Nahmen, womit die Gegenſtände ſelbſt, oder ihre Eigen- ſchaften und Beziehungen benennt werden, denn ſehr oft liegt die Aehnlichkeit bloſs in einem Wort- ſpiele. So iſt die Aehnlichkeit zwiſchen einem Briefbeſchwerer und Schwätzer bloſs Wortſpiel, ſo beruhet ſie zwiſchen einer Zunge und Nadel, zwiſchen einer Pomeranze und einem Mönche bloſs auf einem Wortſpiele; bey jenem kommt das Stechen der Nadel eigentlich und der Zunge nur uneigentlich zu, bey dieſem iſt der Biſchof, welcher aus beyden gemacht werden kann, bloſs der Benennung nach ähnlich. Mit dem Ueber- denken iſt die zweyte Operation nämlich die Vergleichung vermöge des Witzes verbunden, und beyde haben ſehr oft, nach Maaſsgabe der kurzen Zeit, in welcher es geſchehen muſs, ein ſehr groſses Feld zu durchlaufen, wenn die Ge- genſtände nur ziemlich entfernt von einander liegen; meine Leſer mögen es z. B. einmal ver- ſuchen die Aehnlichheit zwiſchen einer Scheere und einem Stück Wachs zu finden; ſie werden wahrſcheinlich ziemlich lange zubringen, ehe ſie darauf kommen. Daſs dieſs Ueberdenken und Vergleichen für Jung und Alt ſehr nüzlich ſey, bezweifelt niemand. Z 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/391
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/391>, abgerufen am 22.11.2024.