Person zu Person im Kreise herum. Jede nennt zwey Zahlen und bestimmt dadurch zwey Wör- ter irgend einer Seite, die sie vergleichen will z. Ex. 10 und 3. Nun nimmt sie das Buch, sticht mit einer Nadel zwischen die Blätter und über- lässt es so dem Zufalle, welche Seite, die sie selbst vorher durch rechts oder links bestimmt hat, ihr die Wörter angeben soll; dann nimmt sie das 10te und 3te Wort und vergleicht beyde. Schreibt man nur 6 Wörter auf jede Seite, so kann man auch mit 2 Würfeln jedesmal ein Paar herauswürfeln.
Ich halte diese Unterhaltung für ein sehr treff- liches Spiel, meine Gründe sind diese: Die gan- ze Gesellschaft befindet sich immerfort in einer lebhaften Erwartung was wohl für Antworten her- auskommen werden, und sie hat meistentheils Anlass zum Lachen, sie mögen nun mehr oder minder witzig ausgedacht oder fade und stumpf seyn. Jeder nimmt überdem an der Aufgabe Theil und sucht für sich im Stillen eine Aehn- lichkeit heraus zu bringen, so erhält man am En- de eine kleine Sammlung davon; alles diess ist sehr unterhaltend, doch sollte man diess Spiel nie lange fortsetzen.
Um Aehnlichkeiten zu finden ist es schlechter- dings nöthig, beyde mit einander zu verglei- chenden Gegenstände in allen ihren mannich-
Perſon zu Perſon im Kreiſe herum. Jede nennt zwey Zahlen und beſtimmt dadurch zwey Wör- ter irgend einer Seite, die ſie vergleichen will z. Ex. 10 und 3. Nun nimmt ſie das Buch, ſticht mit einer Nadel zwiſchen die Blätter und über- läſst es ſo dem Zufalle, welche Seite, die ſie ſelbſt vorher durch rechts oder links beſtimmt hat, ihr die Wörter angeben ſoll; dann nimmt ſie das 10te und 3te Wort und vergleicht beyde. Schreibt man nur 6 Wörter auf jede Seite, ſo kann man auch mit 2 Würfeln jedesmal ein Paar herauswürfeln.
Ich halte dieſe Unterhaltung für ein ſehr treff- liches Spiel, meine Gründe ſind dieſe: Die gan- ze Geſellſchaft befindet ſich immerfort in einer lebhaften Erwartung was wohl für Antworten her- auskommen werden, und ſie hat meiſtentheils Anlaſs zum Lachen, ſie mögen nun mehr oder minder witzig ausgedacht oder fade und ſtumpf ſeyn. Jeder nimmt überdem an der Aufgabe Theil und ſucht für ſich im Stillen eine Aehn- lichkeit heraus zu bringen, ſo erhält man am En- de eine kleine Sammlung davon; alles dieſs iſt ſehr unterhaltend, doch ſollte man dieſs Spiel nie lange fortſetzen.
Um Aehnlichkeiten zu finden iſt es ſchlechter- dings nöthig, beyde mit einander zu verglei- chenden Gegenſtände in allen ihren mannich-
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Perſon zu Perſon im Kreiſe herum. Jede nennt
zwey Zahlen und beſtimmt dadurch zwey Wör-
ter irgend einer Seite, die ſie vergleichen will
z. Ex. 10 und 3. Nun nimmt ſie das Buch, ſticht
mit einer Nadel zwiſchen die Blätter und über-
läſst es ſo dem Zufalle, welche Seite, die ſie ſelbſt
vorher durch rechts oder links beſtimmt hat, ihr
die Wörter angeben ſoll; dann nimmt ſie das
10te und 3te Wort und vergleicht beyde.
Schreibt man nur 6 Wörter auf jede Seite, ſo
kann man auch mit 2 Würfeln jedesmal ein Paar
herauswürfeln.
Ich halte dieſe Unterhaltung für ein ſehr treff-
liches Spiel, meine Gründe ſind dieſe: Die gan-
ze Geſellſchaft befindet ſich immerfort in einer
lebhaften Erwartung was wohl für Antworten her-
auskommen werden, und ſie hat meiſtentheils
Anlaſs zum Lachen, ſie mögen nun mehr oder
minder witzig ausgedacht oder fade und ſtumpf
ſeyn. Jeder nimmt überdem an der Aufgabe
Theil und ſucht für ſich im Stillen eine Aehn-
lichkeit heraus zu bringen, ſo erhält man am En-
de eine kleine Sammlung davon; alles dieſs iſt
ſehr unterhaltend, doch ſollte man dieſs Spiel
nie lange fortſetzen.
Um Aehnlichkeiten zu finden iſt es ſchlechter-
dings nöthig, beyde mit einander zu verglei-
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/390>, abgerufen am 22.11.2024.
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