Wir schicken Einen zum Zimmer hinaus und sagen uns indess im Kreise herum einer dem andern ein Wort ins Ohr; kommt dann Jener wieder herein: so thut er an jede Person eine willkührliche Frage, und in die darauf zu ge- bende Antwort wird jenes Wort so verwebt, dass es schwer herauszufinden ist. Der Frager muss nach einigem Bedenken ein Wort angeben, trifft er das gegebene nicht, so giebt er; trifft er es aber, so giebt die gefragte Person ein Pfand. Hier sind Beyspiele: gegebene Worte waren in einer Gesellschaft folgende: 1) Siegellack, 2) Witz, 3) Freude, 4) Messer, 5) Henne, 6) Wind, 7) Geduld, 8) Nichts, 9) Vergnügen, 10) Geld, 11) Langeweile, 12) Freundschaft, 13) Papier, 14) Schnee, 15) Freund, 16) Genügsamkeit, 17) Kamm, und der Hereinkommende fragte bey
Nro. 1. Wie haben Sie die Nacht geschlafen?
Antwort: Sehr schlecht; ich verbrann- te mich gestern mit Siegellack, diess machte mir die ganze Nacht schmer- zen.
-- 2) Was frühstückten Sie heut?
Antwort: Thee, Butterbrod und Witz, denn ich las im Rabner.
-- 3) Auf welche Art reisen Sie am liebsten?
93. Das Wortverbergen.
Wir ſchicken Einen zum Zimmer hinaus und ſagen uns indeſs im Kreiſe herum einer dem andern ein Wort ins Ohr; kommt dann Jener wieder herein: ſo thut er an jede Perſon eine willkührliche Frage, und in die darauf zu ge- bende Antwort wird jenes Wort ſo verwebt, daſs es ſchwer herauszufinden iſt. Der Frager muſs nach einigem Bedenken ein Wort angeben, trifft er das gegebene nicht, ſo giebt er; trifft er es aber, ſo giebt die gefragte Perſon ein Pfand. Hier ſind Beyſpiele: gegebene Worte waren in einer Geſellſchaft folgende: 1) Siegellack, 2) Witz, 3) Freude, 4) Meſſer, 5) Henne, 6) Wind, 7) Geduld, 8) Nichts, 9) Vergnügen, 10) Geld, 11) Langeweile, 12) Freundſchaft, 13) Papier, 14) Schnee, 15) Freund, 16) Genügſamkeit, 17) Kamm, und der Hereinkommende fragte bey
Nro. 1. Wie haben Sie die Nacht geſchlafen?
Antwort: Sehr ſchlecht; ich verbrann- te mich geſtern mit Siegellack, dieſs machte mir die ganze Nacht ſchmer- zen.
— 2) Was frühſtückten Sie heut?
Antwort: Thee, Butterbrod und Witz, denn ich las im Rabner.
— 3) Auf welche Art reiſen Sie am liebſten?
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93. Das Wortverbergen.
Wir ſchicken Einen zum Zimmer hinaus und
ſagen uns indeſs im Kreiſe herum einer dem
andern ein Wort ins Ohr; kommt dann Jener
wieder herein: ſo thut er an jede Perſon eine
willkührliche Frage, und in die darauf zu ge-
bende Antwort wird jenes Wort ſo verwebt, daſs
es ſchwer herauszufinden iſt. Der Frager muſs
nach einigem Bedenken ein Wort angeben,
trifft er das gegebene nicht, ſo giebt er; trifft er
es aber, ſo giebt die gefragte Perſon ein Pfand.
Hier ſind Beyſpiele: gegebene Worte waren in
einer Geſellſchaft folgende: 1) Siegellack, 2)
Witz, 3) Freude, 4) Meſſer, 5) Henne, 6) Wind,
7) Geduld, 8) Nichts, 9) Vergnügen, 10) Geld, 11)
Langeweile, 12) Freundſchaft, 13) Papier, 14) Schnee,
15) Freund, 16) Genügſamkeit, 17) Kamm, und der
Hereinkommende fragte bey
Nro. 1. Wie haben Sie die Nacht geſchlafen?
Antwort: Sehr ſchlecht; ich verbrann-
te mich geſtern mit Siegellack, dieſs
machte mir die ganze Nacht ſchmer-
zen.
— 2) Was frühſtückten Sie heut?
Antwort: Thee, Butterbrod und Witz,
denn ich las im Rabner.
— 3) Auf welche Art reiſen Sie am liebſten?
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/415>, abgerufen am 22.11.2024.
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