nen, Zucker, Milch u. s. w. kurz alles was man haben will, und Alle haben Lust zu kaufen. Ermacht bey Fritz den Anfang: "Was willst du kaufen?" -- Milch. "Wozu willst du sie gebrauchen?"-- ich will sie trinken! Nun geht der Vater von Nach- bar zu Nachbar, und Jeder muss ihm angeben, wozu er die Milch gebrauchen will; da will sie der Eine verbuttern, der Andre verkäsen, der Dritte will damit bleichen, der Vierte Milchzuk- ker daraus machen u. s. w. wer keinen ordentli- chen gewöhnlichen Gebrauch davon anzugeben weiss, oder das nochmals sagt, was schon von den Andern angegeben ist: erhält von ihm einen spasshaften Klapps. Ist man mit der Milch her- um und merkt der Vater, dass wohl eben nichts mehr davon zu sagen übrig seyn möchte: so lässt er sich von Fritzens Nachbar einen neuen Arti- kel abkaufen und es geht damit wie oben. Auf- merksamkeit, Gedächtniss, Wiedererinnerung und Nachdenken kommen dadurch bey den Kleinen in Uebung; sie gewöhnen sich bey den Sachen mehr als den Namen zu denken und die Gestalt vorzustellen; sie lernen mit ihren Ge- danken weiter greifen, die Association der Ideen wird lebhafter. Es ist daher ein gutes Spiel. Das Unterhaltende desselben beruht auf dem gesell- schaftlichen Tone, so wie auf der Stimmung der Kinder; ziehn diese schon Würfel und Karten
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nen, Zucker, Milch u. ſ. w. kurz alles was man haben will, und Alle haben Luſt zu kaufen. Ermacht bey Fritz den Anfang: „Was willſt du kaufen?“ — Milch. „Wozu willſt du ſie gebrauchen?“— ich will ſie trinken! Nun geht der Vater von Nach- bar zu Nachbar, und Jeder muſs ihm angeben, wozu er die Milch gebrauchen will; da will ſie der Eine verbuttern, der Andre verkäſen, der Dritte will damit bleichen, der Vierte Milchzuk- ker daraus machen u. ſ. w. wer keinen ordentli- chen gewöhnlichen Gebrauch davon anzugeben weiſs, oder das nochmals ſagt, was ſchon von den Andern angegeben iſt: erhält von ihm einen ſpaſshaften Klapps. Iſt man mit der Milch her- um und merkt der Vater, daſs wohl eben nichts mehr davon zu ſagen übrig ſeyn möchte: ſo läſst er ſich von Fritzens Nachbar einen neuen Arti- kel abkaufen und es geht damit wie oben. Auf- merkſamkeit, Gedächtniſs, Wiedererinnerung und Nachdenken kommen dadurch bey den Kleinen in Uebung; ſie gewöhnen ſich bey den Sachen mehr als den Namen zu denken und die Geſtalt vorzuſtellen; ſie lernen mit ihren Ge- danken weiter greifen, die Aſſociation der Ideen wird lebhafter. Es iſt daher ein gutes Spiel. Das Unterhaltende deſſelben beruht auf dem geſell- ſchaftlichen Tone, ſo wie auf der Stimmung der Kinder; ziehn dieſe ſchon Würfel und Karten
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nen, Zucker, Milch u. ſ. w. kurz alles was man
haben will, und Alle haben Luſt zu kaufen. Ermacht
bey Fritz den Anfang: „Was willſt du kaufen?“
— Milch. „Wozu willſt du ſie gebrauchen?“—
ich will ſie trinken! Nun geht der Vater von Nach-
bar zu Nachbar, und Jeder muſs ihm angeben,
wozu er die Milch gebrauchen will; da will ſie
der Eine verbuttern, der Andre verkäſen, der
Dritte will damit bleichen, der Vierte Milchzuk-
ker daraus machen u. ſ. w. wer keinen ordentli-
chen gewöhnlichen Gebrauch davon anzugeben
weiſs, oder das nochmals ſagt, was ſchon von
den Andern angegeben iſt: erhält von ihm einen
ſpaſshaften Klapps. Iſt man mit der Milch her-
um und merkt der Vater, daſs wohl eben nichts
mehr davon zu ſagen übrig ſeyn möchte: ſo läſst
er ſich von Fritzens Nachbar einen neuen Arti-
kel abkaufen und es geht damit wie oben. Auf-
merkſamkeit, Gedächtniſs, Wiedererinnerung
und Nachdenken kommen dadurch bey den
Kleinen in Uebung; ſie gewöhnen ſich bey den
Sachen mehr als den Namen zu denken und die
Geſtalt vorzuſtellen; ſie lernen mit ihren Ge-
danken weiter greifen, die Aſſociation der Ideen
wird lebhafter. Es iſt daher ein gutes Spiel. Das
Unterhaltende deſſelben beruht auf dem geſell-
ſchaftlichen Tone, ſo wie auf der Stimmung der
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/471>, abgerufen am 24.11.2024.
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