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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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des Gegners, diese Beobachtung der leisesten
und geheimsten Schritte desselben, die stets le-
bendige Wachsamkeit, welche zu ihrer Vereit-
lung unaufhörlich nothwendig ist, auf der einen
und das tiefe Nachdenken zur Erfindung und An-
legung des eigenen Planes, die nothwendige
Feinheit in der Ausführung, die Ueberlegung
jedes einzelnen Schrittes, die Berechnung einer
Reihe eigener und entgegengesezter, auf der an-
dren
machen das Schach zum interessantesten Spie-
le, zum Spiele von hundert Gedanken und Sor-
gen, wie es die Perser nennen. Hier herrscht
gar kein Glück, sondern allein Nachdenken;
man kann sich daher nie auf jenes zu seiner Ent-
schuldigung berufen, sondern muss seine Blösse
im Mangel oder in der Kraft des Nachdenkens
und der Aufmerksamkeit erkennen. Folglich
wirkt es heftig auf die Ehrliebe; wer in diesem
Punkte zu empfindlich ist, für den ist das Spiel
nicht, ausser wenn er siegt, oder sich überzeu-
gen lernt, dass der scharfsichtigste Kopfsich ver-
sehen könne. So vortrefflich ich das Schach, auch
mir das liebste von allen Spielen, im allgemeinen
betrachtet finde, so nachtheilig halte ich es im
Gegentheile in seiner gewöhnlichen Anwendung.
Es ist im Grunde ein Bauernspiel. Wer seine Glie-
der den Tag über gebraucht und seinen Körper
durch Bewegung ermüdet hat, der spiele Schach.

des Gegners, dieſe Beobachtung der leiſeſten
und geheimſten Schritte deſſelben, die ſtets le-
bendige Wachſamkeit, welche zu ihrer Vereit-
lung unaufhörlich nothwendig iſt, auf der einen
und das tiefe Nachdenken zur Erfindung und An-
legung des eigenen Planes, die nothwendige
Feinheit in der Ausführung, die Ueberlegung
jedes einzelnen Schrittes, die Berechnung einer
Reihe eigener und entgegengeſezter, auf der an-
dren
machen das Schach zum intereſſanteſten Spie-
le, zum Spiele von hundert Gedanken und Sor-
gen, wie es die Perſer nennen. Hier herrſcht
gar kein Glück, ſondern allein Nachdenken;
man kann ſich daher nie auf jenes zu ſeiner Ent-
ſchuldigung berufen, ſondern muſs ſeine Blöſse
im Mangel oder in der Kraft des Nachdenkens
und der Aufmerkſamkeit erkennen. Folglich
wirkt es heftig auf die Ehrliebe; wer in dieſem
Punkte zu empfindlich iſt, für den iſt das Spiel
nicht, auſſer wenn er ſiegt, oder ſich überzeu-
gen lernt, daſs der ſcharfſichtigſte Kopfſich ver-
ſehen könne. So vortrefflich ich das Schach, auch
mir das liebſte von allen Spielen, im allgemeinen
betrachtet finde, ſo nachtheilig halte ich es im
Gegentheile in ſeiner gewöhnlichen Anwendung.
Es iſt im Grunde ein Bauernſpiel. Wer ſeine Glie-
der den Tag über gebraucht und ſeinen Körper
durch Bewegung ermüdet hat, der ſpiele Schach.

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[479/0511] des Gegners, dieſe Beobachtung der leiſeſten und geheimſten Schritte deſſelben, die ſtets le- bendige Wachſamkeit, welche zu ihrer Vereit- lung unaufhörlich nothwendig iſt, auf der einen und das tiefe Nachdenken zur Erfindung und An- legung des eigenen Planes, die nothwendige Feinheit in der Ausführung, die Ueberlegung jedes einzelnen Schrittes, die Berechnung einer Reihe eigener und entgegengeſezter, auf der an- dren machen das Schach zum intereſſanteſten Spie- le, zum Spiele von hundert Gedanken und Sor- gen, wie es die Perſer nennen. Hier herrſcht gar kein Glück, ſondern allein Nachdenken; man kann ſich daher nie auf jenes zu ſeiner Ent- ſchuldigung berufen, ſondern muſs ſeine Blöſse im Mangel oder in der Kraft des Nachdenkens und der Aufmerkſamkeit erkennen. Folglich wirkt es heftig auf die Ehrliebe; wer in dieſem Punkte zu empfindlich iſt, für den iſt das Spiel nicht, auſſer wenn er ſiegt, oder ſich überzeu- gen lernt, daſs der ſcharfſichtigſte Kopfſich ver- ſehen könne. So vortrefflich ich das Schach, auch mir das liebſte von allen Spielen, im allgemeinen betrachtet finde, ſo nachtheilig halte ich es im Gegentheile in ſeiner gewöhnlichen Anwendung. Es iſt im Grunde ein Bauernſpiel. Wer ſeine Glie- der den Tag über gebraucht und ſeinen Körper durch Bewegung ermüdet hat, der ſpiele Schach.

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/511>, abgerufen am 21.11.2024.