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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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ziehung, wobey sich jedes Kind leicht an ei-
ne gewisse bestimmte Behandlung gewöhnt und
jede andere sehr übel findet und aufnimmt; so
ist das Spiel das vortrefflichste und sichtbar wirk-
samste Mittel. Dieser Fehler weicht nicht der ver-
nünftigen Vorstellung und Überredung, sondern
bloss der Übung und Erfahrung; Knaben der Art
müssen häufig aufgezogen, belacht, über ihre
Empfindlichkeit besonders von ihres Gleichen ge-
tadelt und geneckt werden, nicht vorsetzlich, aber
wohl durch den natürlichen Anlass eines Spiels.

6. Um die Herzen der Kinder zu gewinnen,
spiele man mit ihnen; der immer ernste, ermah-
nende Ton kann wohl Hochachtung und Ehr-
furcht erwecken, aber nicht so leicht das Herz
für natürliche, unbefangene Freundschaft und Of-
fenherzigkeit aufschliessen. Am offensten ist man
immer nur gegen seines Gleichen; die eigen-
thümliche Gesinnung der Aeltern und der höhern
Classe machen uns zurückhaltender, darum ge-
sellt sich Gleich so gern zu Gleichem. Durch
Spiele nähert sich der Erzieher der Jugend, sie
öffnet ihm ihr Herz um so mehr, je näher er
kommt, sie handelt freyer, wenn sie in ihm den
Gespielen erblickt, und er findet Gelegenheit
zu Erinnerungen die beym Studiren nicht ver-
anlasst werden würden. Überdem aber sind Er-
innerungen um so fruchtbringender je gleicher

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ziehung, wobey ſich jedes Kind leicht an ei-
ne gewiſſe beſtimmte Behandlung gewöhnt und
jede andere ſehr übel findet und aufnimmt; ſo
iſt das Spiel das vortrefflichſte und ſichtbar wirk-
ſamſte Mittel. Dieſer Fehler weicht nicht der ver-
nünftigen Vorſtellung und Überredung, ſondern
bloſs der Übung und Erfahrung; Knaben der Art
müſſen häufig aufgezogen, belacht, über ihre
Empfindlichkeit beſonders von ihres Gleichen ge-
tadelt und geneckt werden, nicht vorſetzlich, aber
wohl durch den natürlichen Anlaſs eines Spiels.

6. Um die Herzen der Kinder zu gewinnen,
ſpiele man mit ihnen; der immer ernſte, ermah-
nende Ton kann wohl Hochachtung und Ehr-
furcht erwecken, aber nicht ſo leicht das Herz
für natürliche, unbefangene Freundſchaft und Of-
fenherzigkeit aufſchlieſsen. Am offenſten iſt man
immer nur gegen ſeines Gleichen; die eigen-
thümliche Geſinnung der Aeltern und der höhern
Claſſe machen uns zurückhaltender, darum ge-
ſellt ſich Gleich ſo gern zu Gleichem. Durch
Spiele nähert ſich der Erzieher der Jugend, ſie
öffnet ihm ihr Herz um ſo mehr, je näher er
kommt, ſie handelt freyer, wenn ſie in ihm den
Geſpielen erblickt, und er findet Gelegenheit
zu Erinnerungen die beym Studiren nicht ver-
anlaſst werden würden. Überdem aber ſind Er-
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[25/0057] ziehung, wobey ſich jedes Kind leicht an ei- ne gewiſſe beſtimmte Behandlung gewöhnt und jede andere ſehr übel findet und aufnimmt; ſo iſt das Spiel das vortrefflichſte und ſichtbar wirk- ſamſte Mittel. Dieſer Fehler weicht nicht der ver- nünftigen Vorſtellung und Überredung, ſondern bloſs der Übung und Erfahrung; Knaben der Art müſſen häufig aufgezogen, belacht, über ihre Empfindlichkeit beſonders von ihres Gleichen ge- tadelt und geneckt werden, nicht vorſetzlich, aber wohl durch den natürlichen Anlaſs eines Spiels. 6. Um die Herzen der Kinder zu gewinnen, ſpiele man mit ihnen; der immer ernſte, ermah- nende Ton kann wohl Hochachtung und Ehr- furcht erwecken, aber nicht ſo leicht das Herz für natürliche, unbefangene Freundſchaft und Of- fenherzigkeit aufſchlieſsen. Am offenſten iſt man immer nur gegen ſeines Gleichen; die eigen- thümliche Geſinnung der Aeltern und der höhern Claſſe machen uns zurückhaltender, darum ge- ſellt ſich Gleich ſo gern zu Gleichem. Durch Spiele nähert ſich der Erzieher der Jugend, ſie öffnet ihm ihr Herz um ſo mehr, je näher er kommt, ſie handelt freyer, wenn ſie in ihm den Geſpielen erblickt, und er findet Gelegenheit zu Erinnerungen die beym Studiren nicht ver- anlaſst werden würden. Überdem aber ſind Er- innerungen um ſo fruchtbringender je gleicher B 5

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/57>, abgerufen am 21.11.2024.