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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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sich, nach sitzenden Kopfarbeiten an sitzenden,
den Kopf eben so sehr angreifenden, und die fa-
talsten Leidenschaften erregenden Spielen erho-
len wollen, dass sie in ihren Gesellschaften, vor
und nach dem Essen an den Spieltischen stunden-
lang halb stumm wie angenagelt zubringen. Weh
dir o Jugend, wenn du dich nach dieser lächerli-
chen Sitte richtest, es wäre fast besser, du spiel-
test unter König Atys lieber bis zum Hungersto-
de, als hier bis zur Verderbung deines noch ge-
sunden Geistes und Körpers. Im Charakter ei-
ner Nation müsste es für jeden Verständigen ein
sehr schätzenswerther Zug seyn, wenn sie jene
Spiele, wo nicht durchaus verschmähete, doch
weit minder begünstigte, als gesunde Uebungs-
und andere unschuldige Spiele. Wie schlecht
kleidet es Herkules, wenn er das Symbol sei-
ner Stärke die Keule verwirft, das Spiel seiner
rüstigen Muskeln hemmt und weibisch am Spinn-
rocken tändelt. Ihm gleichen die sogenannten
edlern Volksklassen, die ursprünglich stark und
tapfer im Schosse der Weichlichkeit ihre Kräfte,
so wie ihre Waffen verrosten liessen. Sitzende,
besonders Karten- und Hasardspiele haben hier-
auf seit langer Zeit einen unglaublichen Einfluss
gehabt. Ich entlasse sie hier auf immer, indem
ich ihnen zum Abschiede den Vers in den Mund
lege

ſich, nach ſitzenden Kopfarbeiten an ſitzenden,
den Kopf eben ſo ſehr angreifenden, und die fa-
talſten Leidenſchaften erregenden Spielen erho-
len wollen, daſs ſie in ihren Geſellſchaften, vor
und nach dem Eſſen an den Spieltiſchen ſtunden-
lang halb ſtumm wie angenagelt zubringen. Weh
dir o Jugend, wenn du dich nach dieſer lächerli-
chen Sitte richteſt, es wäre faſt beſſer, du ſpiel-
teſt unter König Atys lieber bis zum Hungersto-
de, als hier bis zur Verderbung deines noch ge-
ſunden Geiſtes und Körpers. Im Charakter ei-
ner Nation müſste es für jeden Verſtändigen ein
ſehr ſchätzenswerther Zug ſeyn, wenn ſie jene
Spiele, wo nicht durchaus verſchmähete, doch
weit minder begünſtigte, als geſunde Uebungs-
und andere unſchuldige Spiele. Wie ſchlecht
kleidet es Herkules, wenn er das Symbol ſei-
ner Stärke die Keule verwirft, das Spiel ſeiner
rüſtigen Muſkeln hemmt und weibiſch am Spinn-
rocken tändelt. Ihm gleichen die ſogenannten
edlern Volksklaſſen, die urſprünglich ſtark und
tapfer im Schoſse der Weichlichkeit ihre Kräfte,
ſo wie ihre Waffen verroſten lieſsen. Sitzende,
beſonders Karten- und Haſardſpiele haben hier-
auf ſeit langer Zeit einen unglaublichen Einfluſs
gehabt. Ich entlaſſe ſie hier auf immer, indem
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[36/0068] ſich, nach ſitzenden Kopfarbeiten an ſitzenden, den Kopf eben ſo ſehr angreifenden, und die fa- talſten Leidenſchaften erregenden Spielen erho- len wollen, daſs ſie in ihren Geſellſchaften, vor und nach dem Eſſen an den Spieltiſchen ſtunden- lang halb ſtumm wie angenagelt zubringen. Weh dir o Jugend, wenn du dich nach dieſer lächerli- chen Sitte richteſt, es wäre faſt beſſer, du ſpiel- teſt unter König Atys lieber bis zum Hungersto- de, als hier bis zur Verderbung deines noch ge- ſunden Geiſtes und Körpers. Im Charakter ei- ner Nation müſste es für jeden Verſtändigen ein ſehr ſchätzenswerther Zug ſeyn, wenn ſie jene Spiele, wo nicht durchaus verſchmähete, doch weit minder begünſtigte, als geſunde Uebungs- und andere unſchuldige Spiele. Wie ſchlecht kleidet es Herkules, wenn er das Symbol ſei- ner Stärke die Keule verwirft, das Spiel ſeiner rüſtigen Muſkeln hemmt und weibiſch am Spinn- rocken tändelt. Ihm gleichen die ſogenannten edlern Volksklaſſen, die urſprünglich ſtark und tapfer im Schoſse der Weichlichkeit ihre Kräfte, ſo wie ihre Waffen verroſten lieſsen. Sitzende, beſonders Karten- und Haſardſpiele haben hier- auf ſeit langer Zeit einen unglaublichen Einfluſs gehabt. Ich entlaſſe ſie hier auf immer, indem ich ihnen zum Abſchiede den Vers in den Mund lege

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/68>, abgerufen am 21.11.2024.