Was ein Ballon sey, weiss bey uns Jedermann, ich will also nur erinnern, dass man eine recht runde Blase wählen müsse, damit der lederne Ueberzug nicht länglicht auseinander getrieben werde. Das Schlagen dieses Balls geschieht bey uns mit der Faust, die bloss mit einem ledernen Handschuhe bekleidet wird; da aber die Faust ein ganz irregulärer Körper ist: so können die Schläge nicht die regelmässige Richtung erhal- ten, die das Spiel erfordert; ferner kann die Hand leicht Schaden nehmen, und es ist nichts ungewöhnliches, dass man sich einen Finger auf einige Zeit lähmt. In beyden liegt vielleicht die Ursache, dass die Italiener den Arm mit einer hölzernen Schiene bewaffnen, welche sie Braccia- le nennen. Dieses Instrument hat einige Aehn- lichkeit mit einem Muffe. Der Spieler steckt die Hand fast bis an den Ellenbogen hinein und hält es an einem Pflocke fest, der inwendig im Braccia- le in die Quere befestigt ist. Aeusserlich ist das In- strument über und über wie ein Igel mit kurzen spitzigen Hölzern versehen, die viereckigt ge- schnitten sind.
Man spielt am liebsten an einer hohen Mauer oder langen Reihe von Gebäuden. Zum voll- kommenen Spiele müssen wenigstens 6 Spieler seyn, 3 auf jeder Parthey; gemeiniglich aber ist
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Was ein Ballon ſey, weiſs bey uns Jedermann, ich will alſo nur erinnern, daſs man eine recht runde Blaſe wählen müſſe, damit der lederne Ueberzug nicht länglicht auseinander getrieben werde. Das Schlagen dieſes Balls geſchieht bey uns mit der Fauſt, die bloſs mit einem ledernen Handſchuhe bekleidet wird; da aber die Fauſt ein ganz irregulärer Körper iſt: ſo können die Schläge nicht die regelmäſsige Richtung erhal- ten, die das Spiel erfordert; ferner kann die Hand leicht Schaden nehmen, und es iſt nichts ungewöhnliches, daſs man ſich einen Finger auf einige Zeit lähmt. In beyden liegt vielleicht die Urſache, daſs die Italiener den Arm mit einer hölzernen Schiene bewaffnen, welche ſie Braccia- le nennen. Dieſes Inſtrument hat einige Aehn- lichkeit mit einem Muffe. Der Spieler ſteckt die Hand faſt bis an den Ellenbogen hinein und hält es an einem Pflocke feſt, der inwendig im Braccia- le in die Quere befeſtigt iſt. Aeuſserlich iſt das In- ſtrument über und über wie ein Igel mit kurzen ſpitzigen Hölzern verſehen, die viereckigt ge- ſchnitten ſind.
Man ſpielt am liebſten an einer hohen Mauer oder langen Reihe von Gebäuden. Zum voll- kommenen Spiele müſſen wenigſtens 6 Spieler ſeyn, 3 auf jeder Parthey; gemeiniglich aber ist
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Was ein Ballon ſey, weiſs bey uns Jedermann,
ich will alſo nur erinnern, daſs man eine recht
runde Blaſe wählen müſſe, damit der lederne
Ueberzug nicht länglicht auseinander getrieben
werde. Das Schlagen dieſes Balls geſchieht bey
uns mit der Fauſt, die bloſs mit einem ledernen
Handſchuhe bekleidet wird; da aber die Fauſt
ein ganz irregulärer Körper iſt: ſo können die
Schläge nicht die regelmäſsige Richtung erhal-
ten, die das Spiel erfordert; ferner kann die
Hand leicht Schaden nehmen, und es iſt nichts
ungewöhnliches, daſs man ſich einen Finger auf
einige Zeit lähmt. In beyden liegt vielleicht die
Urſache, daſs die Italiener den Arm mit einer
hölzernen Schiene bewaffnen, welche ſie Braccia-
le nennen. Dieſes Inſtrument hat einige Aehn-
lichkeit mit einem Muffe. Der Spieler ſteckt die
Hand faſt bis an den Ellenbogen hinein und hält
es an einem Pflocke feſt, der inwendig im Braccia-
le in die Quere befeſtigt iſt. Aeuſserlich iſt das In-
ſtrument über und über wie ein Igel mit kurzen
ſpitzigen Hölzern verſehen, die viereckigt ge-
ſchnitten ſind.
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/85>, abgerufen am 21.11.2024.
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