Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Was ein Ballon sey, weiss bey uns Jedermann,
ich will also nur erinnern, dass man eine recht
runde Blase wählen müsse, damit der lederne
Ueberzug nicht länglicht auseinander getrieben
werde. Das Schlagen dieses Balls geschieht bey
uns mit der Faust, die bloss mit einem ledernen
Handschuhe bekleidet wird; da aber die Faust
ein ganz irregulärer Körper ist: so können die
Schläge nicht die regelmässige Richtung erhal-
ten, die das Spiel erfordert; ferner kann die
Hand leicht Schaden nehmen, und es ist nichts
ungewöhnliches, dass man sich einen Finger auf
einige Zeit lähmt. In beyden liegt vielleicht die
Ursache, dass die Italiener den Arm mit einer
hölzernen Schiene bewaffnen, welche sie Braccia-
le nennen. Dieses Instrument hat einige Aehn-
lichkeit mit einem Muffe. Der Spieler steckt die
Hand fast bis an den Ellenbogen hinein und hält
es an einem Pflocke fest, der inwendig im Braccia-
le in die Quere befestigt ist. Aeusserlich ist das In-
strument über und über wie ein Igel mit kurzen
spitzigen Hölzern versehen, die viereckigt ge-
schnitten sind.

Man spielt am liebsten an einer hohen Mauer
oder langen Reihe von Gebäuden. Zum voll-
kommenen Spiele müssen wenigstens 6 Spieler
seyn, 3 auf jeder Parthey; gemeiniglich aber ist

D 3

Was ein Ballon ſey, weiſs bey uns Jedermann,
ich will alſo nur erinnern, daſs man eine recht
runde Blaſe wählen müſſe, damit der lederne
Ueberzug nicht länglicht auseinander getrieben
werde. Das Schlagen dieſes Balls geſchieht bey
uns mit der Fauſt, die bloſs mit einem ledernen
Handſchuhe bekleidet wird; da aber die Fauſt
ein ganz irregulärer Körper iſt: ſo können die
Schläge nicht die regelmäſsige Richtung erhal-
ten, die das Spiel erfordert; ferner kann die
Hand leicht Schaden nehmen, und es iſt nichts
ungewöhnliches, daſs man ſich einen Finger auf
einige Zeit lähmt. In beyden liegt vielleicht die
Urſache, daſs die Italiener den Arm mit einer
hölzernen Schiene bewaffnen, welche ſie Braccia-
le nennen. Dieſes Inſtrument hat einige Aehn-
lichkeit mit einem Muffe. Der Spieler ſteckt die
Hand faſt bis an den Ellenbogen hinein und hält
es an einem Pflocke feſt, der inwendig im Braccia-
le in die Quere befeſtigt iſt. Aeuſserlich iſt das In-
ſtrument über und über wie ein Igel mit kurzen
ſpitzigen Hölzern verſehen, die viereckigt ge-
ſchnitten ſind.

Man ſpielt am liebſten an einer hohen Mauer
oder langen Reihe von Gebäuden. Zum voll-
kommenen Spiele müſſen wenigſtens 6 Spieler
ſeyn, 3 auf jeder Parthey; gemeiniglich aber ist

D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0085" n="53"/>
              <p>Was ein <hi rendition="#i">Ballon</hi> &#x017F;ey, wei&#x017F;s bey uns Jedermann,<lb/>
ich will al&#x017F;o nur erinnern, da&#x017F;s man eine recht<lb/>
runde Bla&#x017F;e wählen mü&#x017F;&#x017F;e, damit der lederne<lb/>
Ueberzug nicht länglicht auseinander getrieben<lb/>
werde. Das Schlagen die&#x017F;es Balls ge&#x017F;chieht bey<lb/>
uns mit der Fau&#x017F;t, die blo&#x017F;s mit einem ledernen<lb/>
Hand&#x017F;chuhe bekleidet wird; da aber die Fau&#x017F;t<lb/>
ein ganz irregulärer Körper i&#x017F;t: &#x017F;o können die<lb/>
Schläge nicht die regelmä&#x017F;sige Richtung erhal-<lb/>
ten, die das Spiel erfordert; ferner kann die<lb/>
Hand leicht Schaden nehmen, und es i&#x017F;t nichts<lb/>
ungewöhnliches, da&#x017F;s man &#x017F;ich einen Finger auf<lb/>
einige Zeit lähmt. In beyden liegt vielleicht die<lb/>
Ur&#x017F;ache, da&#x017F;s die Italiener den Arm mit einer<lb/>
hölzernen <hi rendition="#i">Schiene</hi> bewaffnen, welche &#x017F;ie Braccia-<lb/>
le nennen. Die&#x017F;es In&#x017F;trument hat einige Aehn-<lb/>
lichkeit mit einem Muffe. Der Spieler &#x017F;teckt die<lb/>
Hand fa&#x017F;t bis an den Ellenbogen hinein und hält<lb/>
es an einem Pflocke fe&#x017F;t, der inwendig im Braccia-<lb/>
le in die Quere befe&#x017F;tigt i&#x017F;t. Aeu&#x017F;serlich i&#x017F;t das In-<lb/>
&#x017F;trument über und über wie ein Igel mit kurzen<lb/>
&#x017F;pitzigen Hölzern ver&#x017F;ehen, die viereckigt ge-<lb/>
&#x017F;chnitten &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;pielt am lieb&#x017F;ten an einer hohen Mauer<lb/>
oder langen Reihe von Gebäuden. Zum voll-<lb/>
kommenen Spiele mü&#x017F;&#x017F;en wenig&#x017F;tens 6 Spieler<lb/>
&#x017F;eyn, 3 auf jeder Parthey; gemeiniglich aber ist<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0085] Was ein Ballon ſey, weiſs bey uns Jedermann, ich will alſo nur erinnern, daſs man eine recht runde Blaſe wählen müſſe, damit der lederne Ueberzug nicht länglicht auseinander getrieben werde. Das Schlagen dieſes Balls geſchieht bey uns mit der Fauſt, die bloſs mit einem ledernen Handſchuhe bekleidet wird; da aber die Fauſt ein ganz irregulärer Körper iſt: ſo können die Schläge nicht die regelmäſsige Richtung erhal- ten, die das Spiel erfordert; ferner kann die Hand leicht Schaden nehmen, und es iſt nichts ungewöhnliches, daſs man ſich einen Finger auf einige Zeit lähmt. In beyden liegt vielleicht die Urſache, daſs die Italiener den Arm mit einer hölzernen Schiene bewaffnen, welche ſie Braccia- le nennen. Dieſes Inſtrument hat einige Aehn- lichkeit mit einem Muffe. Der Spieler ſteckt die Hand faſt bis an den Ellenbogen hinein und hält es an einem Pflocke feſt, der inwendig im Braccia- le in die Quere befeſtigt iſt. Aeuſserlich iſt das In- ſtrument über und über wie ein Igel mit kurzen ſpitzigen Hölzern verſehen, die viereckigt ge- ſchnitten ſind. Man ſpielt am liebſten an einer hohen Mauer oder langen Reihe von Gebäuden. Zum voll- kommenen Spiele müſſen wenigſtens 6 Spieler ſeyn, 3 auf jeder Parthey; gemeiniglich aber ist D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/85
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/85>, abgerufen am 21.11.2024.