Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.lichen Haß gegen Frankreich und Napoleon aus und würden eine größere Wirksamkeit gehabt haben, wenn sie jenen rhetorischen Abandon besessen hätten, durch welchen Görres im rheinischen Mercur so große Wunder that. Börne, der den Aufschwung des Vaterlands mit allen Pulsen seines innersten Menschen mitempfand, ahnte nicht, daß er eines der ersten Opfer des Sieges seyn sollte. Kaum war die französische Herrschaft in Frankfurt gebrochen, so trat wieder die alte freistädtische Verfassung hervor. Der Senat nahm von seiner Souverainität Besitz, die Anstellung eines Juden hob sich von selbst auf. Börne erhielt, jedoch nicht sogleich, seine Entlassung. Man glaubte ihn zuerst durch Zurücksetzungen zu bewegen, sie selbst zu nehmen. Man überwies ihm geisttödtende Registraturarbeiten, doch schlugen diese Berechnungen fehl. Börne that, was man ihm übertrug und sah den Intriguen mit ruhiger Gelassenheit zu. Endlich, da man einen Juden nicht länger mehr im Amt lassen wollte, entschloß man sich, ihn zu entfernen, konnte ihn jedoch vermöge einer Bestimmung der Congreßakte hinsichtlich der Großherzoglich Frankfurtischen Staatsdiener die Pension nicht entziehen. Börne nahm auf das ängstliche Betreiben lichen Haß gegen Frankreich und Napoleon aus und würden eine größere Wirksamkeit gehabt haben, wenn sie jenen rhetorischen Abandon besessen hätten, durch welchen Görres im rheinischen Mercur so große Wunder that. Börne, der den Aufschwung des Vaterlands mit allen Pulsen seines innersten Menschen mitempfand, ahnte nicht, daß er eines der ersten Opfer des Sieges seyn sollte. Kaum war die französische Herrschaft in Frankfurt gebrochen, so trat wieder die alte freistädtische Verfassung hervor. Der Senat nahm von seiner Souverainität Besitz, die Anstellung eines Juden hob sich von selbst auf. Börne erhielt, jedoch nicht sogleich, seine Entlassung. Man glaubte ihn zuerst durch Zurücksetzungen zu bewegen, sie selbst zu nehmen. Man überwies ihm geisttödtende Registraturarbeiten, doch schlugen diese Berechnungen fehl. Börne that, was man ihm übertrug und sah den Intriguen mit ruhiger Gelassenheit zu. Endlich, da man einen Juden nicht länger mehr im Amt lassen wollte, entschloß man sich, ihn zu entfernen, konnte ihn jedoch vermöge einer Bestimmung der Congreßakte hinsichtlich der Großherzoglich Frankfurtischen Staatsdiener die Pension nicht entziehen. Börne nahm auf das ängstliche Betreiben <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0131" n="89"/> lichen Haß gegen Frankreich und Napoleon aus und würden eine größere Wirksamkeit gehabt haben, wenn sie jenen rhetorischen Abandon besessen hätten, durch welchen Görres im rheinischen Mercur so große Wunder that.</p> <p>Börne, der den Aufschwung des Vaterlands mit allen Pulsen seines innersten Menschen mitempfand, ahnte nicht, daß er eines der ersten Opfer des Sieges seyn sollte. Kaum war die französische Herrschaft in Frankfurt gebrochen, so trat wieder die alte freistädtische Verfassung hervor. Der Senat nahm von seiner Souverainität Besitz, die Anstellung eines Juden hob sich von selbst auf. Börne erhielt, jedoch nicht sogleich, seine Entlassung. Man glaubte ihn zuerst durch Zurücksetzungen zu bewegen, sie selbst zu nehmen. Man überwies ihm geisttödtende Registraturarbeiten, doch schlugen diese Berechnungen fehl. Börne that, was man ihm übertrug und sah den Intriguen mit ruhiger Gelassenheit zu. Endlich, da man einen Juden nicht länger mehr im Amt lassen wollte, entschloß man sich, ihn zu entfernen, konnte ihn jedoch vermöge einer Bestimmung der Congreßakte hinsichtlich der Großherzoglich Frankfurtischen Staatsdiener die Pension nicht entziehen. Börne nahm auf das ängstliche Betreiben </p> </div> </body> </text> </TEI> [89/0131]
lichen Haß gegen Frankreich und Napoleon aus und würden eine größere Wirksamkeit gehabt haben, wenn sie jenen rhetorischen Abandon besessen hätten, durch welchen Görres im rheinischen Mercur so große Wunder that.
Börne, der den Aufschwung des Vaterlands mit allen Pulsen seines innersten Menschen mitempfand, ahnte nicht, daß er eines der ersten Opfer des Sieges seyn sollte. Kaum war die französische Herrschaft in Frankfurt gebrochen, so trat wieder die alte freistädtische Verfassung hervor. Der Senat nahm von seiner Souverainität Besitz, die Anstellung eines Juden hob sich von selbst auf. Börne erhielt, jedoch nicht sogleich, seine Entlassung. Man glaubte ihn zuerst durch Zurücksetzungen zu bewegen, sie selbst zu nehmen. Man überwies ihm geisttödtende Registraturarbeiten, doch schlugen diese Berechnungen fehl. Börne that, was man ihm übertrug und sah den Intriguen mit ruhiger Gelassenheit zu. Endlich, da man einen Juden nicht länger mehr im Amt lassen wollte, entschloß man sich, ihn zu entfernen, konnte ihn jedoch vermöge einer Bestimmung der Congreßakte hinsichtlich der Großherzoglich Frankfurtischen Staatsdiener die Pension nicht entziehen. Börne nahm auf das ängstliche Betreiben
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