Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Ueber eine kurze Charakteristik, welche ich erst nur zu geben bezweckte, wuchs das sich anhäufende Material hinaus, von allen Seiten trug mir die Gunst des Zufalls Blätter und Zweige zu dem Ehrenkranze, den ich einem Todten winden wollte, heran, ich wurde Biograph des Verfassers der "Briefe aus Paris," ohne es zu wollen. Wenn ich auf dem halben Wege, wo ich mich entschließen mußte, vor- oder rückwärts zu gehen, mich zum ersteren entschloß, so geschah es, weil ich unter den jetzt wirkenden Schriftstellern wohl einer der wenigen bin, die zu einer Entwickelung der Lebens- und Autorenmomente Börne's einen gewissen Beruf haben. Wenn ich, auch jetzt noch schwankend, mich endlich wirklich entschloß, an das schwierige Werk zu gehen, so gab den letzten Ausschlag meine durch theure Familienbande erleichterte Kenntniß des Bodens, auf welchem Börne wuchs und reifte. So wie man Goethe's Jugend und in ihrem ganzen Daseyn Bettina und Clemens Brentano nicht ohne Kenntniß der Frankfurter Lokalitäten innigst verstehen kann, so muß man auch Ueber eine kurze Charakteristik, welche ich erst nur zu geben bezweckte, wuchs das sich anhäufende Material hinaus, von allen Seiten trug mir die Gunst des Zufalls Blätter und Zweige zu dem Ehrenkranze, den ich einem Todten winden wollte, heran, ich wurde Biograph des Verfassers der „Briefe aus Paris,“ ohne es zu wollen. Wenn ich auf dem halben Wege, wo ich mich entschließen mußte, vor- oder rückwärts zu gehen, mich zum ersteren entschloß, so geschah es, weil ich unter den jetzt wirkenden Schriftstellern wohl einer der wenigen bin, die zu einer Entwickelung der Lebens- und Autorenmomente Börne’s einen gewissen Beruf haben. Wenn ich, auch jetzt noch schwankend, mich endlich wirklich entschloß, an das schwierige Werk zu gehen, so gab den letzten Ausschlag meine durch theure Familienbande erleichterte Kenntniß des Bodens, auf welchem Börne wuchs und reifte. So wie man Goethe’s Jugend und in ihrem ganzen Daseyn Bettina und Clemens Brentano nicht ohne Kenntniß der Frankfurter Lokalitäten innigst verstehen kann, so muß man auch <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <pb facs="#f0014" n="VIII"/> <p>Ueber eine kurze Charakteristik, welche ich erst nur zu geben bezweckte, wuchs das sich anhäufende Material hinaus, von allen Seiten trug mir die Gunst des Zufalls Blätter und Zweige zu dem Ehrenkranze, den ich einem Todten winden wollte, heran, ich wurde Biograph des Verfassers der „Briefe aus Paris,“ ohne es zu wollen.</p> <p>Wenn ich auf dem halben Wege, wo ich mich entschließen mußte, vor- oder rückwärts zu gehen, mich zum ersteren entschloß, so geschah es, weil ich unter den jetzt wirkenden Schriftstellern wohl einer der wenigen bin, die zu einer Entwickelung der Lebens- und Autorenmomente Börne’s einen gewissen Beruf haben. Wenn ich, auch jetzt noch schwankend, mich endlich wirklich entschloß, an das schwierige Werk zu gehen, so gab den letzten Ausschlag meine durch theure Familienbande erleichterte Kenntniß des Bodens, auf welchem Börne wuchs und reifte. So wie man Goethe’s Jugend und in ihrem ganzen Daseyn Bettina und Clemens Brentano nicht ohne Kenntniß der Frankfurter Lokalitäten innigst verstehen kann, so muß man auch </p> </div> </front> </text> </TEI> [VIII/0014]
Ueber eine kurze Charakteristik, welche ich erst nur zu geben bezweckte, wuchs das sich anhäufende Material hinaus, von allen Seiten trug mir die Gunst des Zufalls Blätter und Zweige zu dem Ehrenkranze, den ich einem Todten winden wollte, heran, ich wurde Biograph des Verfassers der „Briefe aus Paris,“ ohne es zu wollen.
Wenn ich auf dem halben Wege, wo ich mich entschließen mußte, vor- oder rückwärts zu gehen, mich zum ersteren entschloß, so geschah es, weil ich unter den jetzt wirkenden Schriftstellern wohl einer der wenigen bin, die zu einer Entwickelung der Lebens- und Autorenmomente Börne’s einen gewissen Beruf haben. Wenn ich, auch jetzt noch schwankend, mich endlich wirklich entschloß, an das schwierige Werk zu gehen, so gab den letzten Ausschlag meine durch theure Familienbande erleichterte Kenntniß des Bodens, auf welchem Börne wuchs und reifte. So wie man Goethe’s Jugend und in ihrem ganzen Daseyn Bettina und Clemens Brentano nicht ohne Kenntniß der Frankfurter Lokalitäten innigst verstehen kann, so muß man auch
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