Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.war gewiß eine Nothwendigkeit, die einmal in der Zeit lag. Unsre Literatur hat sich während der schönsten Zeit ihrer Blüthe nur in Zuständen heimisch gefühlt, welche dem unmittelbaren Bewußtsein der Gegenwart fern lagen. In Griechenland, Rom, im alten Germanien, in den Nebeln des Nordens bewegten sich die Anschauungen der Dichter und die Philosophen beschäftigten sich eher damit, das Räthsel der Weltschöpfung zu lösen, als eine schwebende Frage der Zeit. Jedenfalls mußte gegen diese idealische Welt eine Reaktion statt finden, die um so gewaltiger war, als sie mit den Stürmen der politischen Erlebnisse selbst heraufzog und sich nach und nach sogar mit Geistesrichtungen und Dichtern verbinden konnte, welche die Stimmungen des nächsten Moments der Zeitgeschichte wiedergaben und die Leier nur zu vaterländisch-freisinnigen Gesängen stimmten. Die Fürsten hatten an dem Aufschwung unsrer klassischen Literaturperiode einen Antheil gehabt, den ihre Söhne an dem ihr folgenden silbernen Zeitalter nicht mehr nehmen wollten, weil sie vor dem neuen Geist der Dichter und Schriftsteller erschraken. Diejenigen Heroen der literarischen Vergangenheit, welche in die neue Gegenwart noch hinein lebten, konnten sich in dem Wesen derselben war gewiß eine Nothwendigkeit, die einmal in der Zeit lag. Unsre Literatur hat sich während der schönsten Zeit ihrer Blüthe nur in Zuständen heimisch gefühlt, welche dem unmittelbaren Bewußtsein der Gegenwart fern lagen. In Griechenland, Rom, im alten Germanien, in den Nebeln des Nordens bewegten sich die Anschauungen der Dichter und die Philosophen beschäftigten sich eher damit, das Räthsel der Weltschöpfung zu lösen, als eine schwebende Frage der Zeit. Jedenfalls mußte gegen diese idealische Welt eine Reaktion statt finden, die um so gewaltiger war, als sie mit den Stürmen der politischen Erlebnisse selbst heraufzog und sich nach und nach sogar mit Geistesrichtungen und Dichtern verbinden konnte, welche die Stimmungen des nächsten Moments der Zeitgeschichte wiedergaben und die Leier nur zu vaterländisch-freisinnigen Gesängen stimmten. Die Fürsten hatten an dem Aufschwung unsrer klassischen Literaturperiode einen Antheil gehabt, den ihre Söhne an dem ihr folgenden silbernen Zeitalter nicht mehr nehmen wollten, weil sie vor dem neuen Geist der Dichter und Schriftsteller erschraken. Diejenigen Heroen der literarischen Vergangenheit, welche in die neue Gegenwart noch hinein lebten, konnten sich in dem Wesen derselben <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0149" n="107"/> war gewiß eine Nothwendigkeit, die einmal in der Zeit lag. Unsre Literatur hat sich während der schönsten Zeit ihrer Blüthe nur in Zuständen heimisch gefühlt, welche dem unmittelbaren Bewußtsein der Gegenwart fern lagen. In Griechenland, Rom, im alten Germanien, in den Nebeln des Nordens bewegten sich die Anschauungen der Dichter und die Philosophen beschäftigten sich eher damit, das Räthsel der Weltschöpfung zu lösen, als eine schwebende Frage der Zeit. Jedenfalls mußte gegen diese idealische Welt eine Reaktion statt finden, die um so gewaltiger war, als sie mit den Stürmen der politischen Erlebnisse selbst heraufzog und sich nach und nach sogar mit Geistesrichtungen und Dichtern verbinden konnte, welche die Stimmungen des nächsten Moments der Zeitgeschichte wiedergaben und die Leier nur zu vaterländisch-freisinnigen Gesängen stimmten. Die Fürsten hatten an dem Aufschwung unsrer klassischen Literaturperiode einen Antheil gehabt, den ihre Söhne an dem ihr folgenden silbernen Zeitalter nicht mehr nehmen wollten, weil sie vor dem neuen Geist der Dichter und Schriftsteller erschraken. Diejenigen Heroen der literarischen Vergangenheit, welche in die neue Gegenwart noch hinein lebten, konnten sich in dem Wesen derselben </p> </div> </body> </text> </TEI> [107/0149]
war gewiß eine Nothwendigkeit, die einmal in der Zeit lag. Unsre Literatur hat sich während der schönsten Zeit ihrer Blüthe nur in Zuständen heimisch gefühlt, welche dem unmittelbaren Bewußtsein der Gegenwart fern lagen. In Griechenland, Rom, im alten Germanien, in den Nebeln des Nordens bewegten sich die Anschauungen der Dichter und die Philosophen beschäftigten sich eher damit, das Räthsel der Weltschöpfung zu lösen, als eine schwebende Frage der Zeit. Jedenfalls mußte gegen diese idealische Welt eine Reaktion statt finden, die um so gewaltiger war, als sie mit den Stürmen der politischen Erlebnisse selbst heraufzog und sich nach und nach sogar mit Geistesrichtungen und Dichtern verbinden konnte, welche die Stimmungen des nächsten Moments der Zeitgeschichte wiedergaben und die Leier nur zu vaterländisch-freisinnigen Gesängen stimmten. Die Fürsten hatten an dem Aufschwung unsrer klassischen Literaturperiode einen Antheil gehabt, den ihre Söhne an dem ihr folgenden silbernen Zeitalter nicht mehr nehmen wollten, weil sie vor dem neuen Geist der Dichter und Schriftsteller erschraken. Diejenigen Heroen der literarischen Vergangenheit, welche in die neue Gegenwart noch hinein lebten, konnten sich in dem Wesen derselben
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