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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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einem falschen Wahne, auf fremde Verführung, folgte. Er verglich noch später diese Judenverfolgungen mit der indischen Schlangenjagd. Um die Schlange zu erlegen, jage man ihr einen Ochsen in den Rachen; sie fresse sich satt und läge dann unbehülflich da, jedes Kind könne sie tödten. Börne kannte den Charakter der Deutschen. Eine Heldenthat, die Niemanden von den Angreifenden etwas kostete, nicht einmal Blut, viel weniger Geld, hält lange im Bewußtsein der Deutschen vor: sie sprechen hundert Jahre davon und wissen sich mit ihr für tausend Niederlagen zu trösten.

Mitten in der vollen Thätigkeit dieser rings um Deutschland bevestigten reaktionären Schrauben, die alles politische Leben hemmten und eine Freiheit nach der andern erdrückten, versuchte Börne, in seiner Wage über die Politik des Tages zu schreiben. Er griff die Gesetze, welche zur Beschränkung der Preßfreiheit gegeben wurden, behutsam, aber desto treffender an. Er schrieb seine geistvollen "Schüchternen Bemerkungen über Oesterreich und Preußen," in welchen er das Wesen beider Staaten in ihrer wechselseitigen Ergänzung darstellte, wohl aber auch mehr als ahnen ließ, wie gefährlich für Deutschland diese Ergänzung werden müßte, wenn beide Staaten auf eine Gattung

einem falschen Wahne, auf fremde Verführung, folgte. Er verglich noch später diese Judenverfolgungen mit der indischen Schlangenjagd. Um die Schlange zu erlegen, jage man ihr einen Ochsen in den Rachen; sie fresse sich satt und läge dann unbehülflich da, jedes Kind könne sie tödten. Börne kannte den Charakter der Deutschen. Eine Heldenthat, die Niemanden von den Angreifenden etwas kostete, nicht einmal Blut, viel weniger Geld, hält lange im Bewußtsein der Deutschen vor: sie sprechen hundert Jahre davon und wissen sich mit ihr für tausend Niederlagen zu trösten.

Mitten in der vollen Thätigkeit dieser rings um Deutschland bevestigten reaktionären Schrauben, die alles politische Leben hemmten und eine Freiheit nach der andern erdrückten, versuchte Börne, in seiner Wage über die Politik des Tages zu schreiben. Er griff die Gesetze, welche zur Beschränkung der Preßfreiheit gegeben wurden, behutsam, aber desto treffender an. Er schrieb seine geistvollen „Schüchternen Bemerkungen über Oesterreich und Preußen,“ in welchen er das Wesen beider Staaten in ihrer wechselseitigen Ergänzung darstellte, wohl aber auch mehr als ahnen ließ, wie gefährlich für Deutschland diese Ergänzung werden müßte, wenn beide Staaten auf eine Gattung

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[119/0161] einem falschen Wahne, auf fremde Verführung, folgte. Er verglich noch später diese Judenverfolgungen mit der indischen Schlangenjagd. Um die Schlange zu erlegen, jage man ihr einen Ochsen in den Rachen; sie fresse sich satt und läge dann unbehülflich da, jedes Kind könne sie tödten. Börne kannte den Charakter der Deutschen. Eine Heldenthat, die Niemanden von den Angreifenden etwas kostete, nicht einmal Blut, viel weniger Geld, hält lange im Bewußtsein der Deutschen vor: sie sprechen hundert Jahre davon und wissen sich mit ihr für tausend Niederlagen zu trösten. Mitten in der vollen Thätigkeit dieser rings um Deutschland bevestigten reaktionären Schrauben, die alles politische Leben hemmten und eine Freiheit nach der andern erdrückten, versuchte Börne, in seiner Wage über die Politik des Tages zu schreiben. Er griff die Gesetze, welche zur Beschränkung der Preßfreiheit gegeben wurden, behutsam, aber desto treffender an. Er schrieb seine geistvollen „Schüchternen Bemerkungen über Oesterreich und Preußen,“ in welchen er das Wesen beider Staaten in ihrer wechselseitigen Ergänzung darstellte, wohl aber auch mehr als ahnen ließ, wie gefährlich für Deutschland diese Ergänzung werden müßte, wenn beide Staaten auf eine Gattung

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/161>, abgerufen am 28.11.2024.