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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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am einschmeichelndsten: er war glücklich nach einer Oper von Rossini einmal wieder die rührenden Töne der Schweizerfamilie zu hören, wenn er auch Weigls Tonmalerei in Nachtigal und Rabe für kindisch erklärte. Was mußte er später Rossini schätzen lernen, als erst jene weichlichen Cantilenen von Bellini und Donizetti aufkamen, welche nur für die Erschlaffung der Gemüther berechnet scheinen! Sein Aufsatz über die Sonntag, der ihm in Berlin so viel Bewunderer seines Talents der Bewunderung verschaffte, darf in dieser Verbindung nicht unerwähnt bleiben.

Für Börne's unmittelbar die Poesie mit dem Leben verbindende Prinzipien mußte der dramatische Dichter am höchsten stehen. Je größer ihm der ächte Genius erschien, der das Leben, erfaßt in seinen tiefsten Räthseln, die Menschen in ihrer Wirklichkeit, das Erhabene in seiner unverkürzten Größe auf die Bühne bringt zur Erschütterung der Tyrannen, zum Beispiel der Nacheiferung für die Menge; so verächtlich und gefährlich erschien ihm der dramatische Stümper, der die gemeinen Sitten des Tages, die Lüge und die Verworfenheit unsrer Standesbeziehungen ohne eine höhere sittliche Verklärung wiedergab, erschien ihm der Anmaaßliche, der sich die Miene giebt, das Erhabene

am einschmeichelndsten: er war glücklich nach einer Oper von Rossini einmal wieder die rührenden Töne der Schweizerfamilie zu hören, wenn er auch Weigls Tonmalerei in Nachtigal und Rabe für kindisch erklärte. Was mußte er später Rossini schätzen lernen, als erst jene weichlichen Cantilenen von Bellini und Donizetti aufkamen, welche nur für die Erschlaffung der Gemüther berechnet scheinen! Sein Aufsatz über die Sonntag, der ihm in Berlin so viel Bewunderer seines Talents der Bewunderung verschaffte, darf in dieser Verbindung nicht unerwähnt bleiben.

Für Börne’s unmittelbar die Poesie mit dem Leben verbindende Prinzipien mußte der dramatische Dichter am höchsten stehen. Je größer ihm der ächte Genius erschien, der das Leben, erfaßt in seinen tiefsten Räthseln, die Menschen in ihrer Wirklichkeit, das Erhabene in seiner unverkürzten Größe auf die Bühne bringt zur Erschütterung der Tyrannen, zum Beispiel der Nacheiferung für die Menge; so verächtlich und gefährlich erschien ihm der dramatische Stümper, der die gemeinen Sitten des Tages, die Lüge und die Verworfenheit unsrer Standesbeziehungen ohne eine höhere sittliche Verklärung wiedergab, erschien ihm der Anmaaßliche, der sich die Miene giebt, das Erhabene

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[126/0168] am einschmeichelndsten: er war glücklich nach einer Oper von Rossini einmal wieder die rührenden Töne der Schweizerfamilie zu hören, wenn er auch Weigls Tonmalerei in Nachtigal und Rabe für kindisch erklärte. Was mußte er später Rossini schätzen lernen, als erst jene weichlichen Cantilenen von Bellini und Donizetti aufkamen, welche nur für die Erschlaffung der Gemüther berechnet scheinen! Sein Aufsatz über die Sonntag, der ihm in Berlin so viel Bewunderer seines Talents der Bewunderung verschaffte, darf in dieser Verbindung nicht unerwähnt bleiben. Für Börne’s unmittelbar die Poesie mit dem Leben verbindende Prinzipien mußte der dramatische Dichter am höchsten stehen. Je größer ihm der ächte Genius erschien, der das Leben, erfaßt in seinen tiefsten Räthseln, die Menschen in ihrer Wirklichkeit, das Erhabene in seiner unverkürzten Größe auf die Bühne bringt zur Erschütterung der Tyrannen, zum Beispiel der Nacheiferung für die Menge; so verächtlich und gefährlich erschien ihm der dramatische Stümper, der die gemeinen Sitten des Tages, die Lüge und die Verworfenheit unsrer Standesbeziehungen ohne eine höhere sittliche Verklärung wiedergab, erschien ihm der Anmaaßliche, der sich die Miene giebt, das Erhabene

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/168>, abgerufen am 28.11.2024.