Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.über demagogische Umtriebe niedergesetzt wurden. Dann brachte das neue Repertoir die patriotischen Stücke, in welchen die Begeisterung von 1813 und der Triumph von 1815 kein Ende nehmen wollte, Stücke, wo alle Personen die Kokarde trugen und jeder junge Liebhaber früher freiwilliger Jäger gewesen war und Anspruch auf das eiserne Kreuz hatte. Die Kosaken wurden in diesen Stücken noch immer als Brüder behandelt und freisinnige Idealisten als Projektenmacher, von denen im letzten Act herauskam, daß sie schon einmal gestohlen, oder sie wurden als vierschrötige Turner ausgelacht. Die militairischen Spektakelstücke lösten die alten Ritterstücke ab. An die Stelle Wallensteins oder Ottos von Wittelsbach kamen der alte Dessauer, Friedrich der Große, wunderthätige Feldmarschälle, die das tragische Schicksal in der Patrontasche trugen und es als Tags- oder Militairbefehl austheilten. Wachtparaden zogen in den Stücken auf, Trommeln wirbelten, Kanonen wurden abgefeuert, Bivouaks gehalten, kurz es war alles auf den Landsturm und die Einführung der allgemeinen Militairverpflichtung berechnet. Und trotz dieser erbärmlichen Richtung, die bald von der noch schlechtern der Vaudeville-Uebersetzer, mit welcher Angely und die Sieben über demagogische Umtriebe niedergesetzt wurden. Dann brachte das neue Repertoir die patriotischen Stücke, in welchen die Begeisterung von 1813 und der Triumph von 1815 kein Ende nehmen wollte, Stücke, wo alle Personen die Kokarde trugen und jeder junge Liebhaber früher freiwilliger Jäger gewesen war und Anspruch auf das eiserne Kreuz hatte. Die Kosaken wurden in diesen Stücken noch immer als Brüder behandelt und freisinnige Idealisten als Projektenmacher, von denen im letzten Act herauskam, daß sie schon einmal gestohlen, oder sie wurden als vierschrötige Turner ausgelacht. Die militairischen Spektakelstücke lösten die alten Ritterstücke ab. An die Stelle Wallensteins oder Ottos von Wittelsbach kamen der alte Dessauer, Friedrich der Große, wunderthätige Feldmarschälle, die das tragische Schicksal in der Patrontasche trugen und es als Tags- oder Militairbefehl austheilten. Wachtparaden zogen in den Stücken auf, Trommeln wirbelten, Kanonen wurden abgefeuert, Bivouaks gehalten, kurz es war alles auf den Landsturm und die Einführung der allgemeinen Militairverpflichtung berechnet. Und trotz dieser erbärmlichen Richtung, die bald von der noch schlechtern der Vaudeville-Uebersetzer, mit welcher Angely und die Sieben <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0172" n="130"/> über demagogische Umtriebe niedergesetzt wurden. Dann brachte das <hi rendition="#g">neue</hi> Repertoir die patriotischen Stücke, in welchen die Begeisterung von 1813 und der Triumph von 1815 kein Ende nehmen wollte, Stücke, wo alle Personen die Kokarde trugen und jeder junge Liebhaber früher freiwilliger Jäger gewesen war und Anspruch auf das eiserne Kreuz hatte. Die Kosaken wurden in diesen Stücken noch immer als Brüder behandelt und freisinnige Idealisten als Projektenmacher, von denen im letzten Act herauskam, daß sie schon einmal gestohlen, oder sie wurden als vierschrötige Turner ausgelacht. Die militairischen Spektakelstücke lösten die alten Ritterstücke ab. An die Stelle Wallensteins oder Ottos von Wittelsbach kamen der alte Dessauer, Friedrich der Große, wunderthätige Feldmarschälle, die das tragische Schicksal in der Patrontasche trugen und es als Tags- oder Militairbefehl austheilten. Wachtparaden zogen in den Stücken auf, Trommeln wirbelten, Kanonen wurden abgefeuert, Bivouaks gehalten, kurz es war alles auf den Landsturm und die Einführung der allgemeinen Militairverpflichtung berechnet. Und trotz dieser erbärmlichen Richtung, die bald von der noch schlechtern der Vaudeville-Uebersetzer, mit welcher Angely und die Sieben </p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0172]
über demagogische Umtriebe niedergesetzt wurden. Dann brachte das neue Repertoir die patriotischen Stücke, in welchen die Begeisterung von 1813 und der Triumph von 1815 kein Ende nehmen wollte, Stücke, wo alle Personen die Kokarde trugen und jeder junge Liebhaber früher freiwilliger Jäger gewesen war und Anspruch auf das eiserne Kreuz hatte. Die Kosaken wurden in diesen Stücken noch immer als Brüder behandelt und freisinnige Idealisten als Projektenmacher, von denen im letzten Act herauskam, daß sie schon einmal gestohlen, oder sie wurden als vierschrötige Turner ausgelacht. Die militairischen Spektakelstücke lösten die alten Ritterstücke ab. An die Stelle Wallensteins oder Ottos von Wittelsbach kamen der alte Dessauer, Friedrich der Große, wunderthätige Feldmarschälle, die das tragische Schicksal in der Patrontasche trugen und es als Tags- oder Militairbefehl austheilten. Wachtparaden zogen in den Stücken auf, Trommeln wirbelten, Kanonen wurden abgefeuert, Bivouaks gehalten, kurz es war alles auf den Landsturm und die Einführung der allgemeinen Militairverpflichtung berechnet. Und trotz dieser erbärmlichen Richtung, die bald von der noch schlechtern der Vaudeville-Uebersetzer, mit welcher Angely und die Sieben
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