Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

mit einem B geschrieben würde und schlug im Register der Contobücher immer im Buchstaben P herum. In Paris hin- und herlaufen, um alle Merkwürdigkeiten zu sehen, war des Ankömmlings Sache nicht. Den Zeitgeist, den Stand der Partheien, die Menschen und die Dinge, wie die Franzosen sagen, wollte er kennen lernen. Er war mehr, als sich für einen Fremden gebührt, auf seinem Zimmer, und siehe da! in sechs Wochen hatte er Heimweh. Er vermißte hundert kleine Bequemlichkeiten, die ihm schon Bedürfniß geworden waren. Hätte er nicht die Verpflichtung mit Cotta gehabt (für jährlich 6000 Franks), er würde abgereist sein. Man kennt die classischen Resultate dieses Pariser Winters aus dem fünften Theil der "gesammelten Schriften." Diese Schilderungen aus Paris sind doch noch immer das Lebenvollste und Geistreichste, was wir über die französische Hauptstadt besitzen. Sie sind auch von dem, was Börne geschrieben, das bei Weitem Gerundetste und so fein ausgearbeitet wie ein Stahlstich. Es ist hier wohl am Ort, bei dieser Gelegenheit überhaupt über den künstlerischen Werth der Schriften Börne's einige Andeutungen zu geben.

mit einem B geschrieben würde und schlug im Register der Contobücher immer im Buchstaben P herum. In Paris hin- und herlaufen, um alle Merkwürdigkeiten zu sehen, war des Ankömmlings Sache nicht. Den Zeitgeist, den Stand der Partheien, die Menschen und die Dinge, wie die Franzosen sagen, wollte er kennen lernen. Er war mehr, als sich für einen Fremden gebührt, auf seinem Zimmer, und siehe da! in sechs Wochen hatte er Heimweh. Er vermißte hundert kleine Bequemlichkeiten, die ihm schon Bedürfniß geworden waren. Hätte er nicht die Verpflichtung mit Cotta gehabt (für jährlich 6000 Franks), er würde abgereist sein. Man kennt die classischen Resultate dieses Pariser Winters aus dem fünften Theil der „gesammelten Schriften.“ Diese Schilderungen aus Paris sind doch noch immer das Lebenvollste und Geistreichste, was wir über die französische Hauptstadt besitzen. Sie sind auch von dem, was Börne geschrieben, das bei Weitem Gerundetste und so fein ausgearbeitet wie ein Stahlstich. Es ist hier wohl am Ort, bei dieser Gelegenheit überhaupt über den künstlerischen Werth der Schriften Börne’s einige Andeutungen zu geben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0200" n="158"/>
mit einem B geschrieben würde und schlug im Register der Contobücher immer im Buchstaben P herum. In Paris hin- und herlaufen, um alle Merkwürdigkeiten zu sehen, war des Ankömmlings Sache nicht. Den Zeitgeist, den Stand der Partheien, die Menschen und die Dinge, wie die Franzosen sagen, wollte er kennen lernen. Er war mehr, als sich für einen Fremden gebührt, auf seinem Zimmer, und siehe da! in sechs Wochen hatte er Heimweh. Er vermißte hundert kleine Bequemlichkeiten, die ihm schon Bedürfniß geworden waren. Hätte er nicht die Verpflichtung mit Cotta gehabt (für jährlich 6000 Franks), er würde abgereist sein. Man kennt die classischen Resultate dieses Pariser Winters aus dem fünften Theil der &#x201E;gesammelten Schriften.&#x201C; Diese Schilderungen aus Paris sind doch noch immer das Lebenvollste und Geistreichste, was wir über die französische Hauptstadt besitzen. Sie sind auch von dem, was Börne geschrieben, das bei Weitem Gerundetste und so fein ausgearbeitet wie ein Stahlstich. Es ist hier wohl am Ort, bei dieser Gelegenheit überhaupt über den <hi rendition="#g">künstlerischen Werth</hi> der Schriften Börne&#x2019;s einige Andeutungen zu geben.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0200] mit einem B geschrieben würde und schlug im Register der Contobücher immer im Buchstaben P herum. In Paris hin- und herlaufen, um alle Merkwürdigkeiten zu sehen, war des Ankömmlings Sache nicht. Den Zeitgeist, den Stand der Partheien, die Menschen und die Dinge, wie die Franzosen sagen, wollte er kennen lernen. Er war mehr, als sich für einen Fremden gebührt, auf seinem Zimmer, und siehe da! in sechs Wochen hatte er Heimweh. Er vermißte hundert kleine Bequemlichkeiten, die ihm schon Bedürfniß geworden waren. Hätte er nicht die Verpflichtung mit Cotta gehabt (für jährlich 6000 Franks), er würde abgereist sein. Man kennt die classischen Resultate dieses Pariser Winters aus dem fünften Theil der „gesammelten Schriften.“ Diese Schilderungen aus Paris sind doch noch immer das Lebenvollste und Geistreichste, was wir über die französische Hauptstadt besitzen. Sie sind auch von dem, was Börne geschrieben, das bei Weitem Gerundetste und so fein ausgearbeitet wie ein Stahlstich. Es ist hier wohl am Ort, bei dieser Gelegenheit überhaupt über den künstlerischen Werth der Schriften Börne’s einige Andeutungen zu geben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T11:49:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T11:49:31Z)
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T11:49:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Gutzkow Editionsprojekt:Editionsprinzipien
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/200
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/200>, abgerufen am 18.05.2024.