Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Gesinnung und der gemüthlichen Weltauffassung dieses Dichters aufs Innigste zugethan, sondern auch den Wendungen und dem Style desselben. Die erste Sympathie hat er durch seine Denkrede auf Jean Paul gefeiert, die zweite durch alle seine Schriften. Ihm behagte an Jean Paul dessen kindliche Unschuld, dessen edle unverkünstelte Natureinfachheit, sein warmes schwärmerisches Herz, das uns den Adel der Jugend in weit herrlicheren Idealen noch, als Schiller gemalt hat, seine eigenthümliche Auffassung der Frauen von einer durchaus gemüthlichen Seite, wo uns die Frauen als gute Wirthschafterinnen und Engel zu gleicher Zeit erscheinen; ihn fesselte Jean Pauls Ironie, wenn er Fürsten und die vornehme Welt zu schildern hatte, seine Satyre auf Deutschlands politische Zustände, sein Freimuth über die Religion und doch dabei seine innige Liebe zu allem Tiefen, endlich seine Scheu vor dem Geheimnißvollen. Mit dem Kindlichen und Erhabenen in Jean Paul zog auch die Lust an seiner Ausdrucksweise bei ihm ein. Die Fülle der Bilder beschäftigt unsre Phantasie, ihre Beziehung auf das, was sie erklären sollen, unsern Verstand. So sind wir bei Jean Paul immer in einer doppelten Geistesthätigkeit, indem wir theils die uns gemachten Mittheilungen in uns Gesinnung und der gemüthlichen Weltauffassung dieses Dichters aufs Innigste zugethan, sondern auch den Wendungen und dem Style desselben. Die erste Sympathie hat er durch seine Denkrede auf Jean Paul gefeiert, die zweite durch alle seine Schriften. Ihm behagte an Jean Paul dessen kindliche Unschuld, dessen edle unverkünstelte Natureinfachheit, sein warmes schwärmerisches Herz, das uns den Adel der Jugend in weit herrlicheren Idealen noch, als Schiller gemalt hat, seine eigenthümliche Auffassung der Frauen von einer durchaus gemüthlichen Seite, wo uns die Frauen als gute Wirthschafterinnen und Engel zu gleicher Zeit erscheinen; ihn fesselte Jean Pauls Ironie, wenn er Fürsten und die vornehme Welt zu schildern hatte, seine Satyre auf Deutschlands politische Zustände, sein Freimuth über die Religion und doch dabei seine innige Liebe zu allem Tiefen, endlich seine Scheu vor dem Geheimnißvollen. Mit dem Kindlichen und Erhabenen in Jean Paul zog auch die Lust an seiner Ausdrucksweise bei ihm ein. Die Fülle der Bilder beschäftigt unsre Phantasie, ihre Beziehung auf das, was sie erklären sollen, unsern Verstand. So sind wir bei Jean Paul immer in einer doppelten Geistesthätigkeit, indem wir theils die uns gemachten Mittheilungen in uns <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0202" n="160"/> Gesinnung und der gemüthlichen Weltauffassung dieses Dichters aufs Innigste zugethan, sondern auch den Wendungen und dem Style desselben. Die erste Sympathie hat er durch seine Denkrede auf Jean Paul gefeiert, die zweite durch alle seine Schriften. Ihm behagte an Jean Paul dessen kindliche Unschuld, dessen edle unverkünstelte Natureinfachheit, sein warmes schwärmerisches Herz, das uns den Adel der Jugend in weit herrlicheren Idealen noch, als Schiller gemalt hat, seine eigenthümliche Auffassung der Frauen von einer durchaus gemüthlichen Seite, wo uns die Frauen als gute Wirthschafterinnen und Engel zu gleicher Zeit erscheinen; ihn fesselte Jean Pauls Ironie, wenn er Fürsten und die vornehme Welt zu schildern hatte, seine Satyre auf Deutschlands politische Zustände, sein Freimuth über die Religion und doch dabei seine innige Liebe zu allem Tiefen, endlich seine Scheu vor dem Geheimnißvollen. Mit dem Kindlichen und Erhabenen in Jean Paul zog auch die Lust an seiner Ausdrucksweise bei ihm ein. Die Fülle der Bilder beschäftigt unsre Phantasie, ihre Beziehung auf das, was sie erklären sollen, unsern Verstand. So sind wir bei Jean Paul immer in einer doppelten Geistesthätigkeit, indem wir theils die uns gemachten Mittheilungen in uns </p> </div> </body> </text> </TEI> [160/0202]
Gesinnung und der gemüthlichen Weltauffassung dieses Dichters aufs Innigste zugethan, sondern auch den Wendungen und dem Style desselben. Die erste Sympathie hat er durch seine Denkrede auf Jean Paul gefeiert, die zweite durch alle seine Schriften. Ihm behagte an Jean Paul dessen kindliche Unschuld, dessen edle unverkünstelte Natureinfachheit, sein warmes schwärmerisches Herz, das uns den Adel der Jugend in weit herrlicheren Idealen noch, als Schiller gemalt hat, seine eigenthümliche Auffassung der Frauen von einer durchaus gemüthlichen Seite, wo uns die Frauen als gute Wirthschafterinnen und Engel zu gleicher Zeit erscheinen; ihn fesselte Jean Pauls Ironie, wenn er Fürsten und die vornehme Welt zu schildern hatte, seine Satyre auf Deutschlands politische Zustände, sein Freimuth über die Religion und doch dabei seine innige Liebe zu allem Tiefen, endlich seine Scheu vor dem Geheimnißvollen. Mit dem Kindlichen und Erhabenen in Jean Paul zog auch die Lust an seiner Ausdrucksweise bei ihm ein. Die Fülle der Bilder beschäftigt unsre Phantasie, ihre Beziehung auf das, was sie erklären sollen, unsern Verstand. So sind wir bei Jean Paul immer in einer doppelten Geistesthätigkeit, indem wir theils die uns gemachten Mittheilungen in uns
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