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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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dertmal hörte. Jedenfalls meinte man es gut und herzlich mit ihm. Die Berliner Belletristik war damals noch nicht in dem Grade von allem Anstand, aller ächten Begeisterung entblößt, wie jetzt, wo die Eckensteherwitzlinge daselbst das große Wort führen und einige trockne Epigonen von den hintersten Reihen der Hegelschen Schule den Ton angeben. Die Anbetung Goethes, die damals in Berlin Mode war, gab dem ganzen Wesen etwas Geordnetes, Enthaltsames; Niemand drängte sich vor; Alle waren sie nur die Gesellen eines einzigen unsichtbaren Meisters. Börne mit seiner süddeutschen Nachlässigkeit, mit seiner politischen Terminologie, mit seiner Schweigsamkeit, hinter deren lächelnder Aussenseite so viel wichtiger gedankenschwerer Ernst verborgen sein mußte, erschien in diesem Kreise als ein völlig Fremder; jeder mußte sich erst seine eigne Brücke bauen, um zu einem Verständniß dieses kleinen unscheinbaren, kränklichen Mannes heranzukommen. Die meisten begegneten ihm von der dramaturgischen Seite, die ja nichts Verpöntes hatte. Daheim, er wohnte eine Zeit lang in der Friedrichsstraße im Hause des Buchhändlers Logier, traf man ihn nur in dicke Tabackswolken eingehüllt, im langen Schlafrock und ein rothes Jakobinerkäppchen auf dem

dertmal hörte. Jedenfalls meinte man es gut und herzlich mit ihm. Die Berliner Belletristik war damals noch nicht in dem Grade von allem Anstand, aller ächten Begeisterung entblößt, wie jetzt, wo die Eckensteherwitzlinge daselbst das große Wort führen und einige trockne Epigonen von den hintersten Reihen der Hegelschen Schule den Ton angeben. Die Anbetung Goethes, die damals in Berlin Mode war, gab dem ganzen Wesen etwas Geordnetes, Enthaltsames; Niemand drängte sich vor; Alle waren sie nur die Gesellen eines einzigen unsichtbaren Meisters. Börne mit seiner süddeutschen Nachlässigkeit, mit seiner politischen Terminologie, mit seiner Schweigsamkeit, hinter deren lächelnder Aussenseite so viel wichtiger gedankenschwerer Ernst verborgen sein mußte, erschien in diesem Kreise als ein völlig Fremder; jeder mußte sich erst seine eigne Brücke bauen, um zu einem Verständniß dieses kleinen unscheinbaren, kränklichen Mannes heranzukommen. Die meisten begegneten ihm von der dramaturgischen Seite, die ja nichts Verpöntes hatte. Daheim, er wohnte eine Zeit lang in der Friedrichsstraße im Hause des Buchhändlers Logier, traf man ihn nur in dicke Tabackswolken eingehüllt, im langen Schlafrock und ein rothes Jakobinerkäppchen auf dem

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[194/0236] dertmal hörte. Jedenfalls meinte man es gut und herzlich mit ihm. Die Berliner Belletristik war damals noch nicht in dem Grade von allem Anstand, aller ächten Begeisterung entblößt, wie jetzt, wo die Eckensteherwitzlinge daselbst das große Wort führen und einige trockne Epigonen von den hintersten Reihen der Hegelschen Schule den Ton angeben. Die Anbetung Goethes, die damals in Berlin Mode war, gab dem ganzen Wesen etwas Geordnetes, Enthaltsames; Niemand drängte sich vor; Alle waren sie nur die Gesellen eines einzigen unsichtbaren Meisters. Börne mit seiner süddeutschen Nachlässigkeit, mit seiner politischen Terminologie, mit seiner Schweigsamkeit, hinter deren lächelnder Aussenseite so viel wichtiger gedankenschwerer Ernst verborgen sein mußte, erschien in diesem Kreise als ein völlig Fremder; jeder mußte sich erst seine eigne Brücke bauen, um zu einem Verständniß dieses kleinen unscheinbaren, kränklichen Mannes heranzukommen. Die meisten begegneten ihm von der dramaturgischen Seite, die ja nichts Verpöntes hatte. Daheim, er wohnte eine Zeit lang in der Friedrichsstraße im Hause des Buchhändlers Logier, traf man ihn nur in dicke Tabackswolken eingehüllt, im langen Schlafrock und ein rothes Jakobinerkäppchen auf dem

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/236>, abgerufen am 24.11.2024.