Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.und die Ruhe, mit der er abweichende Ansichten aufnahm. Börne war kein Proselytenmacher. Er haßte es, über Ansichten zu streiten, die sich nicht demonstriren ließen, sondern nur aus innerer Ueberzeugung geboren würden. In Kassel erlebte Börne einen heftigen Rückfall seiner körperlichen Leiden. Er mußte, von Dr. Harnier behandelt, länger dort bleiben, als er gewünscht hätte; denn Kassel war ihm ein todter und ängstlicher Ort. Um Murhard zu beweisen, wie groß die Einsamkeit Kassels wäre, erzählte er ihm, er hätte auf einer Bank in der Carlsau (einem reizenden Park bei Kassel) einen Sechsbätzner zurückgelassen, um zu sehen ob Jemand in drei Tagen an den Ort würde gekommen sein. Er kam nach drei Tagen und siehe! er fand das Geldstück noch auf derselben Stelle, wo er es hingelegt hatte. Damals nahm Börne in Kassel seinen Konrad in Dienst, den treuen Konrad, der in den Pariser Briefen so oft die Scene erheitert, seinem Herrn Gelegenheit zu so vielen humoristischen Einfällen giebt und ihm seine physischen Kräfte anbietet, falls er sich an seinen Feinden wolle nachdrücklich gerächt sehen. Konrad schien bestimmt zu sein, nur der Literatur die Kleider auszuklopfen und die Schuhe zu reinigen. Konrad und die Ruhe, mit der er abweichende Ansichten aufnahm. Börne war kein Proselytenmacher. Er haßte es, über Ansichten zu streiten, die sich nicht demonstriren ließen, sondern nur aus innerer Ueberzeugung geboren würden. In Kassel erlebte Börne einen heftigen Rückfall seiner körperlichen Leiden. Er mußte, von Dr. Harnier behandelt, länger dort bleiben, als er gewünscht hätte; denn Kassel war ihm ein todter und ängstlicher Ort. Um Murhard zu beweisen, wie groß die Einsamkeit Kassels wäre, erzählte er ihm, er hätte auf einer Bank in der Carlsau (einem reizenden Park bei Kassel) einen Sechsbätzner zurückgelassen, um zu sehen ob Jemand in drei Tagen an den Ort würde gekommen sein. Er kam nach drei Tagen und siehe! er fand das Geldstück noch auf derselben Stelle, wo er es hingelegt hatte. Damals nahm Börne in Kassel seinen Konrad in Dienst, den treuen Konrad, der in den Pariser Briefen so oft die Scene erheitert, seinem Herrn Gelegenheit zu so vielen humoristischen Einfällen giebt und ihm seine physischen Kräfte anbietet, falls er sich an seinen Feinden wolle nachdrücklich gerächt sehen. Konrad schien bestimmt zu sein, nur der Literatur die Kleider auszuklopfen und die Schuhe zu reinigen. Konrad <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0239" n="197"/> und die Ruhe, mit der er abweichende Ansichten aufnahm. Börne war kein Proselytenmacher. Er haßte es, über Ansichten zu streiten, die sich nicht demonstriren ließen, sondern nur aus innerer Ueberzeugung geboren würden. In Kassel erlebte Börne einen heftigen Rückfall seiner körperlichen Leiden. Er mußte, von <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Harnier behandelt, länger dort bleiben, als er gewünscht hätte; denn Kassel war ihm ein todter und ängstlicher Ort. Um Murhard zu beweisen, wie groß die Einsamkeit Kassels wäre, erzählte er ihm, er hätte auf einer Bank in der Carlsau (einem reizenden Park bei Kassel) einen Sechsbätzner zurückgelassen, um zu sehen ob Jemand in drei Tagen an den Ort würde gekommen sein. Er kam nach drei Tagen und siehe! er fand das Geldstück noch auf derselben Stelle, wo er es hingelegt hatte.</p> <p>Damals nahm Börne in Kassel seinen Konrad in Dienst, den treuen Konrad, der in den Pariser Briefen so oft die Scene erheitert, seinem Herrn Gelegenheit zu so vielen humoristischen Einfällen giebt und ihm seine physischen Kräfte anbietet, falls er sich an seinen Feinden wolle nachdrücklich gerächt sehen. Konrad schien bestimmt zu sein, nur der Literatur die Kleider auszuklopfen und die Schuhe zu reinigen. Konrad </p> </div> </body> </text> </TEI> [197/0239]
und die Ruhe, mit der er abweichende Ansichten aufnahm. Börne war kein Proselytenmacher. Er haßte es, über Ansichten zu streiten, die sich nicht demonstriren ließen, sondern nur aus innerer Ueberzeugung geboren würden. In Kassel erlebte Börne einen heftigen Rückfall seiner körperlichen Leiden. Er mußte, von Dr. Harnier behandelt, länger dort bleiben, als er gewünscht hätte; denn Kassel war ihm ein todter und ängstlicher Ort. Um Murhard zu beweisen, wie groß die Einsamkeit Kassels wäre, erzählte er ihm, er hätte auf einer Bank in der Carlsau (einem reizenden Park bei Kassel) einen Sechsbätzner zurückgelassen, um zu sehen ob Jemand in drei Tagen an den Ort würde gekommen sein. Er kam nach drei Tagen und siehe! er fand das Geldstück noch auf derselben Stelle, wo er es hingelegt hatte.
Damals nahm Börne in Kassel seinen Konrad in Dienst, den treuen Konrad, der in den Pariser Briefen so oft die Scene erheitert, seinem Herrn Gelegenheit zu so vielen humoristischen Einfällen giebt und ihm seine physischen Kräfte anbietet, falls er sich an seinen Feinden wolle nachdrücklich gerächt sehen. Konrad schien bestimmt zu sein, nur der Literatur die Kleider auszuklopfen und die Schuhe zu reinigen. Konrad
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-07-03T11:49:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-07-03T11:49:31Z)
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-07-03T11:49:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |