Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.von Partheileidenschaft, daß Börne sogar die von der Opposition in Frankreich so heftig angegriffene Milliarde, die Entschädigung der Emigrirten, aus Gründen der Billigkeit vertheidigt. Börne's administrativer Grundsatz war: Il ne faut pas trop regner. Das Zuvielregieren, mochte es nun von einem Robespierre oder Ferdinand VII. kommen, war ihm verhaßt; denn es opfert den Menschen der Maschiene, den Bürger dem Staat, es tödtet die freie harmlose Benutzung unsres Daseins, das uns von Gott nicht gegeben wurde, um nichts als die Erbärmlichkeit unsrer sogenannten polizirten Gesellschaftsverfassung zu genießen, d. h. zu erdulden, sondern, um uns für eine höhere Weltordnung geistig und seelisch vorzubereiten. Er haßte dies ewige Bevormundetwerden, die Controlle, die Beamtenarroganz, die Demuth, die uns dem verkörperten Gesetz gegenüber zugemuthet wird, die polizeiliche Schinderei, der wir ausgesetzt sind, wenn wir nur den geringsten Schritt aus unserer Häuslichkeit herauswagen; z. B. eine Reise machen wollen. Humanität, ächte Philanthropie, Friede, Liebe und Glückseligkeit, dafür schwärmte Börne's edler Geist und hat in diesem Sinne allein alles ausgesprochen, was an politischen Maximen und Urtheilen je nur in seinem von Partheileidenschaft, daß Börne sogar die von der Opposition in Frankreich so heftig angegriffene Milliarde, die Entschädigung der Emigrirten, aus Gründen der Billigkeit vertheidigt. Börne’s administrativer Grundsatz war: Il ne faut pas trop rêgner. Das Zuvielregieren, mochte es nun von einem Robespierre oder Ferdinand VII. kommen, war ihm verhaßt; denn es opfert den Menschen der Maschiene, den Bürger dem Staat, es tödtet die freie harmlose Benutzung unsres Daseins, das uns von Gott nicht gegeben wurde, um nichts als die Erbärmlichkeit unsrer sogenannten polizirten Gesellschaftsverfassung zu genießen, d. h. zu erdulden, sondern, um uns für eine höhere Weltordnung geistig und seelisch vorzubereiten. Er haßte dies ewige Bevormundetwerden, die Controlle, die Beamtenarroganz, die Demuth, die uns dem verkörperten Gesetz gegenüber zugemuthet wird, die polizeiliche Schinderei, der wir ausgesetzt sind, wenn wir nur den geringsten Schritt aus unserer Häuslichkeit herauswagen; z. B. eine Reise machen wollen. Humanität, ächte Philanthropie, Friede, Liebe und Glückseligkeit, dafür schwärmte Börne’s edler Geist und hat in diesem Sinne allein alles ausgesprochen, was an politischen Maximen und Urtheilen je nur in seinem <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0255" n="213"/> von Partheileidenschaft, daß Börne sogar die von der Opposition in Frankreich so heftig angegriffene Milliarde, die Entschädigung der Emigrirten, aus Gründen der Billigkeit vertheidigt. Börne’s administrativer Grundsatz war: <hi rendition="#aq">Il ne faut pas trop rêgner</hi>. Das Zuvielregieren, mochte es nun von einem Robespierre oder Ferdinand <hi rendition="#aq">VII</hi>. kommen, war ihm verhaßt; denn es opfert den Menschen der Maschiene, den Bürger dem Staat, es tödtet die freie harmlose Benutzung unsres Daseins, das uns von Gott nicht gegeben wurde, um nichts als die Erbärmlichkeit unsrer sogenannten polizirten Gesellschaftsverfassung zu genießen, d. h. zu erdulden, sondern, um uns für eine höhere Weltordnung geistig und seelisch vorzubereiten. Er haßte dies ewige Bevormundetwerden, die Controlle, die Beamtenarroganz, die Demuth, die uns dem verkörperten Gesetz gegenüber zugemuthet wird, die polizeiliche Schinderei, der wir ausgesetzt sind, wenn wir nur den geringsten Schritt aus unserer Häuslichkeit herauswagen; z. B. eine Reise machen wollen. Humanität, ächte Philanthropie, Friede, Liebe und Glückseligkeit, dafür schwärmte Börne’s edler Geist und hat in <hi rendition="#g">diesem</hi> Sinne allein alles ausgesprochen, was an politischen Maximen und Urtheilen je nur in seinem </p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0255]
von Partheileidenschaft, daß Börne sogar die von der Opposition in Frankreich so heftig angegriffene Milliarde, die Entschädigung der Emigrirten, aus Gründen der Billigkeit vertheidigt. Börne’s administrativer Grundsatz war: Il ne faut pas trop rêgner. Das Zuvielregieren, mochte es nun von einem Robespierre oder Ferdinand VII. kommen, war ihm verhaßt; denn es opfert den Menschen der Maschiene, den Bürger dem Staat, es tödtet die freie harmlose Benutzung unsres Daseins, das uns von Gott nicht gegeben wurde, um nichts als die Erbärmlichkeit unsrer sogenannten polizirten Gesellschaftsverfassung zu genießen, d. h. zu erdulden, sondern, um uns für eine höhere Weltordnung geistig und seelisch vorzubereiten. Er haßte dies ewige Bevormundetwerden, die Controlle, die Beamtenarroganz, die Demuth, die uns dem verkörperten Gesetz gegenüber zugemuthet wird, die polizeiliche Schinderei, der wir ausgesetzt sind, wenn wir nur den geringsten Schritt aus unserer Häuslichkeit herauswagen; z. B. eine Reise machen wollen. Humanität, ächte Philanthropie, Friede, Liebe und Glückseligkeit, dafür schwärmte Börne’s edler Geist und hat in diesem Sinne allein alles ausgesprochen, was an politischen Maximen und Urtheilen je nur in seinem
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