Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.und allmäliger historischer Heranbildung gezeitigt, nicht aber übereilt und am wenigsten durch unzeitige Einschüchterung der Fürsten verdorben werden. Börne hatte mit jeder dieser Einwendungen seine Noth. Eine solche Verwirrung der Urtheile hätte er seinen Briefen nicht zugetraut. Der Erfolg derselben übertraf auch in dieser Hinsicht seine Erwartung. Da das kurze politische Leben, zu dem sich Süddeutschland aufgeschwungen hatte, bald von Einkerkerungen und Prozessen abgelöst zu werden anfieng, so dachten auch die Lenker der Stadt Frankfurt daran, Börne für den Hohn, den er den deutschen Verhältnissen sprach, zu strafen. An Leib und Leben vorläufig unerreichbar, sollte er an Haab und Gut die Folgen seiner Unbesonnenheit fühlen. Man machte Miene, ihm seine alte großherzogl. Pension zu entziehen. Sie dürfe nur in Frankfurt verzehrt werden, behauptete man, ohne schwerlich darauf zu rechnen, daß Börne Thor genug wäre, wirklich zu kommen. Börne bevollmächtigte seinen Freund Reinganum, einen rechtsgewandten Anwald, auf dem Römer seine Sache zu führen. Es gelang auch diesem sehr bald, die Nichtigkeit der gestellten Bedingung zu erweisen und Börnen eine Hülfsquelle zu sichern, deren Ursprung sich in und allmäliger historischer Heranbildung gezeitigt, nicht aber übereilt und am wenigsten durch unzeitige Einschüchterung der Fürsten verdorben werden. Börne hatte mit jeder dieser Einwendungen seine Noth. Eine solche Verwirrung der Urtheile hätte er seinen Briefen nicht zugetraut. Der Erfolg derselben übertraf auch in dieser Hinsicht seine Erwartung. Da das kurze politische Leben, zu dem sich Süddeutschland aufgeschwungen hatte, bald von Einkerkerungen und Prozessen abgelöst zu werden anfieng, so dachten auch die Lenker der Stadt Frankfurt daran, Börne für den Hohn, den er den deutschen Verhältnissen sprach, zu strafen. An Leib und Leben vorläufig unerreichbar, sollte er an Haab und Gut die Folgen seiner Unbesonnenheit fühlen. Man machte Miene, ihm seine alte großherzogl. Pension zu entziehen. Sie dürfe nur in Frankfurt verzehrt werden, behauptete man, ohne schwerlich darauf zu rechnen, daß Börne Thor genug wäre, wirklich zu kommen. Börne bevollmächtigte seinen Freund Reinganum, einen rechtsgewandten Anwald, auf dem Römer seine Sache zu führen. Es gelang auch diesem sehr bald, die Nichtigkeit der gestellten Bedingung zu erweisen und Börnen eine Hülfsquelle zu sichern, deren Ursprung sich in <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0272" n="230"/> und allmäliger historischer Heranbildung gezeitigt, nicht aber übereilt und am wenigsten durch unzeitige Einschüchterung der Fürsten verdorben werden. Börne hatte mit jeder dieser Einwendungen seine Noth. Eine solche Verwirrung der Urtheile hätte er seinen Briefen nicht zugetraut. Der Erfolg derselben übertraf auch in dieser Hinsicht seine Erwartung.</p> <p>Da das kurze politische Leben, zu dem sich Süddeutschland aufgeschwungen hatte, bald von Einkerkerungen und Prozessen abgelöst zu werden anfieng, so dachten auch die Lenker der Stadt Frankfurt daran, Börne für den Hohn, den er den deutschen Verhältnissen sprach, zu strafen. An Leib und Leben vorläufig unerreichbar, sollte er an Haab und Gut die Folgen seiner Unbesonnenheit fühlen. Man machte Miene, ihm seine alte großherzogl. Pension zu entziehen. Sie dürfe nur in Frankfurt verzehrt werden, behauptete man, ohne schwerlich darauf zu rechnen, daß Börne Thor genug wäre, wirklich zu kommen. Börne bevollmächtigte seinen Freund Reinganum, einen rechtsgewandten Anwald, auf dem Römer seine Sache zu führen. Es gelang auch diesem sehr bald, die Nichtigkeit der gestellten Bedingung zu erweisen und Börnen eine Hülfsquelle zu sichern, deren Ursprung sich in </p> </div> </body> </text> </TEI> [230/0272]
und allmäliger historischer Heranbildung gezeitigt, nicht aber übereilt und am wenigsten durch unzeitige Einschüchterung der Fürsten verdorben werden. Börne hatte mit jeder dieser Einwendungen seine Noth. Eine solche Verwirrung der Urtheile hätte er seinen Briefen nicht zugetraut. Der Erfolg derselben übertraf auch in dieser Hinsicht seine Erwartung.
Da das kurze politische Leben, zu dem sich Süddeutschland aufgeschwungen hatte, bald von Einkerkerungen und Prozessen abgelöst zu werden anfieng, so dachten auch die Lenker der Stadt Frankfurt daran, Börne für den Hohn, den er den deutschen Verhältnissen sprach, zu strafen. An Leib und Leben vorläufig unerreichbar, sollte er an Haab und Gut die Folgen seiner Unbesonnenheit fühlen. Man machte Miene, ihm seine alte großherzogl. Pension zu entziehen. Sie dürfe nur in Frankfurt verzehrt werden, behauptete man, ohne schwerlich darauf zu rechnen, daß Börne Thor genug wäre, wirklich zu kommen. Börne bevollmächtigte seinen Freund Reinganum, einen rechtsgewandten Anwald, auf dem Römer seine Sache zu führen. Es gelang auch diesem sehr bald, die Nichtigkeit der gestellten Bedingung zu erweisen und Börnen eine Hülfsquelle zu sichern, deren Ursprung sich in
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/272>, abgerufen am 26.06.2024. |