Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.nehmen hier von vielem Verstande zeugte. Nur hätte er sich dann von dem Umgang mit so erhitzten Gemüthern ganz zurückziehen und nicht nach dem Ruhm einer Popularität bei den Handwerkern streben sollen. - Da erschien der dritte und vierte Band der Briefe aus Paris und in ihnen Börne's strenges, aber durchaus nicht feindseliges Urtheil über Heine's französische Zustände. Die Folge war ein offenbarer Bruch, den natürlich die Zwischenträger nur noch erweiterten, und unheilbar machten. Heine sollte Drohungen ausgestoßen haben; Börne, wie immer tapfer bis zum Drolligen, bemühte sich, seine Furchtlosigkeit zu zeigen und sogar recht zur Schau zu stellen. Heine, der Börnen zu vermeiden suchte, kam in die größte Verlegenheit, weil Börne grade alles aufbot, daß sie sich begegnen mußten. Börne, der nie begreifen konnte, wie in Heine's Salon die Schlußfigur des kleinen Simson sich auf ihn beziehen ließ, kundschaftete die öffentlichen Orte aus, wo er Heinen treffen konnte. Wo Heine aß, wollte er auch essen. Seine Umgebungen hatten Mühe, ihn von dieser förmlichen Hetzjagd, die er auf Heinen anstellte, zurückzuhalten. Später begegneten sie sich noch oft in Soireen, die die Mutter des Componisten Hiller gab. So unbefangen nehmen hier von vielem Verstande zeugte. Nur hätte er sich dann von dem Umgang mit so erhitzten Gemüthern ganz zurückziehen und nicht nach dem Ruhm einer Popularität bei den Handwerkern streben sollen. – Da erschien der dritte und vierte Band der Briefe aus Paris und in ihnen Börne’s strenges, aber durchaus nicht feindseliges Urtheil über Heine’s französische Zustände. Die Folge war ein offenbarer Bruch, den natürlich die Zwischenträger nur noch erweiterten, und unheilbar machten. Heine sollte Drohungen ausgestoßen haben; Börne, wie immer tapfer bis zum Drolligen, bemühte sich, seine Furchtlosigkeit zu zeigen und sogar recht zur Schau zu stellen. Heine, der Börnen zu vermeiden suchte, kam in die größte Verlegenheit, weil Börne grade alles aufbot, daß sie sich begegnen mußten. Börne, der nie begreifen konnte, wie in Heine’s Salon die Schlußfigur des kleinen Simson sich auf ihn beziehen ließ, kundschaftete die öffentlichen Orte aus, wo er Heinen treffen konnte. Wo Heine aß, wollte er auch essen. Seine Umgebungen hatten Mühe, ihn von dieser förmlichen Hetzjagd, die er auf Heinen anstellte, zurückzuhalten. Später begegneten sie sich noch oft in Soiréen, die die Mutter des Componisten Hiller gab. So unbefangen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0284" n="242"/> nehmen hier von vielem Verstande zeugte. Nur hätte er sich dann von dem Umgang mit so erhitzten Gemüthern ganz zurückziehen und nicht nach dem Ruhm einer Popularität bei den Handwerkern streben sollen. – Da erschien der dritte und vierte Band der Briefe aus Paris und in ihnen Börne’s strenges, aber durchaus nicht feindseliges Urtheil über Heine’s französische Zustände. Die Folge war ein offenbarer Bruch, den natürlich die Zwischenträger nur noch erweiterten, und unheilbar machten. Heine sollte Drohungen ausgestoßen haben; Börne, wie immer tapfer bis zum Drolligen, bemühte sich, seine Furchtlosigkeit zu zeigen und sogar recht zur Schau zu stellen. Heine, der Börnen zu vermeiden suchte, kam in die größte Verlegenheit, weil Börne grade alles aufbot, daß sie sich begegnen mußten. Börne, der nie begreifen konnte, wie in Heine’s Salon die Schlußfigur des kleinen Simson sich auf ihn beziehen ließ, kundschaftete die öffentlichen Orte aus, wo er Heinen treffen konnte. Wo Heine aß, wollte er auch essen. Seine Umgebungen hatten Mühe, ihn von dieser förmlichen Hetzjagd, die er auf Heinen anstellte, zurückzuhalten. Später begegneten sie sich noch oft in Soiréen, die die Mutter des Componisten Hiller gab. So unbefangen </p> </div> </body> </text> </TEI> [242/0284]
nehmen hier von vielem Verstande zeugte. Nur hätte er sich dann von dem Umgang mit so erhitzten Gemüthern ganz zurückziehen und nicht nach dem Ruhm einer Popularität bei den Handwerkern streben sollen. – Da erschien der dritte und vierte Band der Briefe aus Paris und in ihnen Börne’s strenges, aber durchaus nicht feindseliges Urtheil über Heine’s französische Zustände. Die Folge war ein offenbarer Bruch, den natürlich die Zwischenträger nur noch erweiterten, und unheilbar machten. Heine sollte Drohungen ausgestoßen haben; Börne, wie immer tapfer bis zum Drolligen, bemühte sich, seine Furchtlosigkeit zu zeigen und sogar recht zur Schau zu stellen. Heine, der Börnen zu vermeiden suchte, kam in die größte Verlegenheit, weil Börne grade alles aufbot, daß sie sich begegnen mußten. Börne, der nie begreifen konnte, wie in Heine’s Salon die Schlußfigur des kleinen Simson sich auf ihn beziehen ließ, kundschaftete die öffentlichen Orte aus, wo er Heinen treffen konnte. Wo Heine aß, wollte er auch essen. Seine Umgebungen hatten Mühe, ihn von dieser förmlichen Hetzjagd, die er auf Heinen anstellte, zurückzuhalten. Später begegneten sie sich noch oft in Soiréen, die die Mutter des Componisten Hiller gab. So unbefangen
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/284>, abgerufen am 26.06.2024. |