Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Feder in der Hand und seinen Namen da hinzuschreiben, - das war ihm wirklich sehr unangenehm. Gern hätte er die von den Fäusten der Handwerker ganz schmutzigen Subscriptionsbögen unter seinen glacirten Händen durchschlüpfen lassen, aber einige Terroristen paßten auf und drohten nicht undeutlich mit der Guillotine, die vielleicht über Nacht die Ordnung des Tages werden konnte. Besonders ärgerte es Heinen, daß Börne, der kränkliche Mensch, so einen fanatischen Königsfresser spielte und das ganze Ding mit der Revolution, das sich nur gedruckt, in Vorreden, datirt "Paris am Tage der Bastille" hübsch machte, so ernst nahm und jede Tollheit, die Einer auf's Tapet brachte, mitunterschrieb. Börne und Heine aßen zusammen an einem Orte, wo viele deutsche Handwerker verkehrten. Zwischen der Suppe und dem Rindfleisch kam regelmäßig eine schmutzige Subscriptionsliste den Tisch herunter. Heine war in Verzweiflung. Er wartete die Gelegenheit ab, wo er losbrechen konnte und ergriff diese endlich, als die Listen sich unter anderm einmal auch gegen den Papst und dessen politisches Verfahren in der Romagna aussprachen. Was sie der Papst angienge erklärte er unwillig und unterschrieb sich nicht mehr. Man kann nicht läugnen, daß Heine's Be- Feder in der Hand und seinen Namen da hinzuschreiben, – das war ihm wirklich sehr unangenehm. Gern hätte er die von den Fäusten der Handwerker ganz schmutzigen Subscriptionsbögen unter seinen glacirten Händen durchschlüpfen lassen, aber einige Terroristen paßten auf und drohten nicht undeutlich mit der Guillotine, die vielleicht über Nacht die Ordnung des Tages werden konnte. Besonders ärgerte es Heinen, daß Börne, der kränkliche Mensch, so einen fanatischen Königsfresser spielte und das ganze Ding mit der Revolution, das sich nur gedruckt, in Vorreden, datirt „Paris am Tage der Bastille“ hübsch machte, so ernst nahm und jede Tollheit, die Einer auf’s Tapet brachte, mitunterschrieb. Börne und Heine aßen zusammen an einem Orte, wo viele deutsche Handwerker verkehrten. Zwischen der Suppe und dem Rindfleisch kam regelmäßig eine schmutzige Subscriptionsliste den Tisch herunter. Heine war in Verzweiflung. Er wartete die Gelegenheit ab, wo er losbrechen konnte und ergriff diese endlich, als die Listen sich unter anderm einmal auch gegen den Papst und dessen politisches Verfahren in der Romagna aussprachen. Was sie der Papst angienge erklärte er unwillig und unterschrieb sich nicht mehr. Man kann nicht läugnen, daß Heine’s Be- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0283" n="241"/> Feder in der Hand und seinen Namen da hinzuschreiben, – das war ihm wirklich sehr unangenehm. Gern hätte er die von den Fäusten der Handwerker ganz schmutzigen Subscriptionsbögen unter seinen glacirten Händen durchschlüpfen lassen, aber einige Terroristen paßten auf und drohten nicht undeutlich mit der Guillotine, die vielleicht über Nacht die Ordnung des Tages werden konnte. Besonders ärgerte es Heinen, daß Börne, der kränkliche Mensch, so einen fanatischen Königsfresser spielte und das ganze Ding mit der Revolution, das sich nur gedruckt, in Vorreden, datirt „<hi rendition="#g">Paris am Tage der Bastille</hi>“ hübsch machte, so ernst nahm und jede Tollheit, die Einer auf’s Tapet brachte, mitunterschrieb. Börne und Heine aßen zusammen an einem Orte, wo viele deutsche Handwerker verkehrten. Zwischen der Suppe und dem Rindfleisch kam regelmäßig eine schmutzige Subscriptionsliste den Tisch herunter. Heine war in Verzweiflung. Er wartete die Gelegenheit ab, wo er losbrechen konnte und ergriff diese endlich, als die Listen sich unter anderm einmal auch gegen den Papst und dessen politisches Verfahren in der Romagna aussprachen. <hi rendition="#g">Was sie der Papst angienge</hi> erklärte er unwillig und unterschrieb sich nicht mehr. Man kann nicht läugnen, daß Heine’s Be- </p> </div> </body> </text> </TEI> [241/0283]
Feder in der Hand und seinen Namen da hinzuschreiben, – das war ihm wirklich sehr unangenehm. Gern hätte er die von den Fäusten der Handwerker ganz schmutzigen Subscriptionsbögen unter seinen glacirten Händen durchschlüpfen lassen, aber einige Terroristen paßten auf und drohten nicht undeutlich mit der Guillotine, die vielleicht über Nacht die Ordnung des Tages werden konnte. Besonders ärgerte es Heinen, daß Börne, der kränkliche Mensch, so einen fanatischen Königsfresser spielte und das ganze Ding mit der Revolution, das sich nur gedruckt, in Vorreden, datirt „Paris am Tage der Bastille“ hübsch machte, so ernst nahm und jede Tollheit, die Einer auf’s Tapet brachte, mitunterschrieb. Börne und Heine aßen zusammen an einem Orte, wo viele deutsche Handwerker verkehrten. Zwischen der Suppe und dem Rindfleisch kam regelmäßig eine schmutzige Subscriptionsliste den Tisch herunter. Heine war in Verzweiflung. Er wartete die Gelegenheit ab, wo er losbrechen konnte und ergriff diese endlich, als die Listen sich unter anderm einmal auch gegen den Papst und dessen politisches Verfahren in der Romagna aussprachen. Was sie der Papst angienge erklärte er unwillig und unterschrieb sich nicht mehr. Man kann nicht läugnen, daß Heine’s Be-
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