Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.diesem das vollste Recht seiner Selbstständigkeit. Heine, jünger, weniger Meister seiner Leidenschaften, viel auf äußern Erfolg im Publikum gehend, mochte vielleicht nicht ganz unbefangen bleiben über das Aufsehen, das die Pariser Briefe machten. Nun kam über die in Paris wohnenden Deutschen außerdem noch das Associationsfieber. Die zahlreichen deutschen Handwerker, Commis, Gelehrte, die in Paris wohnten, wollten durch Adressen und öffentliche Erklärungen die überrheinische Sache unterstützen; man schrieb Versammlungen aus und bezeichnete die, welche von ihnen fortblieben, mit Namen, die vom Verdacht in Zeiten politischer Aufregung bald erfunden sind. Heine, der nur Begriffe von kleinen literarischen Bundsgenossenschaften hat, erschrak vor diesen massenhaften Verbrüderungen und fühlte sich von allen den demokratischen Zumuthungen, die grade an ihn als einen Freiheits-Dichter ergingen, höchst belästigt. Aus frühern Lebensverhältnissen her, als gelernter Kaufmann, war er gewohnt, sich bei Namensunterschriften sehr schwierig finden zu lassen; da sollte nun alle Tage vermittelst einer Adresse ein Fürst vom Thron gestoßen werden, oder durch Subscriptionslisten für hunderttausend kleine politische Zwecke gewirkt werden, und immerzu die diesem das vollste Recht seiner Selbstständigkeit. Heine, jünger, weniger Meister seiner Leidenschaften, viel auf äußern Erfolg im Publikum gehend, mochte vielleicht nicht ganz unbefangen bleiben über das Aufsehen, das die Pariser Briefe machten. Nun kam über die in Paris wohnenden Deutschen außerdem noch das Associationsfieber. Die zahlreichen deutschen Handwerker, Commis, Gelehrte, die in Paris wohnten, wollten durch Adressen und öffentliche Erklärungen die überrheinische Sache unterstützen; man schrieb Versammlungen aus und bezeichnete die, welche von ihnen fortblieben, mit Namen, die vom Verdacht in Zeiten politischer Aufregung bald erfunden sind. Heine, der nur Begriffe von kleinen literarischen Bundsgenossenschaften hat, erschrak vor diesen massenhaften Verbrüderungen und fühlte sich von allen den demokratischen Zumuthungen, die grade an ihn als einen Freiheits-Dichter ergingen, höchst belästigt. Aus frühern Lebensverhältnissen her, als gelernter Kaufmann, war er gewohnt, sich bei Namensunterschriften sehr schwierig finden zu lassen; da sollte nun alle Tage vermittelst einer Adresse ein Fürst vom Thron gestoßen werden, oder durch Subscriptionslisten für hunderttausend kleine politische Zwecke gewirkt werden, und immerzu die <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0282" n="240"/> diesem das vollste Recht seiner Selbstständigkeit. Heine, jünger, weniger Meister seiner Leidenschaften, viel auf äußern Erfolg im Publikum gehend, mochte vielleicht nicht ganz unbefangen bleiben über das Aufsehen, das die Pariser Briefe machten. Nun kam über die in Paris wohnenden Deutschen außerdem noch das Associationsfieber. Die zahlreichen deutschen Handwerker, Commis, Gelehrte, die in Paris wohnten, wollten durch Adressen und öffentliche Erklärungen die überrheinische Sache unterstützen; man schrieb Versammlungen aus und bezeichnete die, welche von ihnen fortblieben, mit Namen, die vom Verdacht in Zeiten politischer Aufregung bald erfunden sind. Heine, der nur Begriffe von kleinen literarischen Bundsgenossenschaften hat, erschrak vor diesen massenhaften Verbrüderungen und fühlte sich von allen den demokratischen Zumuthungen, die grade an ihn als einen Freiheits-Dichter ergingen, höchst belästigt. Aus frühern Lebensverhältnissen her, als gelernter Kaufmann, war er gewohnt, sich bei Namensunterschriften sehr schwierig finden zu lassen; da sollte nun alle Tage vermittelst einer Adresse ein Fürst vom Thron gestoßen werden, oder durch Subscriptionslisten für hunderttausend kleine politische Zwecke gewirkt werden, und immerzu die </p> </div> </body> </text> </TEI> [240/0282]
diesem das vollste Recht seiner Selbstständigkeit. Heine, jünger, weniger Meister seiner Leidenschaften, viel auf äußern Erfolg im Publikum gehend, mochte vielleicht nicht ganz unbefangen bleiben über das Aufsehen, das die Pariser Briefe machten. Nun kam über die in Paris wohnenden Deutschen außerdem noch das Associationsfieber. Die zahlreichen deutschen Handwerker, Commis, Gelehrte, die in Paris wohnten, wollten durch Adressen und öffentliche Erklärungen die überrheinische Sache unterstützen; man schrieb Versammlungen aus und bezeichnete die, welche von ihnen fortblieben, mit Namen, die vom Verdacht in Zeiten politischer Aufregung bald erfunden sind. Heine, der nur Begriffe von kleinen literarischen Bundsgenossenschaften hat, erschrak vor diesen massenhaften Verbrüderungen und fühlte sich von allen den demokratischen Zumuthungen, die grade an ihn als einen Freiheits-Dichter ergingen, höchst belästigt. Aus frühern Lebensverhältnissen her, als gelernter Kaufmann, war er gewohnt, sich bei Namensunterschriften sehr schwierig finden zu lassen; da sollte nun alle Tage vermittelst einer Adresse ein Fürst vom Thron gestoßen werden, oder durch Subscriptionslisten für hunderttausend kleine politische Zwecke gewirkt werden, und immerzu die
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