Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Heine schreiben und da hab' ich einen fürchterlichen Eyd geschworen, es soll kein Wort Politik hinein. Ich führe jetzt funfzehn Jahre Krieg, ich will mich einmal ausruhen und wie ein Schäfer schreiben. Es müßte denn Krieg oder eine Revolution ausbrechen; dann ist es freilich ein Anderes." Das allmälige Absterben aller Hoffnungen, die man noch kurz vorher auf die Mündigkeitserklärung der Völker setzen konnte, machte ihn sehr unglücklich. Mit der verschwindenden Elastizität seiner geistigen Aufregung brach auch die Körperkraft immer mehr zusammen und es war die höchste Zeit, daß seine Freundin, die sich inzwischen verheirathet hatte, nach Paris zog und in ihrer unmittelbaren Nähe ihm die Beruhigung und sorgsame Pflege schenkte, deren er von jetzt an nur allzubedürftig werden sollte. Diese behagliche Einfriedigung und Waffenruhe führt uns in das Innere Börne's zurück. Wir haben den rastlosen Schriftsteller verfolgt, bewunderten den Muth des hoffnungstrunkenen Vaterlandsfreundes, erfreuten uns an dem rüstigen Eifer, auf den Freund und Feind in den Jahren des Sturmes bei Börne rechnen konnte, und kehren nun in die traute Klause ein, die uns wieder den Menschen Börne näher Heine schreiben und da hab’ ich einen fürchterlichen Eyd geschworen, es soll kein Wort Politik hinein. Ich führe jetzt funfzehn Jahre Krieg, ich will mich einmal ausruhen und wie ein Schäfer schreiben. Es müßte denn Krieg oder eine Revolution ausbrechen; dann ist es freilich ein Anderes.“ Das allmälige Absterben aller Hoffnungen, die man noch kurz vorher auf die Mündigkeitserklärung der Völker setzen konnte, machte ihn sehr unglücklich. Mit der verschwindenden Elastizität seiner geistigen Aufregung brach auch die Körperkraft immer mehr zusammen und es war die höchste Zeit, daß seine Freundin, die sich inzwischen verheirathet hatte, nach Paris zog und in ihrer unmittelbaren Nähe ihm die Beruhigung und sorgsame Pflege schenkte, deren er von jetzt an nur allzubedürftig werden sollte. Diese behagliche Einfriedigung und Waffenruhe führt uns in das Innere Börne’s zurück. Wir haben den rastlosen Schriftsteller verfolgt, bewunderten den Muth des hoffnungstrunkenen Vaterlandsfreundes, erfreuten uns an dem rüstigen Eifer, auf den Freund und Feind in den Jahren des Sturmes bei Börne rechnen konnte, und kehren nun in die traute Klause ein, die uns wieder den Menschen Börne näher <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0287" n="245"/> Heine schreiben und da hab’ ich einen fürchterlichen Eyd geschworen, es soll kein Wort Politik hinein. Ich führe jetzt funfzehn Jahre Krieg, ich will mich einmal ausruhen und wie ein Schäfer schreiben. Es müßte denn Krieg oder eine Revolution ausbrechen; dann ist es freilich ein Anderes.“ Das allmälige Absterben aller Hoffnungen, die man noch kurz vorher auf die Mündigkeitserklärung der Völker setzen konnte, machte ihn sehr unglücklich. Mit der verschwindenden Elastizität seiner geistigen Aufregung brach auch die Körperkraft immer mehr zusammen und es war die höchste Zeit, daß seine Freundin, die sich inzwischen verheirathet hatte, nach Paris zog und in ihrer unmittelbaren Nähe ihm die Beruhigung und sorgsame Pflege schenkte, deren er von jetzt an nur allzubedürftig werden sollte.</p> <p>Diese behagliche Einfriedigung und Waffenruhe führt uns in das Innere Börne’s zurück. Wir haben den rastlosen Schriftsteller verfolgt, bewunderten den Muth des hoffnungstrunkenen Vaterlandsfreundes, erfreuten uns an dem rüstigen Eifer, auf den Freund und Feind in den Jahren des Sturmes bei Börne rechnen konnte, und kehren nun in die traute Klause ein, die uns wieder den Menschen Börne näher </p> </div> </body> </text> </TEI> [245/0287]
Heine schreiben und da hab’ ich einen fürchterlichen Eyd geschworen, es soll kein Wort Politik hinein. Ich führe jetzt funfzehn Jahre Krieg, ich will mich einmal ausruhen und wie ein Schäfer schreiben. Es müßte denn Krieg oder eine Revolution ausbrechen; dann ist es freilich ein Anderes.“ Das allmälige Absterben aller Hoffnungen, die man noch kurz vorher auf die Mündigkeitserklärung der Völker setzen konnte, machte ihn sehr unglücklich. Mit der verschwindenden Elastizität seiner geistigen Aufregung brach auch die Körperkraft immer mehr zusammen und es war die höchste Zeit, daß seine Freundin, die sich inzwischen verheirathet hatte, nach Paris zog und in ihrer unmittelbaren Nähe ihm die Beruhigung und sorgsame Pflege schenkte, deren er von jetzt an nur allzubedürftig werden sollte.
Diese behagliche Einfriedigung und Waffenruhe führt uns in das Innere Börne’s zurück. Wir haben den rastlosen Schriftsteller verfolgt, bewunderten den Muth des hoffnungstrunkenen Vaterlandsfreundes, erfreuten uns an dem rüstigen Eifer, auf den Freund und Feind in den Jahren des Sturmes bei Börne rechnen konnte, und kehren nun in die traute Klause ein, die uns wieder den Menschen Börne näher
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