Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

selten beinahe gemein. Diese Lüge in dem Buche des Herrn Heine hat mich - nächst der empörenden Mißhandlung eines edlen weiblichen Gemüths - am tiefsten gekränkt, hat mich um so mehr gekränkt, als vielleicht Börne sich wirklich gehen ließ, wenn er mit der saloppen Gesinnungslosigkeit, der witzelnden Blasirtheit und dem bekannten bauchgrimmenden Ennui des Herrn Heine zusammen kam. Wir sind Menschen und Börne war sogar ein guter Mensch. Wenn er in Herrn Heine's Gegenwart manches Lascive und Triviale sprach, so that er es aus Gefälligkeit gegen den Mann, der ihn besuchte. Er war zu gutmüthig, um Herrn Heine eine andere Sprache vorzuschlagen, als welche dieser in seiner Unterhaltung gewohnt ist. Es sind wahrhaft häßliche Dinge, namentlich über Christen- und Judenthum, die Herr Heine Börne'n in den Mund legt. Wenn sie nicht ganz erfunden sind, so beweisen sie nur, wie freundlich Börne in seinem Wesen war, wie wenig er den Streit liebte und mit wie zarter Aufmerksamkeit er denen entgegenkam, die ihn besuchten. Womit sollte er Herrn Heine unterhal-

selten beinahe gemein. Diese Lüge in dem Buche des Herrn Heine hat mich – nächst der empörenden Mißhandlung eines edlen weiblichen Gemüths – am tiefsten gekränkt, hat mich um so mehr gekränkt, als vielleicht Börne sich wirklich gehen ließ, wenn er mit der saloppen Gesinnungslosigkeit, der witzelnden Blasirtheit und dem bekannten bauchgrimmenden Ennui des Herrn Heine zusammen kam. Wir sind Menschen und Börne war sogar ein guter Mensch. Wenn er in Herrn Heine’s Gegenwart manches Lascive und Triviale sprach, so that er es aus Gefälligkeit gegen den Mann, der ihn besuchte. Er war zu gutmüthig, um Herrn Heine eine andere Sprache vorzuschlagen, als welche dieser in seiner Unterhaltung gewohnt ist. Es sind wahrhaft häßliche Dinge, namentlich über Christen- und Judenthum, die Herr Heine Börne’n in den Mund legt. Wenn sie nicht ganz erfunden sind, so beweisen sie nur, wie freundlich Börne in seinem Wesen war, wie wenig er den Streit liebte und mit wie zarter Aufmerksamkeit er denen entgegenkam, die ihn besuchten. Womit sollte er Herrn Heine unterhal-

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0029" n="XXIII"/>
selten beinahe gemein. Diese Lüge in dem Buche des Herrn Heine hat mich &#x2013; nächst der empörenden Mißhandlung eines edlen weiblichen Gemüths &#x2013; am tiefsten gekränkt, hat mich um so mehr gekränkt, als vielleicht Börne sich wirklich gehen ließ, wenn er mit der saloppen Gesinnungslosigkeit, der witzelnden Blasirtheit und dem bekannten bauchgrimmenden Ennui des Herrn Heine zusammen kam. Wir sind Menschen und Börne war sogar ein guter Mensch. Wenn er in Herrn Heine&#x2019;s Gegenwart manches Lascive und Triviale sprach, so that er es aus Gefälligkeit gegen den Mann, der ihn besuchte. Er war zu gutmüthig, um Herrn Heine eine andere Sprache vorzuschlagen, als welche dieser in seiner Unterhaltung gewohnt ist. Es sind wahrhaft häßliche Dinge, namentlich über Christen- und Judenthum, die Herr Heine Börne&#x2019;n in den Mund legt. Wenn sie nicht ganz erfunden sind, so beweisen sie nur, wie freundlich Börne in seinem Wesen war, wie wenig er den Streit liebte und mit wie zarter Aufmerksamkeit er denen entgegenkam, die ihn besuchten. Womit sollte er Herrn Heine unterhal-
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XXIII/0029] selten beinahe gemein. Diese Lüge in dem Buche des Herrn Heine hat mich – nächst der empörenden Mißhandlung eines edlen weiblichen Gemüths – am tiefsten gekränkt, hat mich um so mehr gekränkt, als vielleicht Börne sich wirklich gehen ließ, wenn er mit der saloppen Gesinnungslosigkeit, der witzelnden Blasirtheit und dem bekannten bauchgrimmenden Ennui des Herrn Heine zusammen kam. Wir sind Menschen und Börne war sogar ein guter Mensch. Wenn er in Herrn Heine’s Gegenwart manches Lascive und Triviale sprach, so that er es aus Gefälligkeit gegen den Mann, der ihn besuchte. Er war zu gutmüthig, um Herrn Heine eine andere Sprache vorzuschlagen, als welche dieser in seiner Unterhaltung gewohnt ist. Es sind wahrhaft häßliche Dinge, namentlich über Christen- und Judenthum, die Herr Heine Börne’n in den Mund legt. Wenn sie nicht ganz erfunden sind, so beweisen sie nur, wie freundlich Börne in seinem Wesen war, wie wenig er den Streit liebte und mit wie zarter Aufmerksamkeit er denen entgegenkam, die ihn besuchten. Womit sollte er Herrn Heine unterhal-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T11:49:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T11:49:31Z)
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T11:49:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Gutzkow Editionsprojekt:Editionsprinzipien
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/29
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. XXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/29>, abgerufen am 05.05.2024.