Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Menschen aufklären und glücklich machen. Daher auch diese moralische Kraft seines Wortes, die überzeugende Klarheit seiner Auseinandersetzungen, diese Treue und Glaubhaftigkeit seiner Versicherungen. Diejenigen Schriftsteller, die er die Uebermacht seines Geistes, seines Witzes fühlen ließ, z. B. Ludwig Robert, W. Alexis, wurden nur bemitleidet; die aber, welche er mit der Wucht seiner moralischen Kraft, mit seinem Gewissen und seiner Ehre erdrückte, werden sich nie wieder erheben können.

Daß Börne zur Hypochondrie geneigt war, werden die unter seinen Gegnern, die ihn vielleicht entschuldigen möchten, am ersten zugeben. Sie werden seine Schriften aus den krankhaften Störungen des Unterleibes zu erklären suchen und alles das, was sie an dem trefflichen Mann für excentrisch halten, mit seinen Ganglien in Verbindung bringen. Diese Betrachtungsweise über Börne ist durchaus verwerflich. Börne würde auch bei weniger körperlichen Leiden, bei besserm Appetite, besserer Verdauung nie eingeräumt haben, daß man das Leben nehmen müsse, wie es ist, und Gott, wie sie sagen, einen guten Mann sein lassen! Börne würde, körperlich ganz frei und in seiner Thätigkeit durch Leiden nicht behindert, im Gegentheil nur um

Menschen aufklären und glücklich machen. Daher auch diese moralische Kraft seines Wortes, die überzeugende Klarheit seiner Auseinandersetzungen, diese Treue und Glaubhaftigkeit seiner Versicherungen. Diejenigen Schriftsteller, die er die Uebermacht seines Geistes, seines Witzes fühlen ließ, z. B. Ludwig Robert, W. Alexis, wurden nur bemitleidet; die aber, welche er mit der Wucht seiner moralischen Kraft, mit seinem Gewissen und seiner Ehre erdrückte, werden sich nie wieder erheben können.

Daß Börne zur Hypochondrie geneigt war, werden die unter seinen Gegnern, die ihn vielleicht entschuldigen möchten, am ersten zugeben. Sie werden seine Schriften aus den krankhaften Störungen des Unterleibes zu erklären suchen und alles das, was sie an dem trefflichen Mann für excentrisch halten, mit seinen Ganglien in Verbindung bringen. Diese Betrachtungsweise über Börne ist durchaus verwerflich. Börne würde auch bei weniger körperlichen Leiden, bei besserm Appetite, besserer Verdauung nie eingeräumt haben, daß man das Leben nehmen müsse, wie es ist, und Gott, wie sie sagen, einen guten Mann sein lassen! Börne würde, körperlich ganz frei und in seiner Thätigkeit durch Leiden nicht behindert, im Gegentheil nur um

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0291" n="249"/>
Menschen aufklären und glücklich machen. Daher auch diese moralische Kraft seines Wortes, die überzeugende Klarheit seiner Auseinandersetzungen, diese Treue und Glaubhaftigkeit seiner Versicherungen. Diejenigen Schriftsteller, die er die Uebermacht seines Geistes, seines Witzes fühlen ließ, z. B. Ludwig Robert, W. Alexis, wurden nur bemitleidet; die aber, welche er mit der Wucht seiner <hi rendition="#g">moralischen</hi> Kraft, mit seinem Gewissen und seiner Ehre erdrückte, werden sich nie wieder erheben können.</p>
        <p>Daß Börne zur Hypochondrie geneigt war, werden die unter seinen Gegnern, die ihn vielleicht entschuldigen möchten, am ersten zugeben. Sie werden seine Schriften aus den krankhaften Störungen des Unterleibes zu erklären suchen und alles das, was sie an dem trefflichen Mann für excentrisch halten, mit seinen Ganglien in Verbindung bringen. Diese Betrachtungsweise über Börne ist durchaus verwerflich. Börne würde auch bei weniger körperlichen Leiden, bei besserm Appetite, besserer Verdauung nie eingeräumt haben, daß man das Leben nehmen müsse, wie es ist, und Gott, wie sie sagen, einen guten Mann sein lassen! Börne würde, körperlich ganz frei und in seiner Thätigkeit durch Leiden nicht behindert, im Gegentheil nur um
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0291] Menschen aufklären und glücklich machen. Daher auch diese moralische Kraft seines Wortes, die überzeugende Klarheit seiner Auseinandersetzungen, diese Treue und Glaubhaftigkeit seiner Versicherungen. Diejenigen Schriftsteller, die er die Uebermacht seines Geistes, seines Witzes fühlen ließ, z. B. Ludwig Robert, W. Alexis, wurden nur bemitleidet; die aber, welche er mit der Wucht seiner moralischen Kraft, mit seinem Gewissen und seiner Ehre erdrückte, werden sich nie wieder erheben können. Daß Börne zur Hypochondrie geneigt war, werden die unter seinen Gegnern, die ihn vielleicht entschuldigen möchten, am ersten zugeben. Sie werden seine Schriften aus den krankhaften Störungen des Unterleibes zu erklären suchen und alles das, was sie an dem trefflichen Mann für excentrisch halten, mit seinen Ganglien in Verbindung bringen. Diese Betrachtungsweise über Börne ist durchaus verwerflich. Börne würde auch bei weniger körperlichen Leiden, bei besserm Appetite, besserer Verdauung nie eingeräumt haben, daß man das Leben nehmen müsse, wie es ist, und Gott, wie sie sagen, einen guten Mann sein lassen! Börne würde, körperlich ganz frei und in seiner Thätigkeit durch Leiden nicht behindert, im Gegentheil nur um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T11:49:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T11:49:31Z)
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T11:49:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Gutzkow Editionsprojekt:Editionsprinzipien
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/291
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/291>, abgerufen am 17.06.2024.