Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Hamburg, oder sonst wo, nicht einen verständigen Literaten unter Ihren Bekannten, der aus Freundschaft für einen Collegen mir einen kleinen Bericht über das junge Deutschland macht? Seine eigne Meinung über das junge Deutschland zu haben, daran liegt mir wenig; denn ich bin gewohnt, meine Ansicht auf das Studium der Quellen zu gründen. Ich mögte nur einen historischen Bericht über die Schriftsteller haben, die man zum jungen Deutschland zählt, ein genaues Verzeichniß ihrer Schriften und den Eindruck, den sie auf die öffentliche Meinung gemacht. Der unbekannte Freund, der mir darüber berichten soll, dürfte aber nicht unter solchen genommen werden, die selbst über oder gegen das junge Deutschland geschrieben, denn sonst könnte geschehen, daß ich zum Danke für seine Gefälligkeit später über ihn selbst herfiele, da ich alles was ich bis jetzt von den Gegnern des jungen Deutschlands gelesen, höchst erbärmlich gefunden." Eine nähere Verbindung Börne's mit den Mitgliedern dieser Schule, wenn man das Phantom einer Verbrüderung so nennen will, fand nur Bruchstückweise statt. Laube schrieb ihm öfter, kränkte ihn aber durch die Clauren'sche Anrede: "Lieber Revolutions-Hofrath!" Dem Verfasser dieses Erinnerungs-Denkmals und L. Wienbarg Hamburg, oder sonst wo, nicht einen verständigen Literaten unter Ihren Bekannten, der aus Freundschaft für einen Collegen mir einen kleinen Bericht über das junge Deutschland macht? Seine eigne Meinung über das junge Deutschland zu haben, daran liegt mir wenig; denn ich bin gewohnt, meine Ansicht auf das Studium der Quellen zu gründen. Ich mögte nur einen historischen Bericht über die Schriftsteller haben, die man zum jungen Deutschland zählt, ein genaues Verzeichniß ihrer Schriften und den Eindruck, den sie auf die öffentliche Meinung gemacht. Der unbekannte Freund, der mir darüber berichten soll, dürfte aber nicht unter solchen genommen werden, die selbst über oder gegen das junge Deutschland geschrieben, denn sonst könnte geschehen, daß ich zum Danke für seine Gefälligkeit später über ihn selbst herfiele, da ich alles was ich bis jetzt von den Gegnern des jungen Deutschlands gelesen, höchst erbärmlich gefunden.“ Eine nähere Verbindung Börne’s mit den Mitgliedern dieser Schule, wenn man das Phantom einer Verbrüderung so nennen will, fand nur Bruchstückweise statt. Laube schrieb ihm öfter, kränkte ihn aber durch die Clauren’sche Anrede: „Lieber Revolutions-Hofrath!“ Dem Verfasser dieses Erinnerungs-Denkmals und L. Wienbarg <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0303" n="261"/> Hamburg, oder sonst wo, nicht einen verständigen Literaten unter Ihren Bekannten, der aus Freundschaft für einen Collegen mir einen kleinen Bericht über das junge Deutschland macht? Seine eigne <hi rendition="#g">Meinung</hi> über das junge Deutschland zu haben, daran liegt mir wenig; denn ich bin gewohnt, meine Ansicht auf das Studium der Quellen zu gründen. Ich mögte nur einen historischen Bericht über die Schriftsteller haben, die man zum jungen Deutschland zählt, ein genaues Verzeichniß ihrer Schriften und den Eindruck, den sie auf die öffentliche Meinung gemacht. Der unbekannte Freund, der mir darüber berichten soll, dürfte aber nicht unter solchen genommen werden, die selbst über oder gegen das junge Deutschland geschrieben, denn sonst könnte geschehen, daß ich zum Danke für seine Gefälligkeit später über ihn selbst herfiele, da ich alles was ich bis jetzt von den Gegnern des jungen Deutschlands gelesen, höchst erbärmlich gefunden.“ Eine nähere Verbindung Börne’s mit den Mitgliedern dieser Schule, wenn man das Phantom einer Verbrüderung so nennen will, fand nur Bruchstückweise statt. <hi rendition="#g">Laube</hi> schrieb ihm öfter, kränkte ihn aber durch die Clauren’sche Anrede: „Lieber Revolutions-Hofrath!“ Dem Verfasser dieses Erinnerungs-Denkmals und L. Wienbarg </p> </div> </body> </text> </TEI> [261/0303]
Hamburg, oder sonst wo, nicht einen verständigen Literaten unter Ihren Bekannten, der aus Freundschaft für einen Collegen mir einen kleinen Bericht über das junge Deutschland macht? Seine eigne Meinung über das junge Deutschland zu haben, daran liegt mir wenig; denn ich bin gewohnt, meine Ansicht auf das Studium der Quellen zu gründen. Ich mögte nur einen historischen Bericht über die Schriftsteller haben, die man zum jungen Deutschland zählt, ein genaues Verzeichniß ihrer Schriften und den Eindruck, den sie auf die öffentliche Meinung gemacht. Der unbekannte Freund, der mir darüber berichten soll, dürfte aber nicht unter solchen genommen werden, die selbst über oder gegen das junge Deutschland geschrieben, denn sonst könnte geschehen, daß ich zum Danke für seine Gefälligkeit später über ihn selbst herfiele, da ich alles was ich bis jetzt von den Gegnern des jungen Deutschlands gelesen, höchst erbärmlich gefunden.“ Eine nähere Verbindung Börne’s mit den Mitgliedern dieser Schule, wenn man das Phantom einer Verbrüderung so nennen will, fand nur Bruchstückweise statt. Laube schrieb ihm öfter, kränkte ihn aber durch die Clauren’sche Anrede: „Lieber Revolutions-Hofrath!“ Dem Verfasser dieses Erinnerungs-Denkmals und L. Wienbarg
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-07-03T11:49:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-07-03T11:49:31Z)
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-07-03T11:49:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |