Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.wirklich lernen, doch uns, unsern heimischen Verhältnissen gegenüber, die Miene geben sollten, etwas zu lernen. Abgesehen von der Klugheit, fand er auch in der Art, wie Menzel seine Vaterlandsliebe begründete, etwas, das sein Gefühl beleidigte. Empört über die Begriffsbarbarei, die Menzel in einem weit verbreiteten Blatte den Deutschen zuzumuthen wagte, schrieb er seinen Menzel, der Franzosenfresser. Der Hauptgedanke dieser kleinen, in Frankreich, Deutschland und der Schweiz mit Enthusiasmus aufgenommenen Schrift, ist der, die Vaterlandsliebe als eine Tugend darzustellen, die an sich schön, doch nur einem allgemeineren Antheile an der Geschichte unterzuordnen wäre. Börne weist nach, daß dem Publizisten in gegenwärtiger Zeit eine ganz andre Aufgabe gestellt sei, als die, die Völker gegen einander aufzuhetzen. Der politische Gedanke unsrer Epoche liegt nicht in der Rivalität der Staaten, sondern in ihrer organischen, innern Ausbildung. Wenn eine solche Art, über öffentliche Angelegenheiten zu schreiben, wie die Menzel'sche, in Deutschland um sich griffe, so würde die Publizistik zwanzig Jahre hinter der Aufgabe, die sie jetzt zu lösen hat, zurückbleiben. Börne zeichnet dieser einen ganz andern Wirkungskreis vor, als den, wirklich lernen, doch uns, unsern heimischen Verhältnissen gegenüber, die Miene geben sollten, etwas zu lernen. Abgesehen von der Klugheit, fand er auch in der Art, wie Menzel seine Vaterlandsliebe begründete, etwas, das sein Gefühl beleidigte. Empört über die Begriffsbarbarei, die Menzel in einem weit verbreiteten Blatte den Deutschen zuzumuthen wagte, schrieb er seinen Menzel, der Franzosenfresser. Der Hauptgedanke dieser kleinen, in Frankreich, Deutschland und der Schweiz mit Enthusiasmus aufgenommenen Schrift, ist der, die Vaterlandsliebe als eine Tugend darzustellen, die an sich schön, doch nur einem allgemeineren Antheile an der Geschichte unterzuordnen wäre. Börne weist nach, daß dem Publizisten in gegenwärtiger Zeit eine ganz andre Aufgabe gestellt sei, als die, die Völker gegen einander aufzuhetzen. Der politische Gedanke unsrer Epoche liegt nicht in der Rivalität der Staaten, sondern in ihrer organischen, innern Ausbildung. Wenn eine solche Art, über öffentliche Angelegenheiten zu schreiben, wie die Menzel’sche, in Deutschland um sich griffe, so würde die Publizistik zwanzig Jahre hinter der Aufgabe, die sie jetzt zu lösen hat, zurückbleiben. Börne zeichnet dieser einen ganz andern Wirkungskreis vor, als den, <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0322" n="280"/> wirklich lernen, doch uns, unsern heimischen Verhältnissen gegenüber, die <hi rendition="#g">Miene</hi> geben sollten, etwas zu lernen. Abgesehen von der Klugheit, fand er auch in der Art, wie Menzel seine Vaterlandsliebe <hi rendition="#g">begründete</hi>, etwas, das sein Gefühl beleidigte. Empört über die Begriffsbarbarei, die Menzel in einem weit verbreiteten Blatte den Deutschen zuzumuthen wagte, schrieb er seinen <hi rendition="#g">Menzel, der Franzosenfresser</hi>.</p> <p>Der Hauptgedanke dieser kleinen, in Frankreich, Deutschland und der Schweiz mit Enthusiasmus aufgenommenen Schrift, ist der, die Vaterlandsliebe als eine Tugend darzustellen, die an sich schön, doch nur einem allgemeineren Antheile an der Geschichte unterzuordnen wäre. Börne weist nach, daß dem Publizisten in gegenwärtiger Zeit eine ganz andre Aufgabe gestellt sei, als die, die Völker gegen einander aufzuhetzen. Der politische Gedanke unsrer Epoche liegt nicht in der Rivalität der Staaten, sondern in ihrer organischen, innern Ausbildung. Wenn eine solche Art, über öffentliche Angelegenheiten zu schreiben, wie die Menzel’sche, in Deutschland um sich griffe, so würde die Publizistik zwanzig Jahre hinter der Aufgabe, die sie jetzt zu lösen hat, zurückbleiben. Börne zeichnet dieser einen ganz andern Wirkungskreis vor, als den, </p> </div> </body> </text> </TEI> [280/0322]
wirklich lernen, doch uns, unsern heimischen Verhältnissen gegenüber, die Miene geben sollten, etwas zu lernen. Abgesehen von der Klugheit, fand er auch in der Art, wie Menzel seine Vaterlandsliebe begründete, etwas, das sein Gefühl beleidigte. Empört über die Begriffsbarbarei, die Menzel in einem weit verbreiteten Blatte den Deutschen zuzumuthen wagte, schrieb er seinen Menzel, der Franzosenfresser.
Der Hauptgedanke dieser kleinen, in Frankreich, Deutschland und der Schweiz mit Enthusiasmus aufgenommenen Schrift, ist der, die Vaterlandsliebe als eine Tugend darzustellen, die an sich schön, doch nur einem allgemeineren Antheile an der Geschichte unterzuordnen wäre. Börne weist nach, daß dem Publizisten in gegenwärtiger Zeit eine ganz andre Aufgabe gestellt sei, als die, die Völker gegen einander aufzuhetzen. Der politische Gedanke unsrer Epoche liegt nicht in der Rivalität der Staaten, sondern in ihrer organischen, innern Ausbildung. Wenn eine solche Art, über öffentliche Angelegenheiten zu schreiben, wie die Menzel’sche, in Deutschland um sich griffe, so würde die Publizistik zwanzig Jahre hinter der Aufgabe, die sie jetzt zu lösen hat, zurückbleiben. Börne zeichnet dieser einen ganz andern Wirkungskreis vor, als den,
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