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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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Außen her empfing er nur jene Eindrücke der Zeit, die in ihm Gemüthsumwälzungen und Gedankendurchbrüche schufen, welche wohl von einer innern, seelischen Tragödie beim Leben dieses Mannes sprechen lassen. Ein Zeitungsartikel, der ihm eine längst gefürchtete Nachricht bestätigte oder die Kunde eines irgendwo ausgebrochenen unverhofften Ereignisses gab, konnte ihn in die lebhafteste Aufregung bringen und ihn in Stimmungen versetzen, welche die Andern nur kennen, wenn sich das Schicksal mit Gunst oder Ungunst ihren persönlichen materiellen Interessen nähert. Um Börne's Leben ganz zu erschöpfen, müßte man die Zeitgeschichte von dem Augenblick an, wo ihm das Verständniß derselben als Jüngling aufgieng, bis zur Ueberantwortung der Juli-Revolution an die Stock-Jobberey der Börse wieder erzählen; ja man müßte sie nicht bloß so darstellen, wie sie jetzt allmälig aufgeklärt und möglichst durchgesichtet, vor uns liegt, sondern so trüb und verworren, wie sie sich im Augenblick darstellte, wo auf eine sichre Nachricht noch hundert falsche Gerüchte kamen, von denen jedes in andrer Art die Nerven eines Gemüths erschütterte, welches mit seinen geheimsten Fäden an das Geflecht der Geschichte angesponnen schien und in jedem kleinsten Ereignisse nach dem Glück

Außen her empfing er nur jene Eindrücke der Zeit, die in ihm Gemüthsumwälzungen und Gedankendurchbrüche schufen, welche wohl von einer innern, seelischen Tragödie beim Leben dieses Mannes sprechen lassen. Ein Zeitungsartikel, der ihm eine längst gefürchtete Nachricht bestätigte oder die Kunde eines irgendwo ausgebrochenen unverhofften Ereignisses gab, konnte ihn in die lebhafteste Aufregung bringen und ihn in Stimmungen versetzen, welche die Andern nur kennen, wenn sich das Schicksal mit Gunst oder Ungunst ihren persönlichen materiellen Interessen nähert. Um Börne’s Leben ganz zu erschöpfen, müßte man die Zeitgeschichte von dem Augenblick an, wo ihm das Verständniß derselben als Jüngling aufgieng, bis zur Ueberantwortung der Juli-Revolution an die Stock-Jobberey der Börse wieder erzählen; ja man müßte sie nicht bloß so darstellen, wie sie jetzt allmälig aufgeklärt und möglichst durchgesichtet, vor uns liegt, sondern so trüb und verworren, wie sie sich im Augenblick darstellte, wo auf eine sichre Nachricht noch hundert falsche Gerüchte kamen, von denen jedes in andrer Art die Nerven eines Gemüths erschütterte, welches mit seinen geheimsten Fäden an das Geflecht der Geschichte angesponnen schien und in jedem kleinsten Ereignisse nach dem Glück

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[17/0059] Außen her empfing er nur jene Eindrücke der Zeit, die in ihm Gemüthsumwälzungen und Gedankendurchbrüche schufen, welche wohl von einer innern, seelischen Tragödie beim Leben dieses Mannes sprechen lassen. Ein Zeitungsartikel, der ihm eine längst gefürchtete Nachricht bestätigte oder die Kunde eines irgendwo ausgebrochenen unverhofften Ereignisses gab, konnte ihn in die lebhafteste Aufregung bringen und ihn in Stimmungen versetzen, welche die Andern nur kennen, wenn sich das Schicksal mit Gunst oder Ungunst ihren persönlichen materiellen Interessen nähert. Um Börne’s Leben ganz zu erschöpfen, müßte man die Zeitgeschichte von dem Augenblick an, wo ihm das Verständniß derselben als Jüngling aufgieng, bis zur Ueberantwortung der Juli-Revolution an die Stock-Jobberey der Börse wieder erzählen; ja man müßte sie nicht bloß so darstellen, wie sie jetzt allmälig aufgeklärt und möglichst durchgesichtet, vor uns liegt, sondern so trüb und verworren, wie sie sich im Augenblick darstellte, wo auf eine sichre Nachricht noch hundert falsche Gerüchte kamen, von denen jedes in andrer Art die Nerven eines Gemüths erschütterte, welches mit seinen geheimsten Fäden an das Geflecht der Geschichte angesponnen schien und in jedem kleinsten Ereignisse nach dem Glück

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/59>, abgerufen am 24.11.2024.