Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

sätze, für welche Börne später auftrat, hatte sein Vater Verstand genug, als solche zu billigen, aber er fand es unbesonnen, sie auszusprechen. Ich lese, sagte er einmal, ich lese gern, was in seinen Schriften steht; aber ich wünsche nicht, daß es mein Sohn geschrieben. Hätte Börne den Empfehlungsbrief von Maria Theresia genommen, wäre nach Wien gereist und hätte sich im österreichischen Cabinet anstellen lassen, so würde er grade Dasjenige getroffen haben, was ihn mit seinem Vater hätte aussöhnen können. - Börne's Mutter war eine einfache Frau, die ohne wesentlichen Einfluß auf Börne's Gemüthsentwickelung geblieben ist. Von seinen Geschwistern liebte er besonders zärtlich eine Schwester (jetzige Madame Spiro in Frankfurt) und einen zu früh verstorbenen, sehr talentvollen jüngern Bruder. Zwey andre Brüder leben noch gegenwärtig in Frankfurt am Main.

Jacob Sachs, ein um die Fortschritte der Erziehung in Frankfurt a. Main verdienter Pädagog, wurde als junger Mann von dem grade in Lüttich abwesenden Vater Börne's aufgefordert, die Erziehung seiner drei Söhne zu übernehmen und zu dem Ende das in der Judengasse belegene Baruch'sche Haus zu beziehen. Die Bedingung, welche Herr Baruch machte,

sätze, für welche Börne später auftrat, hatte sein Vater Verstand genug, als solche zu billigen, aber er fand es unbesonnen, sie auszusprechen. Ich lese, sagte er einmal, ich lese gern, was in seinen Schriften steht; aber ich wünsche nicht, daß es mein Sohn geschrieben. Hätte Börne den Empfehlungsbrief von Maria Theresia genommen, wäre nach Wien gereist und hätte sich im österreichischen Cabinet anstellen lassen, so würde er grade Dasjenige getroffen haben, was ihn mit seinem Vater hätte aussöhnen können. – Börne’s Mutter war eine einfache Frau, die ohne wesentlichen Einfluß auf Börne’s Gemüthsentwickelung geblieben ist. Von seinen Geschwistern liebte er besonders zärtlich eine Schwester (jetzige Madame Spiro in Frankfurt) und einen zu früh verstorbenen, sehr talentvollen jüngern Bruder. Zwey andre Brüder leben noch gegenwärtig in Frankfurt am Main.

Jacob Sachs, ein um die Fortschritte der Erziehung in Frankfurt a. Main verdienter Pädagog, wurde als junger Mann von dem grade in Lüttich abwesenden Vater Börne’s aufgefordert, die Erziehung seiner drei Söhne zu übernehmen und zu dem Ende das in der Judengasse belegene Baruch’sche Haus zu beziehen. Die Bedingung, welche Herr Baruch machte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0073" n="31"/>
sätze, für welche Börne später auftrat, hatte sein Vater Verstand genug, als solche zu billigen, aber er fand es unbesonnen, sie auszusprechen. Ich lese, sagte er einmal, ich lese gern, was in seinen Schriften steht; aber ich wünsche nicht, daß es mein <hi rendition="#g">Sohn</hi> geschrieben. Hätte Börne den Empfehlungsbrief von Maria Theresia genommen, wäre nach Wien gereist und hätte sich im österreichischen Cabinet anstellen lassen, so würde er grade Dasjenige getroffen haben, was ihn mit seinem Vater hätte aussöhnen können. &#x2013; Börne&#x2019;s Mutter war eine einfache Frau, die ohne wesentlichen Einfluß auf Börne&#x2019;s Gemüthsentwickelung geblieben ist. Von seinen Geschwistern liebte er besonders zärtlich eine Schwester (jetzige Madame Spiro in Frankfurt) und einen zu früh verstorbenen, sehr talentvollen jüngern Bruder. Zwey andre Brüder leben noch gegenwärtig in Frankfurt am Main.</p>
        <p><hi rendition="#g">Jacob Sachs</hi>, ein um die Fortschritte der Erziehung in Frankfurt a. Main verdienter Pädagog, wurde als junger Mann von dem grade in Lüttich abwesenden Vater Börne&#x2019;s aufgefordert, die Erziehung seiner drei Söhne zu übernehmen und zu dem Ende das in der Judengasse belegene Baruch&#x2019;sche Haus zu beziehen. Die Bedingung, welche Herr Baruch machte,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0073] sätze, für welche Börne später auftrat, hatte sein Vater Verstand genug, als solche zu billigen, aber er fand es unbesonnen, sie auszusprechen. Ich lese, sagte er einmal, ich lese gern, was in seinen Schriften steht; aber ich wünsche nicht, daß es mein Sohn geschrieben. Hätte Börne den Empfehlungsbrief von Maria Theresia genommen, wäre nach Wien gereist und hätte sich im österreichischen Cabinet anstellen lassen, so würde er grade Dasjenige getroffen haben, was ihn mit seinem Vater hätte aussöhnen können. – Börne’s Mutter war eine einfache Frau, die ohne wesentlichen Einfluß auf Börne’s Gemüthsentwickelung geblieben ist. Von seinen Geschwistern liebte er besonders zärtlich eine Schwester (jetzige Madame Spiro in Frankfurt) und einen zu früh verstorbenen, sehr talentvollen jüngern Bruder. Zwey andre Brüder leben noch gegenwärtig in Frankfurt am Main. Jacob Sachs, ein um die Fortschritte der Erziehung in Frankfurt a. Main verdienter Pädagog, wurde als junger Mann von dem grade in Lüttich abwesenden Vater Börne’s aufgefordert, die Erziehung seiner drei Söhne zu übernehmen und zu dem Ende das in der Judengasse belegene Baruch’sche Haus zu beziehen. Die Bedingung, welche Herr Baruch machte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T11:49:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T11:49:31Z)
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T11:49:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Gutzkow Editionsprojekt:Editionsprinzipien
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/73
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/73>, abgerufen am 18.05.2024.