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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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und in ihnen eine unmittelbare Offenbarung Gottes zu sehen gelernt hatte, so regten sich doch bei seinem zur stillen Reflexion geneigten Verstande schon frühe mancherlei Zweifel. Schillers Sendung Mosis fiel ihm in die Hände. Er fand hier, daß der Erzählung von dem großen Gesetzgeber seines Volkes Alles Mythische und Wunderbare genommen war und erstaunte darüber um so mehr, als ihn sein Lehrer bedeutet hatte, daß die Christen sich zum alten Testament mit derselben Ehrfurcht verhielten, wie die Juden. Auch die jüdischen Briefe des Marquis d'Argens kamen ihm in einer deutschen Uebersetzung zur Hand. Der Lehrer nahm sie ihm fort, ehe er sich über sie noch ein anderes Urtheil gebildet hatte, als daß er seine Verwunderung ausdrückte, wie ein Christ zu so viel hebräischer Gelehrsamkeit käme! Bei dem Allen mußte er die Vorschriften des Gesetzes genau beobachten, durfte nie Brot essen, ohne sich die Hände gewaschen zu haben und begann auch schon, an den Fasttagen Theil zu nehmen. Ein alter Geistlicher, Rabbi Joseph, kam wöchentlich ins Haus, um in religiösen Dingen nach dem Rechten zu sehen, eigentlich aber wohl nur, da er sehr beschränkt war, um sich seinen Almosen zu holen.

und in ihnen eine unmittelbare Offenbarung Gottes zu sehen gelernt hatte, so regten sich doch bei seinem zur stillen Reflexion geneigten Verstande schon frühe mancherlei Zweifel. Schillers Sendung Mosis fiel ihm in die Hände. Er fand hier, daß der Erzählung von dem großen Gesetzgeber seines Volkes Alles Mythische und Wunderbare genommen war und erstaunte darüber um so mehr, als ihn sein Lehrer bedeutet hatte, daß die Christen sich zum alten Testament mit derselben Ehrfurcht verhielten, wie die Juden. Auch die jüdischen Briefe des Marquis d’Argens kamen ihm in einer deutschen Uebersetzung zur Hand. Der Lehrer nahm sie ihm fort, ehe er sich über sie noch ein anderes Urtheil gebildet hatte, als daß er seine Verwunderung ausdrückte, wie ein Christ zu so viel hebräischer Gelehrsamkeit käme! Bei dem Allen mußte er die Vorschriften des Gesetzes genau beobachten, durfte nie Brot essen, ohne sich die Hände gewaschen zu haben und begann auch schon, an den Fasttagen Theil zu nehmen. Ein alter Geistlicher, Rabbi Joseph, kam wöchentlich ins Haus, um in religiösen Dingen nach dem Rechten zu sehen, eigentlich aber wohl nur, da er sehr beschränkt war, um sich seinen Almosen zu holen.

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[41/0083] und in ihnen eine unmittelbare Offenbarung Gottes zu sehen gelernt hatte, so regten sich doch bei seinem zur stillen Reflexion geneigten Verstande schon frühe mancherlei Zweifel. Schillers Sendung Mosis fiel ihm in die Hände. Er fand hier, daß der Erzählung von dem großen Gesetzgeber seines Volkes Alles Mythische und Wunderbare genommen war und erstaunte darüber um so mehr, als ihn sein Lehrer bedeutet hatte, daß die Christen sich zum alten Testament mit derselben Ehrfurcht verhielten, wie die Juden. Auch die jüdischen Briefe des Marquis d’Argens kamen ihm in einer deutschen Uebersetzung zur Hand. Der Lehrer nahm sie ihm fort, ehe er sich über sie noch ein anderes Urtheil gebildet hatte, als daß er seine Verwunderung ausdrückte, wie ein Christ zu so viel hebräischer Gelehrsamkeit käme! Bei dem Allen mußte er die Vorschriften des Gesetzes genau beobachten, durfte nie Brot essen, ohne sich die Hände gewaschen zu haben und begann auch schon, an den Fasttagen Theil zu nehmen. Ein alter Geistlicher, Rabbi Joseph, kam wöchentlich ins Haus, um in religiösen Dingen nach dem Rechten zu sehen, eigentlich aber wohl nur, da er sehr beschränkt war, um sich seinen Almosen zu holen.

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/83>, abgerufen am 21.11.2024.