Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Chateaubriand. Chateaubriand kann nie wieder in die Ereignisse Selbst wenn sich Chateaubriand, dem man von Chateaubriand war vielleicht der uneigennützigste Er war von Natur untergeordnet; er wollte her¬ Chateaubriand. Chateaubriand kann nie wieder in die Ereigniſſe Selbſt wenn ſich Chateaubriand, dem man von Chateaubriand war vielleicht der uneigennuͤtzigſte Er war von Natur untergeordnet; er wollte her¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0100" n="82"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Chateaubriand</hi>.<lb/></fw> <p>Chateaubriand kann nie wieder in die Ereigniſſe<lb/> verflochten werden. Denn wenn man ſeine politiſche<lb/> Thaͤtigkeit in dem Ausdruck zuſammenfaſſen kann, daß<lb/> er fuͤr das Koͤnigthum und die Legitimitaͤt geſtritten<lb/> hat, ſo fehlen in Frankreich fuͤr dieſelbe jetzt alle Vor¬<lb/> ausſetzungen.</p><lb/> <p>Selbſt wenn ſich Chateaubriand, dem man von<lb/> Seiten des Gemuͤths jede Schwaͤche zutrauen kann,<lb/> dem Juliusthron befreundete, was z. B. nach einem<lb/> Sterbefalle des jungen Bordeaux ſich ereignen moͤchte,<lb/> ſo waͤre doch dem Koͤnigthum mit einem Streiter die¬<lb/> ſer Art wenig gedient.</p><lb/> <p>Chateaubriand war vielleicht der uneigennuͤtzigſte<lb/> Anwald der Bourbone; und doch hat er ihnen am we¬<lb/> nigſten genuͤtzt. Die wahren Freunde des Koͤnigthums<lb/> haben mit den Koͤnigen eine geiſtige Verwandtſchaft,<lb/> einen gleichen Trieb der Superioritaͤt, der angeboren<lb/> ſein muß. Davon hatte Chateaubriand nichts.</p><lb/> <p>Er war von Natur untergeordnet; er wollte her¬<lb/> vorgezogen ſein; den royaliſtiſchen Furor, das Marmor¬<lb/> herz eines Crillon oder Bayard hatte er nicht. Cha¬<lb/> teaubriand war nur der Schauſpieler des Koͤnigthums,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [82/0100]
Chateaubriand.
Chateaubriand kann nie wieder in die Ereigniſſe
verflochten werden. Denn wenn man ſeine politiſche
Thaͤtigkeit in dem Ausdruck zuſammenfaſſen kann, daß
er fuͤr das Koͤnigthum und die Legitimitaͤt geſtritten
hat, ſo fehlen in Frankreich fuͤr dieſelbe jetzt alle Vor¬
ausſetzungen.
Selbſt wenn ſich Chateaubriand, dem man von
Seiten des Gemuͤths jede Schwaͤche zutrauen kann,
dem Juliusthron befreundete, was z. B. nach einem
Sterbefalle des jungen Bordeaux ſich ereignen moͤchte,
ſo waͤre doch dem Koͤnigthum mit einem Streiter die¬
ſer Art wenig gedient.
Chateaubriand war vielleicht der uneigennuͤtzigſte
Anwald der Bourbone; und doch hat er ihnen am we¬
nigſten genuͤtzt. Die wahren Freunde des Koͤnigthums
haben mit den Koͤnigen eine geiſtige Verwandtſchaft,
einen gleichen Trieb der Superioritaͤt, der angeboren
ſein muß. Davon hatte Chateaubriand nichts.
Er war von Natur untergeordnet; er wollte her¬
vorgezogen ſein; den royaliſtiſchen Furor, das Marmor¬
herz eines Crillon oder Bayard hatte er nicht. Cha¬
teaubriand war nur der Schauſpieler des Koͤnigthums,
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