Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Chateaubriand. von dem man sagen kann, daß er trotz seines Unglücksdoch nicht Aufopferung genug für seine Meinung be¬ saß. Was er für das Königthum litt, war in der That etwas, was er bei seinem Unverstande, seiner unpraktischen Haltung und dem Instinkt Fehler zu machen, auch sonst hätte leiden müssen. Chateaubriand vertheidigte das Königthum nicht mit der Schroffheit eines unumschränkten Befehlshabers; er war durch seine Schicksale unter die Partei getreten, welche gewohnt ist, Alles mit kalter Ruhe zu prüfen, die öffentliche Mei¬ nung zu sondiren, und Jedes von der Theilnahme zu erwarten, unter die Autoren; so kam es, daß er mit den Gegnern des Königthums zu viel unterhandelte. Solche Männer, welche die Alternative fürchten, Ihr wollt diese Unterhändler in Schutz nehmen? 6 *
Chateaubriand. von dem man ſagen kann, daß er trotz ſeines Ungluͤcksdoch nicht Aufopferung genug fuͤr ſeine Meinung be¬ ſaß. Was er fuͤr das Koͤnigthum litt, war in der That etwas, was er bei ſeinem Unverſtande, ſeiner unpraktiſchen Haltung und dem Inſtinkt Fehler zu machen, auch ſonſt haͤtte leiden muͤſſen. Chateaubriand vertheidigte das Koͤnigthum nicht mit der Schroffheit eines unumſchraͤnkten Befehlshabers; er war durch ſeine Schickſale unter die Partei getreten, welche gewohnt iſt, Alles mit kalter Ruhe zu pruͤfen, die oͤffentliche Mei¬ nung zu ſondiren, und Jedes von der Theilnahme zu erwarten, unter die Autoren; ſo kam es, daß er mit den Gegnern des Koͤnigthums zu viel unterhandelte. Solche Maͤnner, welche die Alternative fuͤrchten, Ihr wollt dieſe Unterhaͤndler in Schutz nehmen? 6 *
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Chateaubriand.
von dem man ſagen kann, daß er trotz ſeines Ungluͤcks
doch nicht Aufopferung genug fuͤr ſeine Meinung be¬
ſaß. Was er fuͤr das Koͤnigthum litt, war in der
That etwas, was er bei ſeinem Unverſtande, ſeiner
unpraktiſchen Haltung und dem Inſtinkt Fehler zu
machen, auch ſonſt haͤtte leiden muͤſſen. Chateaubriand
vertheidigte das Koͤnigthum nicht mit der Schroffheit
eines unumſchraͤnkten Befehlshabers; er war durch ſeine
Schickſale unter die Partei getreten, welche gewohnt iſt,
Alles mit kalter Ruhe zu pruͤfen, die oͤffentliche Mei¬
nung zu ſondiren, und Jedes von der Theilnahme zu
erwarten, unter die Autoren; ſo kam es, daß er mit
den Gegnern des Koͤnigthums zu viel unterhandelte.
Solche Maͤnner, welche die Alternative fuͤrchten,
koͤnnen auf einen Augenblick das Koͤnigthum retten,
wo es in Gefahr iſt; aber auf laͤngere Zeit untergra¬
ben ſie es, und machen aus einer Thatſache der Au¬
toritaͤt ein Zugeſtaͤndniß der Uebereinkunft. Dieſe Maͤn¬
ner werden in gefahrvollen Momenten, wo die Taͤu¬
ſchungen ſchwinden, auch immer erdruͤckt werden.
Ihr wollt dieſe Unterhaͤndler in Schutz nehmen?
Ihr ſehet in ihnen Maͤnner des Friedens? Nein, ſie
ſind die gefaͤhrlichſten Feinde fuͤr das unbeſchraͤnkte Koͤ¬
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