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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.

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Doktor Francia.
rungsjunten zusammen, und in Dolores stand der Mär¬
tyrer der mexicanischen Freiheit, Hidalgo, auf, um bald
auf dem Blutgerüst Zeugniß zu geben von dem, was
die Zukunft an seinem Tode rächen würde.

In Buenos Ayres aber, wo nun die zweifarbige,
blau- und weiße republikanische Fahne wehte, ging die
Revolution einen gemächlichen und bequemen Gang.
Die Militairherrschaft war über Südamerika noch nicht
angebrochen, weil weder die Propaganda der Losreißung
noch der spanische Widerstand recht organisirt waren.
Hier lag noch Alles in den Händen einzelner von der
öffentlichen Stimme bevorzugter Advokaten: nicht ein¬
mal die Kaufleute, wie in Bolivia, mischten sich ein,
das System aber, das man bei diesen civilen Bewe¬
gungen befolgte, war jenes, das Fouche einst zum gro¬
ßen Aerger des Kaisers und zu seinem eignen Nach¬
theil bezeichnet hatte. "Wenn ich sterbe, Fouche," fragte
Napoleon vor der Geburt des Königs von Rom, "was
werden Sie thun?" "Sire," antwortete der Chef der
geheimen Polizei, der sich hier selbst verrieth, "ich werde
so viel Gewalt an mich reißen, als mir nur mög¬
lich ist."

Das that man in Buenos-Ayres: man theilte sich
in die Revolution, und Francia bewies, daß er die

Doktor Francia.
rungsjunten zuſammen, und in Dolores ſtand der Maͤr¬
tyrer der mexicaniſchen Freiheit, Hidalgo, auf, um bald
auf dem Blutgeruͤſt Zeugniß zu geben von dem, was
die Zukunft an ſeinem Tode raͤchen wuͤrde.

In Buenos Ayres aber, wo nun die zweifarbige,
blau- und weiße republikaniſche Fahne wehte, ging die
Revolution einen gemaͤchlichen und bequemen Gang.
Die Militairherrſchaft war uͤber Suͤdamerika noch nicht
angebrochen, weil weder die Propaganda der Losreißung
noch der ſpaniſche Widerſtand recht organiſirt waren.
Hier lag noch Alles in den Haͤnden einzelner von der
oͤffentlichen Stimme bevorzugter Advokaten: nicht ein¬
mal die Kaufleute, wie in Bolivia, miſchten ſich ein,
das Syſtem aber, das man bei dieſen civilen Bewe¬
gungen befolgte, war jenes, das Fouché einſt zum gro¬
ßen Aerger des Kaiſers und zu ſeinem eignen Nach¬
theil bezeichnet hatte. „Wenn ich ſterbe, Fouché,“ fragte
Napoleon vor der Geburt des Koͤnigs von Rom, „was
werden Sie thun?“ „Sire,“ antwortete der Chef der
geheimen Polizei, der ſich hier ſelbſt verrieth, „ich werde
ſo viel Gewalt an mich reißen, als mir nur moͤg¬
lich iſt.“

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[202/0220] Doktor Francia. rungsjunten zuſammen, und in Dolores ſtand der Maͤr¬ tyrer der mexicaniſchen Freiheit, Hidalgo, auf, um bald auf dem Blutgeruͤſt Zeugniß zu geben von dem, was die Zukunft an ſeinem Tode raͤchen wuͤrde. In Buenos Ayres aber, wo nun die zweifarbige, blau- und weiße republikaniſche Fahne wehte, ging die Revolution einen gemaͤchlichen und bequemen Gang. Die Militairherrſchaft war uͤber Suͤdamerika noch nicht angebrochen, weil weder die Propaganda der Losreißung noch der ſpaniſche Widerſtand recht organiſirt waren. Hier lag noch Alles in den Haͤnden einzelner von der oͤffentlichen Stimme bevorzugter Advokaten: nicht ein¬ mal die Kaufleute, wie in Bolivia, miſchten ſich ein, das Syſtem aber, das man bei dieſen civilen Bewe¬ gungen befolgte, war jenes, das Fouché einſt zum gro¬ ßen Aerger des Kaiſers und zu ſeinem eignen Nach¬ theil bezeichnet hatte. „Wenn ich ſterbe, Fouché,“ fragte Napoleon vor der Geburt des Koͤnigs von Rom, „was werden Sie thun?“ „Sire,“ antwortete der Chef der geheimen Polizei, der ſich hier ſelbſt verrieth, „ich werde ſo viel Gewalt an mich reißen, als mir nur moͤg¬ lich iſt.“ Das that man in Buenos-Ayres: man theilte ſich in die Revolution, und Francia bewies, daß er die

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/220>, abgerufen am 24.11.2024.