Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Chateaubriand. recht bürgerlich eine Pfeife anzündet, und in Hemd¬ärmeln den jungen Vicomte bei sich vorüberpilgern sieht. Haltet ihn nicht auf; er sucht mehr, als ihr; er sucht die nordwestliche Durchfahrt; er macht eine Nordpolex¬ pedition, ganz allein zu Fuß, auf eigne Kosten und auf eignen Ruhm. Fragt ihn nicht nach Frankreich; er weiß nichts von Frankreich; er weiß nur, was ihm sein Oheim gesagt hat, daß es besser sei, die nordwestliche Durchfahrt zu suchen, als in Paris die Ereignisse ab¬ zuwarten. Chateaubriand befährt den Hudson, er sieht den Chateaubriand. recht buͤrgerlich eine Pfeife anzuͤndet, und in Hemd¬aͤrmeln den jungen Vicomte bei ſich voruͤberpilgern ſieht. Haltet ihn nicht auf; er ſucht mehr, als ihr; er ſucht die nordweſtliche Durchfahrt; er macht eine Nordpolex¬ pedition, ganz allein zu Fuß, auf eigne Koſten und auf eignen Ruhm. Fragt ihn nicht nach Frankreich; er weiß nichts von Frankreich; er weiß nur, was ihm ſein Oheim geſagt hat, daß es beſſer ſei, die nordweſtliche Durchfahrt zu ſuchen, als in Paris die Ereigniſſe ab¬ zuwarten. Chateaubriand befaͤhrt den Hudſon, er ſieht den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0084" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Chateaubriand</hi>.<lb/></fw>recht buͤrgerlich eine Pfeife anzuͤndet, und in Hemd¬<lb/> aͤrmeln den jungen Vicomte bei ſich voruͤberpilgern ſieht.<lb/> Haltet ihn nicht auf; er ſucht mehr, als ihr; er ſucht<lb/> die nordweſtliche Durchfahrt; er macht eine Nordpolex¬<lb/> pedition, ganz allein zu Fuß, auf eigne Koſten und auf<lb/> eignen Ruhm. Fragt ihn nicht nach Frankreich; er<lb/> weiß nichts von Frankreich; er weiß nur, was ihm ſein<lb/> Oheim geſagt hat, daß es beſſer ſei, die nordweſtliche<lb/> Durchfahrt zu ſuchen, als in Paris die Ereigniſſe ab¬<lb/> zuwarten.</p><lb/> <p>Chateaubriand befaͤhrt den Hudſon, er ſieht den<lb/> Niagara ſtuͤrzen. Fuͤrchtet nicht, daß ihn der Donner<lb/> des Falles etwas vergeſſen machen wird; denn noch hat<lb/> er nichts gelernt! Er beſucht die Indianer, ſie ſollen<lb/> ihm Auskunft geben uͤber die nordweſtliche Durchfahrt.<lb/> Die Indianer lieben ihn, ſie laſſen ihn die Pfeife der<lb/> Freundſchaft rauchen, er trinkt ihren Meth und bewun¬<lb/> dert ihre Taͤnze. Chateaubriand fuͤhlt ſich heimiſch in<lb/> dem Urwalde, er belauſcht das Krokodil das am Hud¬<lb/> ſon ſchlaͤft, er wiederholt die Jagden von Verſailles,<lb/> ſchießt Haſen und Fuͤchſe, er vergißt die nordweſt¬<lb/> liche Durchfahrt, und ſiedelt ſich in den Schauern der<lb/> erſten Schoͤpfung an.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0084]
Chateaubriand.
recht buͤrgerlich eine Pfeife anzuͤndet, und in Hemd¬
aͤrmeln den jungen Vicomte bei ſich voruͤberpilgern ſieht.
Haltet ihn nicht auf; er ſucht mehr, als ihr; er ſucht
die nordweſtliche Durchfahrt; er macht eine Nordpolex¬
pedition, ganz allein zu Fuß, auf eigne Koſten und auf
eignen Ruhm. Fragt ihn nicht nach Frankreich; er
weiß nichts von Frankreich; er weiß nur, was ihm ſein
Oheim geſagt hat, daß es beſſer ſei, die nordweſtliche
Durchfahrt zu ſuchen, als in Paris die Ereigniſſe ab¬
zuwarten.
Chateaubriand befaͤhrt den Hudſon, er ſieht den
Niagara ſtuͤrzen. Fuͤrchtet nicht, daß ihn der Donner
des Falles etwas vergeſſen machen wird; denn noch hat
er nichts gelernt! Er beſucht die Indianer, ſie ſollen
ihm Auskunft geben uͤber die nordweſtliche Durchfahrt.
Die Indianer lieben ihn, ſie laſſen ihn die Pfeife der
Freundſchaft rauchen, er trinkt ihren Meth und bewun¬
dert ihre Taͤnze. Chateaubriand fuͤhlt ſich heimiſch in
dem Urwalde, er belauſcht das Krokodil das am Hud¬
ſon ſchlaͤft, er wiederholt die Jagden von Verſailles,
ſchießt Haſen und Fuͤchſe, er vergißt die nordweſt¬
liche Durchfahrt, und ſiedelt ſich in den Schauern der
erſten Schoͤpfung an.
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